Hab neulich irgendwo gehört, dass es in diesem Winter bisher unfassbar wenig Sonnenstunden gab. Über diese Information habe ich mich sehr gefreut, ich hätte das sonst garnicht bemerkt. Ich weiß nicht ob der Winter in Toronto wesentlich gemütsfreundlicher und sonnenintensiver war. Oder vielleicht handelt es sich hier auch um eine selbsterfüllende Prophezeiung, schließlich hat der kanadische Singer-Songwriter Andy Shauf 2010 eine EP rausgebracht mit dem Titel “Waiting for the Sun to Leave”. Das Stimmunsgerüst, welches die aktuelle LP “Wild” aufbaut, steht auf jedem Fall einen Kontrast zu dem Grau in Grau vor dem heimischen Fenster da.
Schon auf dem schlichten Gatefold ist zu sehen, was man wohl gemeinhin als Urlaub bezeichnet: Liegestuhl, schwimmen. Innen drin dann Andy Shauf beim Sockenfalten, nebst Songtexten. Und musikalisch bekommt man genau das serviert, was man erwartet. Entspannten Indie/Singer-Songwriter-Sound, der manchmal die Grenze zur Langeweile touchiert. Nicht so der Opener “Judy”, hier leitet der Bass durch den Song, ebenso auf der zweiten Seite bei “Believe Me”. Das gefällt mir ausgesprochen gut. Keine Schnörkel, kein Gedöns, schlicht, reduziert und einfach. Auch “Call” ist auf der ersten Seite zu finden gefällt mir gut, wo hingegen mir der letzte Track vor dem Wechseln, “Television Blue” fast zu verträumt, zu verspielt ist.
Auf der B-Seite lohnt es sich mal in “Wicked and Wild” reinzuhören. Eine ähnlichen Sound wie dieser Song versprühen auch die restlichen Songs.
Im Ganzen kann man sagen, dass diese Platte alles andere als wild ist. Man bekommt eigentlich ziemlich genau dass, was man mit “kanadischem Singer-Songwriter/Indie-Sound “, bestellt hat. Es ist keine große Überraschung dabei, aber auch keine Enttäuschung. Kein Ausreißer nach oben oder unten, sondern ne ganz solide Platte. Und auch textlich ist es keine Überraschung. Shauf schafft es in dem Raum, von rund dreieinhalb Minuten, eine Geschichte zu kreieren, so persönlich wie universell, ohne dass er den Protagonisten gibt. Der Blick des Storyteller von außen, der Allwissende Erzähler, das schafft Distanz und verschafft auch uns Distanz und macht Inneres deutlicher.
Das klingt jetzt hier nach wenig Begeisterung meinerseits; und Ja, komplett ausflippen tue ich nicht. Aber das muss ja nun auch nicht immer sein und deswegen ist es noch lange nicht schlecht. It is what it is. Und es ein schöner Soundtrack, wenn doch mal ein paar Sonnenstrahlen zwischen den Wolken hervor spinksen.
Die Platte ist im November auf Vinyl via ANTI-Records erschienen. Mir liegt es in schwarzem Vinyl vor, gibt es aber auch als coloured Vinyl in Blau.
Interpret | Keine Daten vorhanden |
Titel | Keine Daten vorhanden |
Veröffentlichung | Keine Daten vorhanden |
Label: | Keine Daten vorhanden |