Heute in der Special Rubrik Diversity Dive ein Rückblick auf das Flinta Only Konzert auf der “Flinta Winta”- Tour von Team Scheisse & 24/7 Diva Heaven.
Okay, daran, was Flinta heißt haben sich viele ja schon fast gewöhnt. Aber, hä? Was bitteschön heißt jetzt Winta? Es ist ganz einfach, nämlich so einfach, wie wir’s sprechen in Berlin, wo 24/7 Diva Heaven herkommen: Winter. Also ein Flinta Only Winter im Dezember 2023.
Ich bin jetzt endlich fertig mit meinen Fotos und dem Bericht, es ist immerhin noch Winter, aber schon 2024. Am Ende ist das auch egal, wenn’s mal wieder länger dauert, ist eben Punkrock und keine Tagespresse.
Das ändert ja nichts am Inhalt oder der Relevanz der mit viel Liebe und Selbstzweifeln, jedoch zu 100% ohne Mansplaining, geschossenen handverlesenen Fotos. Diese Fotos lasse ich jetzt sprechen, die gespielten Songs findet ihr auf den Fotos mit den Setlists.
Aber warum steht das dann beim Diversity Dive und was soll daran schon divers sein, wenn das Flinta only ist? Divers meint doch alle, auch die Cis-Männer? Ja klar, Diversität schließt alle mit ein. Und genau das wünsche ich mir am Ende auch, nämlich neue Wege in der Musik und dass sich die Lücke schließt, weshalb diese erstmal gefüllt werden muss. Cis-Männer, die genauso denken, braucht das Land. Hat so ähnlich schon Ina Deter gesungen, als ich noch klein war und mich geprägt.
Von daher ist super, dass heute zwar Flinta Only Publikum ist, jedoch nicht Flinta Only Stage, denn Team Scheisse sind eine gemischte Band aus Flinta + Cis-Dudes. Cis-Männer auf einem Flinta Only Konzert, das gefällt jetzt nicht allen, ist schon klar. Zu den Pro-Contras und überhaupt und sowieso gab es dann auch eine sehr rege Diskussion in den Kommentaren beim Plastic Bomb Insta-Post für das “Flinta Winta” Konzert im Schlachthof Wiesbaden.
Mir persönlich gefällt das so gemischt und divers im Line-Up. Mir persönlich gefallen ja auch Männer, ach Quatsch, ich liebe sie, nur eben nicht alle. Das heißt besonders gefallen mir keine Obermacker, Rapists und Sexists.
Alleys hingegen mag ich. Ich find auch Typen erstmal sympathisch, die uns aufrichtig viel Spaß beim Flinta Only wünschen, oder sich selbst mal ein Konzert für schmächtige Cis-Dudes wünschen (beides gelesen in den Kommis beim Plastic Bomb Instagram).
Männer, die nicht anfangen wahlweise zu heulen oder zu pöbeln, wenn die von ihnen respektierte geschlossene Gesellschaft beispielsweise nicht die Grundschulseepferdchengruppe im Schwimmbad, die Ü50 Trainingsgruppe im Fitnessstudio oder eine x-beliebige private Party darstellt. Die auch ohne diese Settings verstehen, dass die Spezies nicht dem Untergang geweiht ist, weil sie ausnahmsweise kurz mal wo nicht dabei sein können.
Als so eine Art Veranstaltung mit geschlossener Gesellschaft verstehe ich das Konzert, als nicht weniger und nicht mehr. Denn tatsächlich können Cis-Dudes nur vorübergehend nicht mitmischen, für eine ganz kleine Mini-Tour mit nur 6 Könzertchen in Köln – Wiesbaden – Münster – Hamburg – Berlin – Hannover. Was allerdings auffällig gut ankommt, bei den Adressatinnen: Nicht nur ausverkauftes Haus in Berlin im Cassiopeia ist der Beweis.
Nach der Mini-Tour ist wieder Open For All. Dann können alle Männer ihre absoluten Lieblingsbands 24/7 Diva Heaven und Team Scheisse auch wieder life bewundern. Nein, sie werden demnach also nicht ausgeschlossen, aber die Angst ist groß und laut bei einigen. Gerade aber jene lauten Schisser nicht dabeizuhaben, darüber bin ich sehr froh.
Da bin ich auch nicht die Einzige, die froh über deren Fernbleiben ist, denn genau wegen jenen gibt es ja unter anderem die gut besuchten Flinta Only Konzerte, Jams und Safe Spaces. Genau deren Existenz macht manche Typen dann wieder so eklig aggressiv und ängstlich, weshalb Flinta sie dann nicht dabeihaben will.
Ein Teufelskreis? Da beißt der Hund sich selbst in den Schwanz, dreht sich wild im Kreis und das Ei legt die Henne. Es ist somit klar, das müsste also alles gar nicht sein, ja wenn…. sie uns einfach mal machen lassen würden und uns viel Spaß wünschen würden beim Rocken, ganz cool und locker. Gewalt, Übergriffe, Unterdrückung und diesen ganzen Mist wegzulassen brauche ich nicht extra erwähnen, oder? Ist eh klar!
