Mit „KĀLĪ“ von Singer- Songwriterin Ditty liegt mir vermutlich eins der intimsten Alben des Jahres vor. Fragilität und Wärme umarmen sich im Angesicht der Zeit und von eben dieser erzählen die Texte. Dabei variiert Ditty zwischen englischer Sprache und Hindi. Doch egal welche Sprache, die Arrangements und Dittys Gesang machen die Songs, machen Schmerz und Schönheit fühl- und erlebbar.
Im Angesicht der Zeit, eine Gegenwart die so feinfühlig und klug thematisiert wird. Die Themen Krieg, Klimakrise, Rassismus kommen zusammen in den persönlichen Erfahrungen und in den Liedern, in Zeilen wie „Make Forest Not War“. In „Dunya (For Our Children)“, dem letzten Song der A-Seite.
Es ist kaum zu glauben, aber die Intensität und Intimität steigert sich auf der B-Seite nochmals. Auch künstlerisch ist diese noch anspruchsvoller, mit Spoken Word-Anteilen, die an Kae Tempest erinnern.
In „Home In My Skin“ endet das Album mit einem Streicherarrangement, welches Dittys Stimme, den Spoken Words, eine besondere Präsenz sowie dem mit der zweiten Strophe einsetzenden Gesang eine fast schmerzende Tiefe verleit. Was bleibt ist eine Gänsehaut, die sich auch nicht legt, wenn man die Nadel schon längst vom Vinyl gehoben hat.
Im Angesicht der Zeit ist dieses Album eine Wohltat. Eine musikalische Umarmung, die nicht ausblendet, oder mit Ablenkung überlagert, sondern sich dem Gegenwärtigen stellt, mit all der eigenen Zerbrechlichkeit.
Erschienen ist „KĀLĪ“ auf recyceltem Vinyl, welches in einem bedruckten Innersleve steckt auf dem Credits und Texte gedruckt sind, via Cloud Hill. Erhältlich ist es u.a. über Dittys Bandcamp-Seite (<– hier verlinkt).
