Was lange währt, wird endlich gut. Nach langem Bangen und Hoffen fand sie endlich den Weg auf meinen Plattenteller, die neue Platte von Slothrust aus Boston (oder mittlerweile L.A.?). „Parallel Timeline“ heißt das von Dangerbird Records veröffentlichte Baby und so viel vorneweg: es übertrifft meine kühnsten Erwartungen. Ebenfalls vorneweg: das Album erschien offiziell bereits im September letzten Jahres, müsste aber spätestens, während ihr hier und jetzt diese Zeilen lest, tatsächlich erhältlich sein und ihr könnt es euch getrost zulegen. Zumindest dann, wenn ihr ein Herz für Alternative Rock habt.
Nun ist dieses „Alternative Rock“ ja von je her eine etwas schwammige Umschreibung für moderne Populärmusik. Deshalb im folgenden ein kurzer Abriss, wie Slothrust mit diesem Begriff umgehen. Da haben wir auf der einen Seite geradezu grungige Songs wie „The Next Curse“. Die Nummer erinnert an Bush, geht aber deutlich zügiger voran, als man das von Gavin Rossdale und seinen Mannen kennt. Volle Breitseite und eindeutig ein Höhepunkt auf „Parallel Timelines“. Und gleich danach dann das. „Strange Astrology“ ist eine sanfte und verträumte Popperle, zu der man einfach nur die Augen schließen, sich zurück lehnen und all das Unheil dieser Welt für einen Moment vergessen mag.
Slothrust zeigen sich absolut variabel. Frontfrau Leah Wellbaum sowieso. Mit schier unglaublicher gesanglicher Varianz, ähnlich wie einst die 2018 leider verstorbene Frontfrau der Cranberries, Dolores O’Riordan, versteht sie es, jedem der zehn Songs ein Alleinstellungsmerkmal zu verpassen. Das ist große Kunst und viel musikalisches Verständnis. Kyle Bann am Bass und den Keys sowie Will Gorin an den Drums und Keys tragen durch ihr Können ebenfalls dazu bei.
Slothrust scheinen auf „Parallel Timelines“ nicht um jeden Preis ein musikalisches Konzept verfolgen zu wollen. Vielmehr erwecken sie den Eindruck, dass sie aufgenommen haben, was ihnen gerade in den Sinn kam. Für Menschen, die gerne Ramones-Platten hören, weil diese verlässlich wie ein Schweizer Uhrwerk durchrattern, mag das anstrengend sein. Für alle etwas Abenteuerlustigeren haben wir hier das richtige Werk am Start. Durch diese versprühte Spontanität wirkt das Album frisch und frech. Nichts ist wie es eben noch war, wodurch es auch bei wiederholtem Hören immer noch was zu entdecken gibt. Wunderbar!
Eine Hilfe zur Orientierung bieten uns Slothrust aber. Seite B lässt es deutlich ruhiger angehen. Das Piano greift maßgeblich in das Songgeschehen ein und die Songs versprühen eine etwas nachdenklichere Aura. Plump gesagt: Seite A ist für die Rocker*Innen, Seite B ist für die Popper*Innen. Beide Seiten zusammen ergeben ein richtig gutes, nun ja, Alternative Rock-Album eben. Wer es für legitim hält, Sonic Youth und Tina Dico am Stück zu hören, der/die ist mit Slothrust mal so richtig gut bedient. By the way, alle anderen auch!
„Parallel Timeline“ ist nicht nur schön zu hören, sondern auch schön anzukucken. In miesen Zeiten wie diesen, wirkt das bunte Regenbogen-Artwork wie eine herzerfrischende Wohltat. Das würde sich nicht nur im Kinderzimmer als schicke Wanddekoration eignen, aber es soll dann doch lieber die Platte beheimaten, die es in schlichtem schwarz, aber auch in total abgefahrenem Regenbogenmuster, in Yellow und sogar als Glow In The Dark-Vinyl gibt. Das Gatefold-Format, ein Textblatt in Heftform und der Downloadschnipsel sind zusätzliche Zeugen für ein aufwändig produziertes Musikprodukt. Erhältlich z.B. hier:
Interpret | Keine Daten vorhanden |
Titel | Keine Daten vorhanden |
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