Interessanterweise kannte ich Pascal Schumacher nicht und war erstmal eher verstört als begeistert, als mir unser Kollege Thomas dieses Album im Redaktions-Chat anpries. Klar, hat er dann doch mal keinen Bock Musik zu rezensieren, die ihm nicht gefällt. Ungewöhnlich für ihn, aber ok, dachte ich. Die Chance für mich, wieder mal in etwas neue Gefilde einzutauchen bzw. mich wieder vermehrt der Neoklassik zu widmen.
Pascal Schumacher ist ein renommierter Künstler aus dem moselfränkischen Städtchen Lëtzebuerg. Er ist seit 2001 als Dozent für Schlagwerk am dortigen Konservatorium tätig, spielte auch schon als Solist für das Zürcher Kammerorchester, das WDR Rundfunkorchester Köln, die Camerata Megaron in Athen, das Orchestre Philharmonique du Luxembourg, das Orchestre de Chambre du Luxembourg, die United Instruments of Lucilin, das Deutsche Kammerorchester Berlin, die Neue Philharmonie Frankfurt sowie die Junge Norddeutsche Philharmonie. Hui. Doch ein recht üppiger Lebenslauf, den der junge Mann da hat. Er hat sich also vor allem als Komponist und Vibraphonist in Jazz- und Klassik-Kreisen einen Namen gemacht. Und sicher keinen schlechten.
2020 veröffentlichte Pascal Schumacher mit “Sol” sein erstes Solo-Album. Das Werk, bei dem v.a. das Vibraphon im Mittelpunkt stand, ist der Sonne gewidmet. “Luna” ist nun der direkte Nachfolger und nimmt den Erdtrabanten in den Augenschein. Es ist die direkte Weiterführung des eingeschlagenen Konzeptes und doch auch die kontrastreiche Reaktion auf seinen Vorgänger. Wie kann es anders sein: Wo “Sol” noch Helligkeit ausstrahlte und verkörperte, ist es bei “Luna” das Dunkel, dass hier in den Vordergrund rückt. So vermittelt die Stimmung, die Pascal Schumacher mit seinem so weich klingenden Schlagwerk-Spiel heraufbeschwört, Gefühle von Melancholie und Einsamkeit. Unterstützt wird er bei diesen Gefühlen durch die Streicher des Echo Collectives, die im Wesentlichen der Neoklassik zuzuordnen sind.
Allgemein liegt der musikalische Fokus auf “Luna” beim Post-Rock, um das mal als Genre-Oberbegriff für das Album zu nennen. Post-Rock ist ja mittlerweile ein sehr breitgefächertes Genre geworden. Auf “Luna” wird wie im Allgemeinen bei Post-Rock auch auf Klangfarben und Texturen geachtet und ist weit mehr als eine Mischung aus Klassik und Jazz, was auch darin liegen könnte, dass vermehrt Synthesizer zum Einsatz kommen. Die Stücke haben immer wieder den gleichen Aufbau …. ein starkes Gerüst und drumherum werden beispielsweise Streicherparts mit Improvisationscharakter gebaut.
Ich kann mir hier gut vorstellen, dass Fans von Ólafur Arnalds oder Nils Frahm voll auf ihre Kosten kommen. Aber nicht nur die werden ihre helle Freude mit “Luna” haben. Auch die Post-Rocker, die doch eher kopfwackelnd auf Konzerten zu finden sind, dürften hier einen Zugang finden.
An dieser Stelle möchte ich auch nochmal Echo Collective wärmstens empfehlen.
Zu erwerben ist “Luna” auf Bandcamp und JPC
Viel Spaß beim Hören und Entdecken!