Lampe war und ist seit jeher eine Institution im Vorprogramm von Madsen und Olli Schulz. Vor kurzem fanden diverse Auftritte von Lampe statt. Aber entgegen der Gewohnheiten war er nicht im Vorprogramm, sondern das Lampe‘sche Vorprogramm hieß Madsen, Olli Schulz, Das Lumpenpack, Fortuna Ehrenfeld oder die Kapelle Petra. Gespielt wurde entsprechend des Bekanntheitsgrads eher in kleineren Clubs. Meine Frau kaufte sich als großer Madsen-Fan für den Lampe-Termin in Hamburg eine Karte und war glückselig, denn ihrer Aussage nach war nicht nur der Madsen-Auftritt im kleinen Rahmen grandios. Sie kannte Lampe bereits und ist auch im Besitz einer CD der Lampe-EP (unter anderem mit “Single”, “Morgen Fang Ich An” oder “Second Life”) von 2015. Ihr gefiel natürlich auch das, was Lampe da auf die Bühne zauberte. Sein neues Album “Prima” veröffentlichte Lampe im Oktober. Ja, ein paar Monate sind seit dem vergangen. Aber wie ein guter Wein muss auch eine Rezension reifen.
Wer glaubt, dass Lampe mit vier- oder fünfköpfiger Band auf dem Album auftritt (so dachte ich!), der irrt. Ich habe mich geirrt und bin (erstmal) enttäuscht. Ich bin der Meinung, dass Lampe ein Bandgefüge verdient hätte. Nachdem ich das Album auch mehrfach durchhörte, bin ich sicher immer noch der Meinung das “Prima” und Lampe als Band gut funktioniert hätte, aber als das Solo-Projekt genauso wunderbar funktioniert.
Aber mal von Beginn an.
“Weltschmerz” ist der Opener, in dem Tilmann Claas über vermeintlich funktionierende Beziehungen singt, in denen man denkt, es läuft alles gut und dann wird man von der ein oder anderen plötzlichen negativen Situation überrascht.
In “Meetings” besingt Tilmann diese immer wieder unnötigen Meetings, die kein Mensch braucht, man aber immer wieder erleben muss. Egal ob diese online oder in Präsenz stattfinden. Meetings sind für die allermeisten Menschen ein Albtraum, weil doch eh jede*r denkt, Chef*in XYZ hat absolut keine Ahnung von dem, was er*sie da gerade von sich gibt.
Ein wunderbar lustiger Song ist dann der folgende “Immer Muss Ich Alles Alleine Machen”, mit dem er 2023 beim Bühnenumbau (?) für Madsen auf dem Hurricane Festival die Massen begeisterte und sich einen Namen machte. Einfach hören, schmunzeln und mitträllern.
“Cute Aggression (Igel mit Socken)” schlägt da in etwa in die selbe Kerbe. Ein bisschen was zum Schmunzeln. Etwas süß oder toll finden und dann doch nicht süß oder toll finden. Manchmal müssen Lieder keinen Sinn machen und machen irgendwie trotzdem Sinn. Love it!
Wir schließen langsam das Album “Prima” ab. Bevor wir aber das abschließende “Resonanz”, der zudem auch eher einer der nachdenklicheren Songs ist, hören, bekommen wir mit “I Wanna Be Yours” eine Adaption des selbsternannten Punk-Poeten John Cooper Clarke zu hören, welche teils auf englisch und teils auf deutsch vorgetragen wird.
Ein wunderbar schönes und auch hier und da voller Ironie gespicktes Album, das mir richtig gut gefällt, ich aber auch nicht immer hören kann. Das macht nichts! Dann such ich mir eben den perfekten Moment. Den Lampe-Moment! Den Lampe-Moment hatte ich auch, als ich das Vinyl aus dem Inlay rauszog. Eine schwarze Vinyl mit goldgelben Spitzen, die aussehen, als würde man das Licht anknipsen und den Moment einfangen, bevor die Lampe hell erstrahlt.
Zu erwerben ist “Prima” im Lampe-Shop und überall da, wo es lampenfreundliche Plattenläden gibt!
Viel Spaß beim Hören und Entdecken!