Alle paar Jahre kommt eine Band um die Ecke, auf die sich irgendwie alle einigen können. Akne Kid Joe haben seit ihrer Gründung 2016 wohl die Herzen von so ziemlich allen erobert, die sich auch nur ein wenig für nicht allzu prolligen deutschsprachigen Punkrock begeistern können. Und das völlig zurecht. Mit „Karate Kid Joe“ (2018) und „Die große Palmöllüge“ (2020) haben sie zwei absolute Hitalben im Gepäck und jetzt gibt es schon wieder neues Futter.
„Die Jungs von AKJ“ knüpft nahtlos an die Vorgänger an – das war auch nicht anders zu erwarten, lagen zwischen Veröffentlichung der „Palmöllüge“ und der Arbeit an diesem Release doch nur zwei Monate. Schuld daran ist natürlich der olle Spielverderber Corona, der die geplanten ausgiebigen Touren im vergangenen Jahr verhindert hat. Schade, einerseits. Andererseits gibt es halt jetzt noch zwölf feine AKJ-Songs mehr, die wir hoffentlich bald live erleben dürfen.
Mit dem Albumtitel knüpfen die Nürnberger:innen nahtlos da an, wo sie auf dem Vorgängeralbum mit „Sarah (Frau, auch in ner Band)“ aufgehört haben. Sexismus und Mackertum in Gesellschaft und Musikszene bekommen erneut ihr (Grill-)Fett weg. Das dazu passende Intro spannt dann auch gleich den Bogen zu der doppelten Großfestival-Abrechnung „RiP“ und „RaR“. Obwohl mich etwas die Befürchtung beschleicht, dass allzu stumpfe Gemüter beim nächsten Rock-am-Ring-Besäufnis gnadenlos Textzeilen wie „Jedes Jahr das gleiche Line-up – scheißegal“ mitgröhlen.
Auch sonst wird auf „Die Jungs von AKJ“ die Ironie großzügig mit der großen Suppenkelle verteilt. Es geht gegen aufdringliche Laberidioten („Danke fürs Gespräch“), Hipster-Cafés („Mein eigenes Café“) und erniedrigende Jobinterviews („Im Bewerbungsgespräch“). Da ist man dann erstaunt, wenn sich mit „Ein Lied für dich“ tatsächlich mal eine ernsthafte Liebeserklärung dazwischen mogelt. Angeschmachtet wird hier allerdings ein Hund. Höhepunkt des Albums ist die Utopie „Gestern, heute, morgen“, die als eine Art revolutionäre Schöpfungsgeschichte durchgeht.
Schrammelgitarren, Lo-Fi-Keyboard, schroffer Gesang: Akne Kid Joe bleiben auch auf Album Nummer 3 ihrem Markenkern treu. Dass Sarah jetzt noch häufiger auch am Gesang zu hören ist, ist womöglich noch die größte Neuerung hier. Eine gute Entscheidung, da die wechselnden Gesangsparts den Songs noch mehr Pfeffer geben.
Die Vinylausgabe bietet wie üblich bei Kidnap Music genau den Mehrwert, den es heute braucht, um Menschen weg vom Algorithmus und ran an die Nadel zu bringen: Geiles Artwork, Glanzcover, dicker Karton, fettes 180-Gramm-Vinyl, ein tolles Booklet mit allen Texten und Sammelkarten der beliebten AKJ-Superstars. Und als finales Schmankerl wartet ein grandioser Bonustrack, der Spotify-Hörer:innen vorenthalten bleibt.
Fazit: 10 von 10 Veggiewürstel für die „Jungs von AKJ“.
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