Neulich mal gab Cam Hilborn (Gitarre, Gesang) in einem renomierten deutschen Punk-Fanzine zu Protokoll, dass er und die Mitbegründerin seiner Band Wine Lips aus Toronto, Aurora Evans (Drums), The Hives ganz dolle mögen. Zugegeben, ich stolpere erst jetzt über die Wine Lips, aber beim Hören ihres vierten Albums “Super Mega Ultra” glaub’ ich dem das auf’s Wort. Und wer bereits wie die Wine Lips ihren Song “Eyes” für Filme, Netflix-Serien und Videospiele hergeben durfte, der/die schickt sich womöglich sogar an, auch auf den (kommerziellen) Erfolg bezogen mit den stets adrett gekleideten Schweden gleich zu ziehen.
Inzwischen hat sich das Duo durch die Rekrutierung von Jordan Sosensky (Gitarre) und Charlie Weare (Bass) zum Quartett aufgepimpt und ist darüber hinaus auch zur Profiband avanciert. Und was für eine?! Die Band, die bei der Namensgebung ihrer Releases dem Zufallsprinzip feat. der Situationskomik folgt, hat mit dem Titel “Super Mega Ultra” ins Schwarze getroffen. “Now that’s what I call music”, sagt kein geringerer als Iggy Pop. Schließ ich mich an. Zwölf mal The Hives in total abgedreht. Dabei gerne mal über den kreativen Tellerrand schielend und mit Songs wie “New Jazz” wird zwar die Garage nicht verlassen, geschweige denn aufgeräumt, jedoch wird zum Verschnaufen eingeladen. Ist auch bitter nötig bei so viel Kondenswasser.
Ja und die Garage der Wine Lips, die war bestimmt mal als Doppelgarage konzipiert. Da gibt’s jedenfalls jede Menge Platz für Keys und Bodentreter aller Art. Toll aber, dass die Band auch damit umzugehen weiß. Kein Effekt wirkt hier deplaziert, alles muss genau so sein. Garage 2.0, vielleicht. Von Sonic Youth, über Ty Segall, bis hin zu den Black Keys, sie alle scheinen schon mal da gewesen zu sein. Ich sag ja, eine große Garage einer bald vielleicht noch größeren Band.
Und an eine Combo fühle ich mich subtil auch immer wieder erinnert, auch wenn diese stilistisch in eine etwas andere Kerbe schlägt. Die Clowns aus Down Under schwingen mit und nach ausführlichem Grübeln weiß ich endlich auch warum. Es ist die Spielfreude, der schiere spürbare Spaß an der Sache und das merkliche Verlangen, das Beste aus sich, aus der Band, rausholen zu wollen. Fast schon sportlich, das ganze und beim finalen “Cash Man” treffen sich Wine Lips und Clowns dann stilistisch doch noch auf halber Strecke.
“Super Mega Ultra” ist ein seeehr heißer Kandidat für die Top 3 des Jahres, auch wenn Wine Lips bei weiterhin kometenhaftem Aufstieg wohl kaum auf eine Extraerwähnung am Jahresende angewiesen sein dürften. Hammer Album und ich will mehr davon!
Sehr schön auch anzugucken, das Ding. Dazu verweise ich gerne auf die Bilder gleich im Anschluss auf das Geschreibe. Und rennt mir dann bitte aber auch schnurstracks zum/zur Plattenhändler*In eures Vertrauens. “Super Mega Ultra” ist bereits seit dem 12.04. auf dem kanadischen Label Stomp Records draußen und hat womöglich schon mehr als genug Abnehmer*Innen gefunden. Aber keine Bange: so lange es noch Presswerke gibt, wird das Album sicherlich auch nachgefertigt, sollte Bedarf bestehen. Der Vorgänger “Mushroom Death Sex Bummer Party” ist bereits in der siebten Auflage draußen. Wer es sich lieber bequem machen will, kann auch im www zum Beispiel bei jpc nachschauen.