Bitte hört diese LP nur innerhalb der eigenen vier Wände! „Empty Airports“ des norwegischen Duos Aiming for Enrike hat nämlich eine hypnotische Wirkung. Diese muss zwar auch im öffentlichen Personennahverkehr nicht zwangsläufig gefährlich sein, aber spätestens hinter dem Lenkrad eines Autos wird es kriminell. Tobias Ørnes Andersen (Drums und Percussion) und Simen Følstad Nilsen (Gitarre) haben ein Faible für die Produktion synthetischer Klänge und leben diesen auf ihren neuen Doppelalbum mal so richtig aus.
Die ersten drei Tracks, die „Airport-Suite“ oder „Airport-Trilogie“, eröffnen das Album nur mit metallischen, aber sanften Geräuschen, erst am Ende von „Empty Airport Part 1“ beginnt sich langsam ein Rhythmus zu entwickeln. Part 2 intensiviert diesen, um ihn gegen Ende des Tracks gleich wieder ausfaden zu lassen. Aber Part 3 nimmt das sich abschwächenden Echo auf und dreht es nochmal um – und auf. Und eh man sich versieht sind die ersten 13 Minuten des Albums bereits passé.
„The Rats and their Children“ beginnt mit einem schnelleren Beat, der während der 6-minütigen Soundeskapaden kommt und geht wie er will – ins Hirn der Hörer*innen hat er sich längst gefressen.
Der mit 12 Minuten wirklich lange Einzeltrack ist dann „Feel no Threat/Absent Lovers“. Ein echter Prog-Fetzen, auf dem sich Aiming for Enrike mal so richtig austoben: Psychedelische Sounds, metallische Riffs und die immer wieder wechselnden Rhythmen sorgen für einen unwiderstehlichen Sog, den man sich einfach nicht entziehen kann – und auch gar nicht will. Danach folgt mit „Slopes“ ein fast normaler Ambient-Track, so als ob den beiden Künstlern voll bewusst ist, dass sich ihre Hörer*innen nach dieser aufregenden Fahrt erstmal ein bisschen entspannen müssen.
Es ist schon bemerkenswert, wie Aiming for Enrike es schaffen, die Spannung hochzuhalten. Und das sowohl innerhalb der einzelnen Tracks als auch über die gesamte Spielzeit dieses Doppelalbums.
Da sind zum Beispiel die fast unbemerkten Übergange, wenn man sich auf das atmosphärische Gesamtkonzept einlässt, dann handelt es sich bei „Empty Airport“ eigentlich um einen einzigen, abwechslungsreichen Song. Oder Titel. Oder Sound. It´s up to you!
Für alle Ambient/Electronic Liebhaber*innen ist das auf Jansen Records erschienene Vinyl wärmstens zu empfehlen, da auch das Artwork vom norwegischen Künstler Thor Merlin einfach klasse ist.
Ach ja, auf Seite D haben wir ihn dann doch noch. Den Übertitel des Albums. „Pulse Fragments“ fasst alles Beschriebene zusammen und dient als Blaupause dessen, was Aiming for Enrike unter minimalistischer elektronischer Musik verstehen. Chapeau!