Ein weiterer Brocken aus dem Pelagic Records Stall der da auf dem Plattenteller rotiert: „Propaganda“ von Bear. Der belgische Export hat mit der Scheibe am 26.06.2020 seinen inzwischen vierten Langspieler rausgebracht und der hat es gewaltig in sich. Ich muss ehrlich gestehen dass ich Bear bis dahin noch nicht kannte. Die erste Beschreibung die ich fand lautete: „Kennst du das Gefühl, nicht sicher zu sein, ob du diesen Film schon einmal gesehen hast? Wenn Bear ein Film wäre, wäre das nicht so. Bear sind die Band, die man nie vergessen wird, wenn man sie live sieht.“ Okay, das ist ne Ansage und macht mich noch umso neugieriger. Die Platte an sich kommt mit wenig Schnick-Schnack daher: Cover, Sleeve, Vinyl, das war‘s. Ein Lyrics-Sheet wäre später etwas wünschenswert gewesen. Das Artwork gleicht in etwa einer Mischung aus alter Sovijet-Propaganda die von Shepard Fairey neu gestaltet wurde.
Der Opener „Dissolve Dissipate“ legt, wie das Album selbst, ohne Umschweife direkt los. Gleich zu Anfang schwingt dieser Nu-Metal Vibe mit und Sänger Maarten Albrechts Gesang erinnert ein wenig an Dez Fafara zu seinen alten Coal Chamber Zeiten. Mit dem Titeltrack „Propaganda“ oder Songs wie „Obey“ und „Apollo’s Heist“ fühle ich mich weiterhin gut 20 Jahre zurückversetzt. Ordentlich Geballer trifft auf regelmäßige Groove-Passagen. Die A-Seite schließt vorerst mit dem Song „Mite“ ab, eher schon eine Midtempo-Nummer die dennoch gesanglich und instrumental einiges an Gewicht in die Waagschale legt.
„Gutter Love“, der Opener der B-Seite, ruft wieder die Ansage einer unvergesslichen Liveband ins Gedächtnis. Psychotisch anmutende Gitarren stehen Spalier bevor der Groove-Part einsetzt der, auf dem heimischen Sofa zum Kopfnicken, Live mit Sicherheit zum springen einlädt. Ich werfe nochmal einen Blick auf die Tourdates der Homepage. Natürlich noch nichts Aktuelles. Der letzte Termin war ein Livestream, davor wäre Groezrock angesagt gewesen, welches natürlich auch ins Wasser fiel. Schade, aber Live muss ich mir die unbedingt mal geben. Meine Internetrecherche wird währenddessen von „The Ram“ untermalt. Da passt das Instrumentalstück hervorragend und gönnt mir eine Pause ehe es mit „Flares“ und „Engines“ weitergeht. Das letzte Stück „Kuma“ soll hier nochmal besonders erwähnt werden. Das sphärische Intro des Songs erinnert etwas an „The Ram“ und könnte fälschlicherweise für ein Outro gehalten werden. Isses aber nicht! Bear zeigen hier nochmal ihr ganzes Potential und fahren nochmal richtig auf. Der Song ist definitiv kein langsames Verglühen sondern impliziert eher ein „dieses Album vernichtet sich in 3:56 Minuten von selbst“.
Den Jungs von Bear ist da auf jeden Fall ein akustischer Bombenteppich gelungen der durchaus neugierig gemacht hat sich das Spektakel live anzuschauen. Also ich wär da jedenfalls soweit, von mir aus kann’s losgehen. Und für diejenigen die jetzt Bock drauf bekommen haben, die Scheibe gibt’s natürlich hier: JPC
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