Allerdings ist auch vollkommen klar, dass es ebenso sexistisch ist, Flinta darzustellen ohne Blindflecken, Aggressionen, Häme, Brutalität, Missbrauchsverhalten, Unterdrückung durch Recht der Stärkeren, Rücksichtslosigkeit, Sexuelle Belästigung, Stalking und so weiter und so fort. Klar kommt das nicht nur statistisch seltener vor, sondern entspricht auch meiner persönlichen Erfahrung.
Aber ich jedenfalls möchte so ein stereotypes und toxisches Bild nicht unterstützen, in dem Flinta ausschließlich die angeboren lieben, gütigen, hilfsbereiten, freundlichen, fairen und umsorgenden Wesen sein sollen. Ich hätte auch nicht einfach jeder Person auf diesem Konzert meinen Drink zum Aufpassen gegeben, während ich Fotos mache, sorry!
Deshalb gibt es auch gleich zu Beginn erstmal eine Ansage wie üblich von Team Scheisse, die als erste Band spielen:
“Auch wenn nur Flinta da sind, soll trotzdem nicht gegrabbelt werden und die T-Shirts werden bitte anbehalten. Normalerweise sag ich ja, nehmt ein bisschen Rücksicht auf Flinta, das fällt heute weg.“
Es gab jedenfalls viel Johlen, Beifall und Klatschen für den Spruch. Ob das ironisch gemeint war oder manche dachten, das sei ein Witz gewesen? Ich glaube nicht.
Was für ein Dilemma. Sind etwa Täterinnen unter uns, ist der Safe Space am Ende gar nicht so Safe? Nee, natürlich ist der Safe Space nicht 100% safe. Wir leben ja nicht im Wattegarten. Aber es ist weitaus entspannter und es gibt weniger A*schgrapscher, Übergriffigkeiten und so weiter, als mit gewissen Cis-Mackern, von denen leider oftmals schon ein kleiner Bruchteil im Publikum reicht, um nachhaltig für andere ein ganzes Konzert zu versauen.
Leider, leider kommen viele Männer dadurch in Sippenhaft, von denen es so einige aber eben genauso leider, leider häufig nicht schaffen, grundsätzlich den Mund aufzumachen, ganz anders als bei Team Scheisse.
Team Scheisse sind ihre nörgelnden Bro’s grad egal. Also bleiben heute einfach alle Cis-Männer im Publikum pauschal draußen, machen Platz für Flinta Only und gut ist.
Nichts ist perfekt, auch Diversity nicht, basta. Die Mischung und Abwechslung gleicht’s aber aus! Kann für ausgleichende Gerechtigkeit sorgen. Heute sind wir deshalb mal alleine und unter uns im Flinta Only Publikum. Uns gefällt das heute so, deshalb ist es ja auch ausverkauft.
Die beiden Bands machen das, wir zusammen machen das, weil wir es so wollen, genau so und nicht anders. Einfach so! Sie gönnen uns, wir gönnen uns. Dreist und ohne Rotwerden, dann halt vor weniger Leuten? Danke für den Einsatz! Fühlt sich neu und gut an, Euphorie kommt auf, alle sind glücklich, ich höre eine sagen: “Davon habe ich schon als 16-Jährige geträumt, endlich wird es wahr. Ein Konzi nur für uns Punkrock-Mädels!” Die Stimmung ist gut und ausgesprochen ausgelassen.
Ich setze einfach mal voraus, dass die Besucherinnen dieser Tour ein ähnliches Verständnis von guter Party haben dürften. Weniger Trauma-Erlebnis, mehr Party-Erlebnis. Und genau so ist es dann auch. Es dauert überhaupt nicht lange, bis Team Scheisse begeistert feststellt: “Auf Berlin ist Verlass!” Denn schon heben die ersten Stage Diverinnen ab.
Ich habe selten Flinta beim Stage Diving gesehen. Meistens sind es die Sängerinnen, wenn überhaupt. Aber heute: Die Fliegerinnen heben ab, wie die Flugzeuge am Amsterdam Schiphol Airport zur Hauptzeit.
Einfach nur Wow!
Alleine das war es für uns hier heute Abend wert.
Mir fällt auf, Flinta fliegen gerne mit dem Gesicht zur Sonne und nicht mit dem Blick nach unten. Es sind deshalb mehr Fliegerinnen als Taucherinnen für mich. Ansonsten ist alles wie immer.
Die Fliegerinnen werden getragen von Händen, wie auf weichen Wolken, herumgeworfen in Turbulenzen, abgeworfen im Irgendwo. Heute ausschließlich auf Flinta-Händen.
Wir sind alle ungefähr gleich groß, auf Augenhöhe, das ist schon vorteilhaft und angenehm dabei.
Danke für diese einzigartige und mutige Tour, 24/7 Diva Heaven und Team Scheisse!