“Ich zähl´bis zehn und dann will ich euch springen seh´n!” Ja genau. Die Zeit vergeht wie im Flug und tatsächlich beglücken uns The Used mit ihrem inzwischen zehnten Album “Toxic Positivity”, erschienen bei Hassle Records. Wobei, wenn man ehrlich ist, ist beglücken evt. doch falsch gewählt, denn im Großen und Ganzen darf die Hörerschaft sich mit der Thematik rund um Depressionen auseinandersetzen, also keine leichte Kost.
Sänger Bert McCracken beschreibt das neue Album als eine Reise durch das Leben eines depressiven, angstgeplagten Menschen und dabei von den Höhen und Tiefen einer Depression. Er selbst gibt zu, dass es ihm schwer fällt, “Toxic Positivity” komplett durchzuhören. Wenn man dabei bedenkt, dass die 11 Tracks gerade mal 30 Minuten füllen, ist das durchaus eine Aussage, die jede*r für sich bewerten mag.
Bevor wir starten, ist es wichtig, den Dreher mal wieder auf 45rpm zu stellen. Meiner Meinung nach ist es eher eine philosophische Frage und keine von Klangqualität, eine LP für 45, statt für 33rpm pressen zu lassen. Meiner Meinung nach hätte man einiges an Rohstoffen einsparen können, wenn man die LP auf nur eine statt auf zwei Platten gepresst hätte. Dadurch bräuchte man auch kein Gatefold Cover womit wieder Ressourcen aber auch Platz im Plattenregal gespart wäre. Außerdem nervt es dann noch alle zwei bis drei Songs die Seite oder gar die Platte zu wechseln. Fast artet das schon in Sport aus.
Das Album startet mit “The worst I´ve ever been” sehr kraftvoll und erinnert zumindest in den Strophen an Fall Out Boy. Der Refrain hingegen wirkt, als wäre er extra für die Charts komponiert worden, so gefällig eingängig ist er. Deutlich stimmiger und melancholischer kommt “Numb” daher, schon jetzt definitiv einer meiner Lieblingssongs in 2023. Denkt euch euren Teil. Titel drei spricht mir mit “I hate erverybody” aus der Seele. Tatsächlich ist es jedoch auch wieder recht eingängig und erinnert an die kommerziellen Nu Rock Stücke der 00er Jahre, nur halt in Moll. “Pinky Swear”, der Opener auf Seite zwei, ist wieder eine Spur härter und wäre der Refrain nicht, wäre der Song absolut stimmig. Insgesamt hat man immer das Gefühl, als würde versucht, trotz der schwierigen und ernsten Thematik immer einen Fuss in den Singlecharts haben zu wollen. Auch “Headspace” ist ein Beweis dafür. Kaum ertönt der Refrain, will man mitschunkeln. Aber auch auf der zweiten Seite gibt es ein Highlight mit der Ballade “Cherry”, die auch so eins zu eins von Linkin Park stammen könnte. Seite 3 beginnt mit “Dopamine”, eine Mischung aus My Chemical Romance und The Used, wie man sie aus den 00er Jahren kennt. Mir geht es tatsächlich ein wenig wie Bert McCracken. Ich habe auch meine Probleme die Platte durchzuhören. Nicht jedoch wegen der Thematik an sich, darauf basiert ja quasi die gesamte Gothic und Emo Szene, sondern wegen der Sprünge zwischen Melancholisch und “Shiny Happy People” Musik. Nicht Fisch und nicht Fleisch, doch vielleicht ist eben genau das, was The Used auch haben wollten, eben die Höhen und Tiefen und das teils auf weniger als 3 Minuten komprimiert.
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