Nach dem Hören der neuen Abwärts Platte “Superfucker” bleibt vor allem die Erkenntnis: Der alte Haudegen Frank Z. hat keinen Bock auf diesen ganzen modernen Scheiß: Influencende Selbstdarsteller, selbstdarstellende Politiker*innen, politische Unverschämtheiten, unverschämte Propaganda: Der Beschiss lauert überall! So lautet nicht nur der Titel von Song Nummer Acht, so könnte auch das Motto der ganzen Platte beschrieben werden.
Zynisch ist das Adjektiv, dass man am häufigsten hört, wenn es um die Texte von Frank Z. geht und ja, diese triefende Ironie, dieses ätzende Anprangern vom gesellschaftlichen Status Quo, das ist irgendwie in ganz klassischen Sinne Zynismus. Frank Z., der seit mittlerweile 44 Jahren, mit Unterbrechungen, Abwärts betreibt, nimmt scheinbar keine Rücksicht auf Befindlichkeiten. Er spuckt, rotzt und kotzt in diese Welt. Er ist mitten drin, ohne Rücksicht auf Verluste. Vorwärts nimmer, rückwärts schlimmer, Abwärts immer!
Ein alter Mann, der motzt. Genervt ist. Sauer und verzweifelt. Kommt heutzutage vielleicht nicht jede*r mehr mit klar, denn er ist nicht abwägend oder emanzipatorisch. Aber, und das unterscheidet ihn meiner Meinung nach von sogenannten Boomern und selbsternannten Wutbürgern: Er trauert keiner verklärten Vergangenheit nach! Sein Gemotze wirkt progressiv, seine Unzufriedenheit entspringt dem Wunsch nach einer schöneren Welt.
Wahrscheinlich würde Frank selber jetzt sagen: “Halt einfach dein Maul, du nervst mit deiner missglückten Interpretation. Ich will bloß einfach nicht genervt werden. Von niemanden!” Aber das würde ich dann einfach als Bodenständigkeit definieren, ha!
Ihr merkt, ich bin recht angetan von dem was Frank Z. uns da um die Ohren haut. Es ist so herrlich direkt und wirkt dadurch auch etwas anachronistisch. Habe Abwärts in den letzten Jahrzehnten nur sporadisch verfolgt, ich kann nicht einmal sagen, ob sich da textlich groß was verändert hat, aber es gefällt mir einfach gut was da textlich abgeliefert wird.
Musikalisch bin ich dagegen nicht ganz so überzeugt. Beim ersten Rundlauf auf dem Plattenspieler bin ich positiv überrascht über den ziemlich schnörkellos gespielten Rock mit Punkelementen oder auch Punkrock mit A.O.R-Elementen. It’s your decision. Abwärts war in der Vergangenheit schon eine Wundertüte, da wurden auch mal andere Genres ausprobiert. Bei den folgenden Drehungen höre ich dann doch ein paar Schnörkel, die beim ersten Hören nicht aufgefallen waren, und die dem Sound an der einen oder anderen Stelle etwas auffrischen. Auf die gesamte Länge des Albums ist mir das dann aber alles irgendwie zu monoton. Wenn man bedenkt welche Herrschaften die Instrumente bedienen, könnte man doch ein bisschen mehr erwarten an Ideen und/oder Geschwindigkeit.
Aber trotzdem passt es auch zu der Band Abwärts, wie ich sie im Laufe der Jahre wahrgenommen habe. Ach, ich kann mich nicht entscheiden, zwei Herzen, Brust und so.
Erschienen ist das Album auf Off Ya Tree Records aus Hamburg, auf Vinyl in einer auf 200 Stück limitierten lilafarbenen Version oder in der klassisch schwarzen Variante. Die Innenhülle ist aus stabilem Karton und mit den Texten bedruckt. Gut gemacht!
Auf Tour ging es auch bereits mit der neuen Platte und die Liveperformance soll sehr gut gewesen sein, zu vielen Liedern gab es eine im Hintergrund laufende Videounterstützung. Livetermin war zwar auch direkt in meiner Stadt, aber trotzdem nicht gesehen, jetzt ärgere ich mich ein bisschen.
Anspieltipps sind von mir: Superfucker, Allein unter Flaschen, Berlin und Hopsassa, Der Beschiss lauert überall.
Wer auf klassischen, eher langsamer gespielten Punkrock steht und auf Verklausulierungen bei den Texten verzichten kann, der dürfte mit dem neuen Abwärts Album sehr zufrieden sein.