Eben noch auf der Wagenburgbühne in Tübingen, jetzt schon auf meinem Plattenteller. SubZine Records, auch aus Tübingen, macht(e) beides möglich. Und wo das eine wegen eben jenem magischen Moment (hier: Konzert von Caloris Impact) ein, in jeglicher Hinsicht einmaliges Erlebnis war, rotiert das andere seither wieder und wieder. „Geoid“ heißt das nach einer EP („First Impact“) und zwei Split-Releases (mit Lost Culture, bzw. Krake, Gebaheru und System Collapse) erste „richtige“ Album von Caloris Impact aus Graz. Ja ja, da kommen nicht nur starke Kerle her, sondern auch immer wieder starke Bands. Man denke nur an die famosen und (von mir) schmerzlich vermissten Catholic Guilt, oder an die ebenfalls richtig guten The SNUB, mit denen Caloris Impact jüngst auf Tour waren.
Caloris Impact also. „Geoid“ also.
Eine Hammer-Band mit einem Hammer-Album! Und wäre eben dieses nicht schon im September 2023 in Zusammenarbeit von SubZine Records, Nothing To Harvest Records, Grazil Records, 9 Lies, Wembley Records und NO COMB ANERAS Distro erschienen, so wäre es so was von ein Anwärter auf die Top 3, 2024. Manchmal dauert es halt etwas länger und das mit dem Berg und dem Propheten kennt ihr ja schon. Und für gute Musik ist es auch nie zu spät. Diese hier schlägt den spannenden Spagat zwischen At The Drive-In, den (alten) Hellacopters und Tragedy. Gibt’s doch gar nicht, so was! Doch, doch. In Graz, da gibt es so was. Das Crust/Punk-Publikum in Tübingen hat das auch gebührend gefeiert und ich bin mir sicher, das Turbojugend-Publikum auf dem Wasted-Festival würde das genauso tun.
Nun, wie geht das? In etwa so: allen voran keift Sängerin Rebeca, als gäbe es kein Morgen mehr. Den musikalischen Teppich dazu weben sie (auf der Platte noch), Böffi am Bass, Christian an der Gitarre und Peter an den Drums, aus allerlei feinen Zutaten zusammen. Der titelgebende Opener rotzt uns in 1:05 Minuten einen vor den Latz, lässt dabei aber auch schon die wiederkehrende Affinität zu melodiösem Riffing, anstatt stumpfem Gebolze, durchschimmern. Nach meinem Gusto mit der Stärkste, unter den zehn starken Songs, kommt er an vierter Stelle. „Arrogance“ liefert ein lupenreines Stoner-Riff, allerdings nicht zum Einschlafen gespielt, sondern in ordentlichem Tempo. So gehört das und es erinnert mich ein wenig an den Tenor der ersten, selbstbetitelten The Datsuns-Platte, auch wenn Caloris Impact halt Punk und The Datsuns mehr Rock’n’Roll sind. War damals cool, ist heute dank Caloris Impact noch cooler.
Das dann folgende „InActive Minds“ bietet neben Gastsänger Michi von The SNUB und dem sich daraus ergebenden Gesangsduett mit Rebeca ein fast schon stumpfes Misfits-Riff, gepaart mit der genialen Melodieführung à la At The Drive-In. Und auch um ein rock’n’rolliges Solo ist Gitarrist Christian nicht verlegen. Einfach genial, diese Caloris Impact und leider reicht der Platz dieses Artikels nicht aus, um die restlichen Songs auf den Seziertisch zu legen. Ihr seht aber schon, hier ist so einiges geboten, was ihr euch auf jeden Fall anhören solltet.
Sinnbildlich für diese geniale Mischung an (Punk)Rockmusik, eine Textzeile aus „Arrogance“:
„Just Let Me Be. Your Judgements About My Life. Hypothesis And Prophecies Have No Use To Me.“
Wer bin ich schon, andere zu be- und verurteilen? Und wer bin ich schon, diese Band, diese Musik in Worte zu fassen? Macht das bitte, bitte selber. Jede*r einzelne von euch. „Geoid“ ist ein MUSS und hierzulande auf schwarzem oder Orange/Marble Vinyl, nebst Poster und Download-Code, wohl am besten über Subzine Records zu beziehen.