Essen, eine Stadt im Ruhrgebiet, über die der wahrscheinlich beste deutsche Kabarettist Hagen Rether einmal gesagt hat: “Wenn das Essen ist, wie sieht dann erst Kotzen aus?” Herr Rether lebt in Essen, er muss es wissen.
Essen ist aber auch Sitz des Don’t Panic Club & Pub, eine Kneipe, eine Konzertlocation, ein zweites Wohnzimmer für viele Punkrocker, Skinheads, Metalheads und andere Freaks. Seit Jahren finden hier neben dem normalen Thekenbetrieb mehrfach pro Woche Konzerte statt, mal im kleineren “Backyard Club” oder auch mal vorne im größeren, schön dekorierten Thekenbereich. Mir persönlich ist das Programm oft ein bisschen zu Streetpunk und Oi!-lastig, zu prollig und testosterongeladen. Aber trotzdem finde ich mich doch paarmal im Jahr im Don´t Panic ein, wenn mal wieder eine Ami HC -Legende dort spielt, oder eine Deutschpunkkapelle den Club unsicher macht. Das Don’t Panic ist mittlerweile eine Institution in Essen, ach was, im Ruhrgebiet, wenn nicht sogar in ganz Deutschland.
Und wie jeder Konzertort, wie jeder gastronomische Betrieb ist auch der Don’t Panic Pub stark von den Maßnahmen gegen die Verbreitung des Corona Virus betroffen. Konzerte abgesagt, Thekenbetrieb verboten. Alles zum Kotzen.
Aber wie keine andere Location in Essen hat die ganze Crew um Betreiber Christian Fischer seit Beginn der Corona Krise nie den Kopf in den Sand gesteckt. Sie waren die ersten in Essen, die, als der Laden nicht mehr öffnen durfte, ihre (Flaschen)Biervorräte kontaktlos und mit Bringservice anboten. Etliche andere Kneipen zogen nach. Sie boten auch schnell Soli-Merchandise an, Tassen , Shirts, den ganzen Nippes halt. Coole Idee, aber damit kann man den Laden langfristig nicht am Laufen halten. Eine neue Idee musste her.
Also wurde der Don’t Panic Pub innerhalb kürzester Zeit zu einem Plattenladen umgebaut, in dem man nun eine schöne Auswahl an Streetpunk, Oi, Hardcore, Rockabilly, Ska und anderer Subkulturmusik findet. Größtenteils auf Vinyl, aber auch auf CD. Viele befreundete Bands und Labels schickten ihren Merch, so dass nun auch jede Menge Shirts, Buttons und anderen Blödsinn zu kaufen gibt. Es macht richtig Spaß im Laden zu stöbern.
Und nun gibt es seit einiger Zeit sogar einen Soli-Sampler, der beim Weiterbestand des Ladens helfen soll. Man könnte jetzt meinen, dass ein so kurzfristig zusammengeschusterter Sampler bestimmt nichts Tolles bieten kann, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Die meisten der hier versammelten 16 Bands haben in ihren Archiven gewühlt und noch nie auf Platte veröffentlichte Titel herausgesucht, oder sogar spezielle Versionen aufgenommen. Besonders gefallen mir die Titel von Saints and Sinners, The Sensitives,The Headlines und Bonsai Kitten, aber auch OXO 86 und Tausend Freunde unter Feinden überzeugen. Weitere Bands sind Pott Riddim, Rykers, Ollrich von Ollcore, Booze and Glory, Rockabilly Mafia, Darkness, Bonecrusher, Greydon Fields, Blutjungs und Emscherkurve 77. Schöne Mischung!
Das Cover der LP wurde von einer Stammkundin gemalt, das Wohnzimmer hält halt zusammen. Im Inneren der Hülle sieht man eine Collage von allen Bands , die auf dem Sampler vertreten sind -natürlich mit Fotos vom jeweiligen Konzert im Don’t Panic. Desweiteren gibt es kurze Linernotes zu den Künstlern, den Liedern und ihre Verbindung zum Don’t Panic. Gut gemacht!
Ein besonderes Schmankerl ist das Vinyl selber, ein richtig dickes Teil, rot-schwarz marmoriert.
Ein Sampler, der sich definitiv lohnt zuzulegen, da er in erster Linie den Fortbestand des Don’t Panic sichern kann, er aber auch für Sammler, wegen der exklusiven Versionen, höchst interessant ist. Die LP ist auf 500 Stück limitiert.
Ich habe mir fest vorgenommen nach dem Shutdown mal wieder häufiger im Don’t Panic vorbei zu schauen, denn es ist verdammt wichtig, das solche Läden überleben.
Das Teil ist entweder direkt im Laden zu bekoomen oder auch auf https://shop.sunnybastards.de zu bestellen.
Gönnt euch!
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