Dauerstoned im Sputnik oder aber “was ist damals eigentlich wirklich passiert?” Der Begriff “eiserner Vorhang” bekommt durch Bongtower eine musikalisch ganz eigene Bedeutung. Die Russen aus Stavropol liefern drückenden und unendlich schweren Doom/Sluge Metal.
Nach dem Intro, dass uns erstmal eine kleine Geschichtsstunde zum Thema Raumfahrt in der UdSSR mitgibt, schiebt oder hebt sich der eiserne oder eher bleierne Vorhang mit schwermütigen Gitarrenriffs und langsamen aber heftig drückenden Drums langsam von der Bühne.
Das Ganze klingt so, als hätte man die ersten Sekunden nach einem Raketenstart vertont – ihr wisst schon dieser Teil, bei dem es einem immer so vorkommt, als würde die Rakete ins Weltall schleichen wollen und man trotzdem total gefesselt vor dem Bildschirm sitzt und sich fragt, wie etwas so langsames so eine Macht ausstrahlen kann. Genau dieses Gefühl bekomme ich bei Bongtower auf ihrem Album Oscillator auch.
Raus gebracht haben Sie das Album über Hand of Doom Records. Umso krasser finde ich die Aufmachung der Platte – und bin erstaunt für was für nen Fairen Taler das Ding angeboten wird, wenn man sich dann im Gegenzug mal irgendwelche grottigen Neuveröffentlichungen anschaut die auf dünnstem Vinyl daherkommen und auch sonst nix bieten.
Wie in diesem Genrebereich üblich gehen die Songs auch gerne mal 10min. oder länger. Das Drumming vertont die Höllenfeuer die bei der Zündung der Triebwerke über die Abschussplattform fegen, die Gitarren bestehen quasi zu 100% aus Fuzz und drücken dir die R-7 mit aller Gewalt in die Gehörgange, während dir der Mann in der Kapsel Ansagen an die Groundcontrol ins Ohr grunzt.
Es wird mehr gegrunzt wie es bei z.B. Spaceslug oder Domkraft der Fall ist, aber trotzdem werden meiner Meinung nach, Liebhaber dieser und ähnlicher Bands auch mit Bongtower ihren Trip ähh Spaß haben können.
Der Mix aus “richtigen” Songs und Schnipseln von diversen Raumfahrt-bezogenen Reden, scheint das Album an sich eher zu einem Konzeptuellen Gesamtwerk werden zu lassen, als nur zu einem Klumpen Plastik mit Musik drauf.
Auch was den Inhalt der Songs auf der Platte angeht, scheinen sich Bongtower (wie das aber auch einige Genre-KollegInnen tun) auf das Thema Weltall und Raumfahrt eingeschossen zu haben. Es geht um Geschichten von Erkundung, Mut und auch desaströsen Versuchen im Spacerace mit den USA an die Spitze zu gelangen.
Am Ende gibt es sogar noch ein wunderbar abgefahrenes Cover von David Bowies Space Oddity – ganz ohne Doom oder Slugegegrunze aber mit dem gleichen Druck den die Platte auch vorher schon in die Rille komprimiert. In komplett cleaner Gesangsmanier mit leicht russischem Akzent. Ich bin großer Fan und könnte mir vorstellen, das der Davis auch ganz cool fände.
Hätte ich die Platte nicht schon, würde ich sie mir direkt HIER kaufen (oder noch besser beim kleinen Plattendealer eures Vertrauens!). Schon allein weil sie geil gemacht ist!
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