Durchmesser: 7″ (17,78 cm)
Mittelloch 1 1⁄2″ bzw. 38,1 mm, auch 7 mm
Abspieldrehzahl: meistens 45 min, selten auch 33 1/3 min
Spieldauer etwa 4 bis 5 Minuten pro Seite
Das sind die Daten einer besonderen Vinyl-Art: der Single. Kleiner und aber auch nicht kraftvoller geht es nicht im Vinyl-Universum. Und trotzdem war und ist die Single ein vielfältiges Medium. Mal Vorgeschmack auf ein kommendes Album, mal ein künstlerisches Statement oder we in diesem Fall ein Ausdruck tiefer Freundschaft.
die Bands / las bandas
Bataälla aus Salamanca (Spanien) und HIGH aus Tübingen (Deutschland) verbindet eine Freundschaft aus gemeinsamen Konzerten und Touren durch Deutschland und Spanien. Die Bands vereint die gemeinsame Vorliebe für die härter Gangart des Hard Core-Punks und Crust.
Die Initiative zur EP kam von Bataälla und wurde in internationaler Kooperation fertiggestellt: Aufnahme übernahm Jens in Tübingen, während Mix und Master in Madrid, mit Txutxi von Como Churros Grabaciones entstanden.
Achtung, größter Hörgenuss entwickelt sich bei einer Reisegeschwindigkeit von 33 1/3 upm!
Bataälla
Das Trio besteht aus Ehtupendo (vocals & guitar), Tetitas: (bass & background vocals) und Cülo (drums). In nicht mal sechs Minuten, schiessen Bataälla ihre drei Songs aus der Rille. “El Ego” ist ein Stück mit eingängiger Melodie und eindrucksvollen, verzerrten Gitarren-Riffs und schönem zweistimmigen Gesang. Die Drums treiben gnadenlos durch den Song, schaffen aber Lücken, in die Gesang und Riffs reinbrechen. Zum Ende steigert sich der Song in ein abrupt endendes Finale.
“La Rueda” beginnt mit verschlepptem Tempo und mündet dann in sägende Riffs und ein aggressives Shouting im Wechsel mit hohlem Sprech-Gesang. Der Song endet wie eine am Himmel detonierende Feuerwerksrakete ohne Vorwarnung., nach 120 Sekunden.
“El Final” startet episch mit schönem Intro und fast hymenartigem Gesang im Crust-Stil. Dann findet Bataälla endlich das Gaspedal und die Kapelle wechselt auf die Überholspur. Es klingt wie ein Rudel iberischer Wildschweine, die sich als Stampere den Weg durch das Wohnzimmer des Hörers suchen. Völlig sinnlos sich diesem Druck, dieser Kraft entgegen zu stellen.
llegal ya el final
ahora es cuando emperlade mos
a pagar
esta falsa comodidad
Bataälla in “El Final”
HIGH
Das Quartett, bestehend aus Micha (vocals), Jonathan (guitar), Nico (Drums) und Philipp (bass) stammt aus Tübingen. Bis auf Nico, der mittlerweile in Düsseldorf wohnt, sind der Rest der Band der Heimat treu geblieben. HIGH existieren seit zehn Jahren und die Split-Single ist bereits ihre vierte Veröffentlichung. Die ersten drei Releases wurden von Spastic Fantasic Records aus Dortmund und SubZine Records aus Tübingen herausgegeben.
Die beiden Songs der Tübinger sind aus dem Jahre 2020, also während der Corona-Pandemie entstanden. Mit schweren Geschütz eröffnen HIGH mit “Rivers of the Rainbow Division” ihre Seite. In knapp 2:20 werfen sie dem Hörer ihre Aufforderung zum Kampf gegen den Fachismus um die Ohren. Interessante Riffs schneiden sich durch das High Speed Gemengelage der Rhythmus-Sektion aus Bass und Drums. Das Tempo ist hoch, der Gesang ist ein dreckiges, verzweifeltes Shouting. Immer wieder fahren HIGH für kurze Breaks das Tempo runter, nur um mit dem nächsten Riff wieder Fahrt aufzunehmen. Das ist handwerklich interessant und macht Freude beim Zuhören.
Auch beim nächsten Song “Keine Diener keine Herren” reiten HIGH wieder eine wütende Attacke. Diesmal für ein gesellschaftliches Miteinander und die Freiheit des Individuums. Riffs in Lichtgeschwindigkeit erzeugen Melodien, die in einer Soundwall aus Drums und Bass deutliche Schneisen ziehen. Auch hier bilden die Riffs das Gerüst und geben dem Song die Struktur. Die Bass-Line unterstützt dabei den Speed aus den Salven der Drums.
Remember the Riders of the Rainbow Division
Riding into Battle to Smash Facism
HIGH in “Riders of the Rainbow Division”
HIGH spielen ihre Songs immer live ein, was für einen authentischen DIY-Sound sorgt. Allerdings hat man diesmal den Gitarren einen overdub gegönnt und den Gesang separat aufgenommen. Diese nächste Entwicklungsstufen tut dem Druck der Aufnahmen und der gesamten Textur der Songs gut.
Die beiden Stücke sind eine Mischung aus Crust und Hard Core Punk. Man findet die Aggressivität und Geschwindigkeit, die verzerrten Gitarren und den schreienden Gesang des Hard Cores, ebenso wie leicht düstere Atmosphäre, den rauen Gesang und Riffs mit Metall-Einschlag aus dem Crust.
HIGH tanzen geschickt auf dieser Rasierklinge und finden eine sehr individuelle Spielart aus den beiden Genres. Ihre aussagekräftigen, politischen Texte sind auf den Punkt. Echte Highlights sind die kreativen, stimmungsvollen Intros und Outros der Songs. Nicht zuletzt an diesen Stellen schillert das ausgezeichnete, handwerkliche Songwriting der Band durch.
das Resümee / el currículum
Für die mutige Releaseform der Split-Single, gibt es erste Punkte. Weitere Punkte sammeln die Bands durch ihren druckvollen, kreativen Genre-Mix aus Hard Core-Punk und Crust. Wer jetzt als Genre-Fan oder einfach neugierig geworden ist, ist mit einer Bestellung hier auf der sicheren Seite.
Dafür erwartet euch, die Ende Juni erschienene, auf 500 Kopien limitierte Single wahlweise in doom-black oder orange (erhältlich NUR bei den Bands oder den co-op Labels).
Anzumerken ist, dass es auf der Bandcamp-Seite von SubZine Records den Digital Download für sagenhafte 666 Euros gibt.
Vinyl ist für mich nicht nur Musik, sondern ein Erlebnis. Die von mir beschriebenen Alben, habe ich alle ausgepackt, angeschaut und angehört. Gerne auch mehr als ein Mal. Bei den Reviews mache ich mir immer ein eigenes Bild durch entsprechende Recherche und das konzentrierte Anhören. Das ist meine Art den Künstlern entsprechende Wertschätzung für ihre Kreativität und Kunst und Kunst entgegenzubringen.
So kann es vorkommen, dass zum Zeitpunkt des Erscheinens, die Platten in seltenen Fällen vergriffen sind.
Dazu gibt es für mich keine Alternative: über Platten schreiben, in dem man die Pressetexte abschreibt ohne die Platte in den eigenen Händen gehalten zu haben, macht für mich keinen Sinn. Danke für euer Verständnis. Lagartija Nick.