„The High Blooming Ritual“ – Nov. 14 – Cologne (DE) @ Yard Club
Am 14. November im Yard Club in Köln zeigte Alex Henry Foster & The Long Shadows erneut, wie Musik auf der Bühne gelebt werden kann. Die Tour „The High Blooming Ritual“ verbindet bekannte Stücke mit einem fließenden, oft improvisatorischen Rahmen, der klassische Songstrukturen hinter sich lässt.
Die Band agiert als geschlossenes Kollektiv: Übergänge zwischen instrumentalen Passagen, das Spiel mit Dynamik und Stille wirken organisch. Besonders auffällig war das druckvolle Schlagzeugspiel von Oli Beaudoin. Sein Spiel tut der Band und den Stücken sichtlich gut, ohne aufdringlich zu wirken. Beaudoin ist nicht nur eine Erweiterung der Band, sondern ein integraler Bestandteil der musikalischen Dynamik. Jede Akzentuierung, jeder Takt trägt dazu bei, dass die Songs ihre volle emotionale Wirkung entfalten können.
Für das Publikum entsteht ein Raum, der von Aufmerksamkeit und Austausch geprägt ist. Einzelne Momente im Set verdichteten die Konzentration im Raum: leise Passagen erzeugten gespannte Stille, eruptive Momente führten zu kollektiven Reaktionen. Gesten, Blicke und Pausen machten deutlich, dass die Musik als gemeinsames Erlebnis gedacht ist.
Die Setlist mischte bekannte Stücke mit neuen Interpretationen und war aus meiner Sicht die stärkste der Tour bisher. Dies wurde auch im Publikum vielfach geäußert, viele Fans lobten, wie gut die Reihenfolge und die Dynamik der Stücke aufeinander abgestimmt waren. Auffällig war, wie sich Songs über längere Zeiträume entwickelten, rhythmische und emotionale Bögen aufbauten und wieder abfielen. So entsteht für den/die Beobachter*In das Gefühl, Teil eines sich entfaltenden Prozesses zu sein, statt nur Zuschauer*In eines festen Programms.
Der Abend wirkte brachial und intensiv. Wobei die Long Shadows die Musik trugen, ohne sie zu dominieren und Oli Beaudoin verdeutlichte, wie einzelne Musiker das Erlebnis für alle vertiefen können. Er ist ein echter Gewinn für die Band.
Das Konzert zeigte erneut, wie gut das Zusammenspiel von Musik, Raum und Publikum funktioniert. „The High Blooming Ritual“ auf der Bühne ist ein offenes, beobachtbares Experiment, in dem Band und Publikum gleichzeitig Teil eines sich entwickelnden musikalischen Prozesses werden. AHF & The Long Shadows, sind wie guter Whiskey, sie sind gereift.
Solltet ihr Alex Henry Foster & The Long Shadows dieses Jahr verpasst haben, nutzt die Chance bei der nächsten Tour, denn sie sind ein Erlebnis, das man nicht verpassen sollte.

