Endlich! Endlich ist es so weit und ich halte eine Platte in den Händen, auf die ich seit einer gefühlten Ewigkeit sehnlichst warte. Und das, obwohl ich ihren Inhalt schon längst kenne. Oder gerade deswegen! Bereits im April habe ich die CD-Version von “Dark Matters”, dem ersten Longplayer nach der EP “Spacement Mission” (2019) der aus Mannheim stammenden Melodycore-Truppe Astronuts erworben. Dabei deckt sich meine Wartezeit in etwa mit dem Verhältnis zwischen CD- und LP-Release, denn wo die CD bereits in Eigenregie 2019 erschien, kam die LP tatsächlich erst dieses Jahr auf den Markt, dafür aber auf gleich vier geilen Labels, die sich die Verantwortung teilen: Cat’s Claw Records, Punkrock Radar, Johnny Be Good Records und Waterslide Records.
Jau. Seit April also rotiert “Dark Matters” hauptsächlich im Auto in Dauerschleife und birgt damit auch das Risiko, reihenweise Knöllchen zu produzieren. Das Tempo schon beim hammergeilen Opener “Light Upon Dark Matters” ist mörderisch und verleitet zur Missachtung sämtlicher Geschwindigkeitsvorgaben. Vielleicht also doch besser auf Platte umsteigen, jetzt wo sie vorhanden ist. Die überirdischen No Use For A Name haben nach ihrem jähen und tragischen Ende endlich einen würdigen Nachfolger bekommen. Und auch eine Band, die völlig zu Unrecht nie zu den Global Playern auf Fat WreckChords gehörte, lässt auf “Dark Matters”, vor allem wegen des Gesangsstils und der stimmlichen Klangfarbe von Sänger Sid, grüßen: Screw 32 schimmern hier und da so richtig schön durch und die Richtung ist klar.
Astronuts beteiligen sich an der seit geraumer Zeit stattfindenden Renaissance des melodischen Hardcores, Melodycores, nennt es wie ihr wollt, DER geile Scheiß in den 90ern halt. Mit “Dark Matters” liefern sie aber nicht nur irgendeinen Baustein dazu ab, sondern bringen mal eben das beste Album in diesem Genre raus, das ich seit Lagwagons “Duh” gehört habe. Und das ist schon verdammt lange her! Hier reiht sich Hit an Hit, Ohrwurm an Ohrwurm und das alles in einer Natürlichkeit, die den Gedanken des stumpfen Kopierens gar nicht erst aufkommen lässt, auch wenn die Astronuts das Rad nicht neu erfinden. Einziges Manko: nach zehn Songs ist schon Schluss. Das Album hätte gut und gerne noch zwei bis drei Kracher des vorhandenen Kalibers vertragen können. Da eine Scheibe, egal ob CD oder LP aber nun mal rund ist und ein Kreis quasi kein Ende hat, legen wir “Dark Matters” einfach nochmal auf. Und nochmal. Oder gleich voll in Dauerschleife.
Auch das macht den Release zu einem der besten seiner Art und aller Zeiten, er wird einfach nicht langweilig, egal wie oft man ihn durchrattern lässt. Hervorragende bis überdurchschnittliche Gesangsleistungen, mehrstimmig versteht sich, spitzenmäßige Gitarrenarbeit bei druckvoller Produktion sowie messerscharf und ultrapräzise Drums in Überschallgeschwindigkeit und ebenfalls perfekter Produktion machen “Dark Matters”… ach, ich muss das jetzt nicht nochmal wiederholen. Ein Glück ist bald wieder Best of… beim Keks und liebe Astronuts, ihr werdet so was von definitiv dabei sein!
Auch optisch geizt das Album nicht mit Superlativen. Das ist einfach ein wunderbares Bild da vorne drauf. Dazu die nobel bedruckte Innenhülle mit sämtlichen, by the way: äußerst intelligenten und gut durchdachten, Lyrics und ein paar Liner-Notes drauf. Dazu die catchy Farbkombination, …ach was soll ich noch sagen?! Alle, ich wiederhole: ALLE, die Melodic Hardcore mögen, MÜSSEN sich dieses Meisterwerk zulegen. Alle anderen haben mit “Dark Matters” DIE Chance, sich ganz doll mit dem Genre anzufreunden. Schaut am Besten bei den Astronuts selbst nach der Platte.
Ach und noch was, hätte ich jetzt fast vergessen: hört euch unbedingt auch noch die Lookit! Martians an. Eine famose Poppunk-Combo im Stile von Screeching Weasel meets MXPX, deren Personal sich um ca. 2,5 Personen mit dem der Astronuts überschneidet.