Waaas?! Schon wieder die?! Jawoll, so ist es. Schnaps sind schon wieder zurück. Und zwar abermals äußerst fulminant. Zwar liegen mir dieses Mal ein paar weniger Infos vor, aber das splattered Vinyl riecht erneut und geradezu nach Ökovinyl. Ach nee, halt. Da steht’s ja doch. Recycling Vinyl dieses Mal. Und was die optische und sonstwie Aufmachung von „Alles Verdampft“ so anbelangt, da kann ich nur sagen, Chapeu, Holadihiii und Hut ab, lieber Christoph und lieber Ronald. Ein Gatefold-Cover als Stickeralbum. Nebst Stickern, versteht sich. Toll, da haben sogar meine Kids was davon! Da kann das olle Panini mit seinen überbezahlten, dafür aber toll frisierten Lackaffen, die heuer die Nation vertreten werden und deshalb mit Klebebildchen gehuldigt werden müssen, einpacken. A propos Lack: Das Gatefold sei mit Spotlack bedruckt, steht da weiter. Kann ich jetzt nicht unbedingt was mit anfangen, aber ebenso wie die beiden Vorgängeralben „Perspektive: Lost“ von 2020 und „Freitags: No Future“ von 2022 scheint auch „Alles Verdampft“ ein DIY-Produkt zu sein, das diesen Titel auch absolut zurecht trägt. Das Duo aus Wernigerode macht wirklich alles selber, gibt die Aufgaben aber zumindest in Hände, die fernab des Kapitalismus arbeiten und mit SchnapsMusicIndustry haben sie auch ihr eigenes Label für ihre Releases gegründet.
So. Nach dieser ellenlangen Einleitung und der Lobhuddelei (zu Recht!) ob der Optik und der Haptik geht es jetzt an die Akustik und damit an die -zugegeben provokante – Frage, ob Schnaps mit all ihren tollen Gimmicks womöglich über ihre schlechte Musik hinwegtäuschen wollen? Die Antwort in Kurzform: Nein! Schnaps bleiben ihrem Stil auch auf „Alles Verdampft“ treu und liefern uns zwölf old-schoolige, manchmal geradlinige, manchmal atonale, aber immer wütende (Deutschpunk-)Nummern. Somit stehen auch dieses Mal Bands wie Slime oder …But Alive Pate. Mir persönlich fehlt zwar immer noch so ein bisschen der Bass, aber entweder gibt es in Wernigerode keinen fähigen Bassmenschen, oder aber – was wahrscheinlicher ist – weiterhin nur mit Gitarre, Gesang und Drums zu musizieren ist bei Schnaps genauso gewolltes Konzept wie die liebevolle Produktion ihrer Releases.
Highlights zu benennen, fällt mir hier schwer, muss aber auch nicht sein. „Alles Verdampft“ lebt davon, eine Einheit zu sein. Na gut, so ein, zwei Lieblinge hat man dann ja meistens doch. Meine sind „Eisbären in Tromsø“, das mit seinem Off-Beat ein wenig Richtung Rantanplan schielt und „Dein Vater ist ein Nazi“, das perfekte Beispiel für Schnaps‚ beneidenswerte Fähigkeit, Zynismus, Ernsthaftigkeit, Glaubwürdigkeit, Wut und Melancholie in ein und demselben Song, in ein und demselben Text unterzubringen. Ansonsten gilt wie immer im Leben: macht euch bitte, bitte euer eigenes Bild. „Alles Verdampft“ ist erneut ein Kleinod deutscher Punkmusik aus dem Hause Schnaps.
So. Feierabend, oder? Wir haben ja alles erledigt. Musik: gut, Artwork: gut, Special: innovativ und gut, ergibt: Schnaps = sehr gut. Logisch, oder? Ah, eins noch. „Alles Verdampft“ ist am 24.05. erschienen und direkt bei Schnaps erhältlich.