Mein Lieblingslabel aus der Schweiz, Hummus Records, hat in letzter Zeit wieder ordentlich was veröffentlicht. Neu unter den Veröffentlichungen ist auch Anna Aaron aus Basel mit ihrem Album „Gummy“, das am 07. Oktober heraus gekommen ist. Auf „Gummy“ träumt die Musikerin Anna Aaron, oder auch Cécile Meyer, wie sie mit bürgerlichen Namen heißt, davon, den Einfluss der elektronischen Musik auf melodische Popsongs auf ihre Weise auszuüben.
War ihre Fokussierung auf dem letzten Album „Pallas Dreams“ noch eher von Dunkelheit geprägt, so hat auf dem neuen Album deutlich sichtbarer ein Stimmungsaufheller bei Anna Aaron Einzug gehalten. Liegt wohl grundsätzlich auch daran, das es in einer Phase „Herzschmerz im späteren Stadium“ spielt. Also schon Herzschmerz, aber mit neuen Plänen, Ideen, usw. Des Weiteren fokussiert sie sich mehr auf ihr Songwriting und zieht sich die Einflüsse z.B. aus der elektronischen Musik der 70er. Hilfe hatte sie dabei auch von Bernard Trontin, der dabei ihre sequenzierten Beats auf das Schlagzeug übertrug. Als eingefleischter Musikfan sollte man wissen, dass Bernard Trontin Teil der Schweizer Institution The Young Gods ist.
Die Themen des Albums drehen sich um persönliche Erzählungen und Identität. Es ist, wie bereits am Anfang geschrieben, eine Platte über Herzschmerz im Spätstadium. Ob es um ihren eigenen Herzschmerz geht, lässt sie offen. Aber das ist auch nicht wichtig. Wichtig ist, dass man in diesem Spätstadium des Herzschmerzes bereits begonnen hat, neue Menschen zu treffen und sich seinen emotionalen Raum zurück erobert.
„Einen Song zu produzieren kann sich anfühlen wie das Einrichten eines Zimmers. Man hat die Basis durch die Akkorde und die Melodie, und dann überlegt man sich kleine Dinge, die man hinzufügen kann, um es zu dekorieren und es persönlicher und interessanter zu machen. In gewisser Weise ist jede Platte, die man macht, eine kleine Welt, die man für sich selbst aufbaut und in der man dann für ein Jahr oder so leben kann. Die ‚Gummy‘-Welt fühlt sich für mich besonders magisch an, weil ich noch nie so viel persönliche Mühe und Präzision in die Entstehung eines Albums gesteckt habe. Mein Wunsch ist es, dass auch andere in dieser Welt leben können und dort hoffentlich etwas Trost und Unterstützung finden.“
Alle Songs wurden von Anna in ihrem Studio, als auch in einem kleinen Berghäuschen produziert, in dem sie mit Bernard bereits an einem Ambient – Album namens „Moonwaves“ arbeitete. Alain Meyer, der Bruder von Cécile, übernahm kurz vor Ende der Produktion das Einspielen der Schlagzeugspuren und ließ die Erwartungen nochmal in die Höhe schnellen. Das Ergebnis ist eine hypnotische Reise in ein schwarzes Loch mit etwas Glitzer und Glamour und der vorangegangenen Arbeit von Anna Aaron und Bernard Trontin, die ihre Verspieltheit mit eingearbeitet haben.
Für mich ist dieses Album ganz klar eine der Überraschungen in diesem Jahr und und es wert, ein Ohr darin zu riskieren!
Zu erwerben ist das Vinyl bei Hummus Records (wenn man auf farbiges Vinyl steht) und bei JPC.
Viel Spaß beim Hören und Entdecken!