Okay, ich geb’ es ja zu. Ich bin Etikettenkäuferin. Nicht immer, nicht durchgehend, aber eine Flasche Wein, oder auch Bier kann mich auch schon mal aufgrund des Etikettes zu einem Kauf verleiten. Bei Alben verhält es sich durchaus differenzierter, ich schätze gutes Artwork, aber bei dem vorliegenden Album von Albert Luxus waren es nicht die Orangen, die wie übereinander geklebt, flächig auf dem Cover zu sehen sind. Auch der Titel „Yin Yin“ ist auf dem Cover zu sehen, aber auch das war nicht entscheidend. Wobei an dieser Stelle schon mal gesagt sein sollte, das Cover ist hervorragend gestaltet. Was mich, wie auch schon bei dem Debüt-Album von Buhai überzeugt hatte, war ein einzelner Track in den ich mal wieder nicht reingehört hatte, aber „Gott vs Tinder“ das klingt schon so geil, dass Albert Luxus nur meine, nicht weiter erläuterbaren Erwartungen, erfüllen kann, oder mächtig auf die Schnauze fliegt. (Erwähnenswert finde ich an dieser Stelle auch, das die Autokorrektur beharrlich aus Tinder Kinder macht. Aber da kann man ein anders mal drüber nachdenken). Ich habe weder mit Gott noch mit Tinder sonderlich viel zu tun, weil beides noch nicht persönlich kennengelernt und der Song hat daran bisher auch nichts geändert, aber es ist einfach ein schöner Indie-Popsong. Ob und welche Message dahinter steckt, oder nicht, ist mir egal und ich glaube das ist auch so gewollt. Wie auch in den anderen Songs ist hier keine hypermoralische Botschaft zu finden (wobei natürlich wie immer gilt, wenn ich es unbedingt will, kann ich alles in jeden Text hinein-hinaus- und drumherum interpretieren, bis die Synapsen SOS blinken), was bei Titeln wie “SUV” zu erwarten gewesen wäre.
Albert Luxus macht im besten Sinne Pop-Musik, meint Musik die unterhält, die leicht ist ohne stumpf und flach zu sein und ohne überemotionalisierte Schmonzetten. Viel mehr wird nüchtern erzählt, gleichen die Texte einem Stilleben, welches durch die Stimmen Matthias Alberts vorgetragen wird, welches getragen wird durch eingängige Melodien, mal sphärischer, mal rockiger, nie langweilig. Harmonisch, aber nicht auf diese aufgesetzte Zahnpastawerbungslächeln- bei uns eckt nie was an, weil bei uns alles und jede*r-weich gespült wurde und alle Ecken und Kannten unter Zuhilfenahme der Konventionsfeile schön abgerundet wurden. Ihr wisst was ich meine. Es ist ehr in dem Sinne: Popmusik kann eine gute Sache sein und wer es nicht glaubt möge mal in “Yin Yin” reinhören, also sowohl am besten gleich die ganze Platte, oder in den gleichnamigen Opener. Ansonsten würde ich noch “Ein Glas aus Sympathie”, zu finden auf der B-Seite, empfehlen, ebenso wie “Einsame Hornissen”. Macht das mal, ist ne gute Sache. Der aufmerksamen Leserschaft sollte dann auch inzwischen aufgefallen sein, das Albert Luxus die eingangs gesteckten Erwartungen auf jeden Fall erfüllt hat, wenn auch komplett anders als Erwartet, was mich persönlich sehr erfreut.
Zum Cover hab ich ja schon zwei Sätze gesagt. Vielleicht könnte ich noch erwähnen, dass mir das weiße Vinyl vorliegt und das steckt in einer Innenhülle aus Pappe auf der sich Texte, wie Credits ablesen lassen. Erschienen ist dieses feine Stück Vinyl von Albert Luxus auf Backseat. Am 26. November 2021 kam es bereits digital raus, das Vinyl folgte ja nun auch. Was ein Glück. Erwerbungsmöglichkeitslink folgt hier.