Zu aller erst muss ich mich ja manchmal echt wundern, was Bands für einen Sinn dahinter sehen ihr Album auf unzähligen Musiklabel zu veröffentlichen. Was hat man denn davon? Mehr Werbung? Mehr Bekanntheit (was gleichzeitig mehr Werbung wäre!) I don’t get it. Vielleicht muss ich da mal genauer bei Carlos fragen, dem Gründer von Entes Anomicos. Der Carlos hat schon einige Male mit unserer alten Redakteurin Nathalie im Kontakt gestanden, da sie auch hier und da ein paar Sachen, die auf seinem Label laufen, besprochen hat. Jedenfalls ist Entes Anomicos eine der Musiklabel, die auch das neue Album von Væegtløs namens “aftryk” veröffentlichen. Und ich sag euch – nach Death Metal ist Post-Metal schon Balsam für meine geschundene Indie-Seele. Und Væegtløs kommen da gerade recht. Diese aufstrebende Band, die ich auch sehr passend bei einem Label wie Pelagic Records, Dunk! Records oder dem leider nicht mehr vorhandenen Golden Antenna Records fände, bietet uns ein interessantes, wenn auch eher trauriges Konzept. Ihre gerade Mal vier Tracks sind ausschließlich Songs über Menschen, die der Band nahe stehen und die gestorben sind oder an tödlichen Krankheiten litten.
Vægtløs konzentrieren sich auf eine Verletzlichkeit und Offenheit, die in der Musikszene, aber auch in der Gesellschaft im Allgemeinen, fehlt. Das Leben zieht an einen vorbei – meist viel zu schnell, und Vægtløs bietet uns eine Brücke zwischen dem Grau im Leben und der Tatsache, das irgendwann eh alles mal verschwinden wird und der Kraft der Musik, die man auf “aftryk” findet, um das alles hinter sich zu lassen und zu vergessen.
Vægtløs schaffen es ihre Energie in ihre aggressive und doch emotionale Musik zu kanalisieren, die als intensiver und atmosphärischer Post-Metal mit Anklängen an Black Metal, Post-Rock, Post-Hardcore und Emo beschrieben werden kann. Es ist irgendwie von allem ein bisschen und viel mehr. Die Texte, die hauptsächlich im Sprechgesang vorgetragen werden, sind ausschließlich auf Dänisch, was es für mich recht schwierig macht zu verstehen, was sie singen. Eine Hilfe ist allerdings das Lyricsheet, auf dem sowohl die dänischen als auch die englischen Übersetzungen dazu aufgedruckt wurden. Wer gute Augen hat, kann etwas erkennen. Ich habe die kleine Schrift nach einer Weile aufgegeben. Da wäre z.B. Nachholbedarf.
Nachholbedarf gibt es bei “aftryk” allerdings nicht. Ein starkes Album, das sich trotz fremder Sprache und Nichtverstehens direkt in mein Ohr und meinen Kopf gebrannt hat. Gerade weil man nun auch weiß, warum sie dieses Album mit den überlangen Songtextnamen produziert haben. Gatefold-Cover ist aller Ehren wert. Zudem bekommt man ein schickes 8seitiges Booklet und einen Download-Code, wer diesen benötigt.
Zu erwerben ist das Album direkt bei der Band über Bandcamp, wovon es wohl noch ein paar Exemplare gibt, aber auch schon viele Pressungen vergriffen sind, obwohl die Veröffentlichung erst heute, am 02.02.2024, ist.
Viel Spaß beim Hören und Entdecken!