Ich glaube in diesem Leben werde ich kein Musikhistoriker mehr. Woher kenne ich welche Band, warum hab ich die angeschrieben (oder doch sie mich?), woher habe ich plötzlich eine Platte im Briefkasten. Es geht mir natürlich nicht ständig so, doch ab und an.
Im Falle von Abermals lege ich die Platte auf, überlege, woher ich die Band kenne. Ist gut möglich, dass Chris (Gitarre und Gesang) und ich uns bei Filmaufnahmen mal kennengelernt haben. Seine Tätigkeit bei Abermals wir dadurch dann irgendwann in meine Timeline gespült und ich schaue und höre mit.
In der Recherche finde ich seine alte Band Tidal. Kenne ich ihn doch schon länger?
Jedenfalls haben sich Abermals in 2020 gegründet und in 2023 gibt es ihr erstes Album “reasons to travel” als Vinyl-LP und CD zu kaufen.
Sie haben im Januar einen ersten Track mit Video veröffentlicht: “Amadeus”.
Mich erinnert der erste Song “you” an U2 (Joshua Tree), so ein bisschen wenigstens. Dieses Gitarrenriff, ich habe sofort Gänsehaut.
Was sie aber richtig gut machen und was sozusagen ihren Sound ausmacht, ist dieser grungige Post-Punk. Mit Druck gespielt, nicht zu verspielt, emotional, abwechslungsreich. “Amadeus” ist da schon ein Anspieltipp. Ebenso “segunda inspección”.
Und die Selbstbeschreibung der Band trifft es auch ganz gut. Sie sagen von sich, dass Abermals ein Trio ist aus Menschen, die schon zu lang Musik machen, zu viele Bands gehört haben und auf zu viele Styles abfahren: Punk, Grunge, Powerpop, Alternativ.
Die erste Seite ist da schon mal echt ein Knaller!
Auf Seite zwei “verstecken” sich dann die eher ruhigeren Tracks. Erinnern mich an manch Dischord-Bands mit “belong” und “trippin’ out on LED’s”.
An der ein oder anderen Stelle merkt man bei diesen Songs, dass es die Band noch nicht so lange gibt, egal wie lange sie, jeder für sich, schon Musik machen. Denn manches ist noch nicht ganz rund. Kann natrülich auch gewollt sein, der Sound ist insgesamt auch nicht total glatt gebügelt. Ich mag das wirklich gerne. “never done” ist ein to-taler Emo-Hit. Danach “notice” und ich bin wieder bei Assoziationen von Fugazi oder der deutschen Band Fluid to Gas. Bisschen düster, bisschen windschief, experimenteller; zum Abschluß gibt es den ruhigen Instrumental-Track “golden”.
Die Platte kommt ganz klassisch: Cover, Platte.
Schade, dass kein Beiblatt oder so dabei ist, die Hauptsache ist drauf: Musik.
Und die ist gut! Zieht euch das!
Erschienen in Coop Engineer Records (UK), Sell The Heart Records (USA), Memento Records (Germany) & Runaway Records (Spain) on CD and LP
Dieser Review erschien auch schon via ProvinzPostille.