“San Francisco”. So heißt der Opener auf “Let There Be Music”, dem vierten Album von Bonny Doon und er ist die schönste Hommage an die Stadt mit berühmter Brücke und berühmtem Knast, einst die Hochburg der Hippies überhaupt, seit Scott McKenzies Hippie-Überhymne “If You’re Going To San Francisco”. Doch wo McKenzies Hit heute fast schon logischerweise etwas antiquiert wirkt, versprüht Bonny Doons Song eine geradezu jugendliche Frische – und könnte sich anschicken, den alten Hit abzulösen. So schön erquickend und voll positiver Energie, wo doch der Sommer draußen gerade anmahnt, dass es auch wieder einen Herbst geben wird. Voll positiver Energie, ja das müssen die drei Freunde Bill Lennox (Gitarre/Piano/Gesang), Bobby Colombo (Gitarre/Bass) und Jake Kmiecik (Drums) wohl auch sein. Schließlich haben sich Bonny Doon von einer Band aus Detroit zu einer Band aus den USA gemausert und die Musiker sind inzwischen von New York über Michigan bis nach Kalifornien verstreut.
Munter beschwingt, fröhlich und melancholisch zugleich geht es weiter. Schon beim ersten Durchlauf wird klar, die Platte hat definitiv noch nen zweiten, nen dritten, … verdient. Und auf den Putz hauen, das können Bonny Doon auch. “Crooked Creek” stampft an den Drums stoisch durch und scheut auch nicht die überdrehte E-Gitarre. Der Rest drum herum ist einfach nur tolle Melodie und tolles Songwriting. Der Titeltrack selbst dann an vierter Stelle ufert im Klaviersolo aus. Hätte Jerry Lee Lewis auch Candlelight Dinners bespielt, hätte das dabei rauskommen können. Großartig!
Dabei mag es angesichts der gesundheitlich ernsten Zustände einzelner Bandmitglieder geradezu verwundern, dass sie dieses musikalische Kleinod samt seiner durchweg vorhandenen positiven Energie hervorzaubern konnten. Zumal sie in den letzten Jahren auch ausgiebig beispielsweise mit Band Of Horses getourt haben sowie die Begleit- und Studioband für Waxahatchee waren. Ich stelle mir das einfach so vor, dass die Jungs von Bonny Doon eine durchweg positive Grundhaltung haben, möge da kommen was da wolle. Und mit diesem schönen Gedanken im Kopf, macht “Let There Be Music” noch umso mehr Spaß.
Seite B dann macht da weiter, wo es eben aufgehört hat. “You Can’t Stay The Same” wartet mit der Zeile auf “And I hope you come and see me. After all the years. When it’s all behind us and there is nothing left to fear.” Als ob ich es geahnt hätte, fühle ich mich in der oben formulierten Annahme bestätigt. Schön. Dabei sind Bonny Doon nicht nur Soulfood für gestrandete Seelen, sollte dieser Eindruck bis hierher entstanden sein. Bonny Doon sind für alle da, ohne dass sie sich auf Biegen und Brechen auch allen anbiedern wollen. Für alle, die musikalisch von den Weakerthans bis hin zu The War On Drugs unterwegs sind mal auf jeden Fall. Gönnt euch “Let There Be Music”. In guten, wie in schlechten Tagen.
Anti Records macht’s möglich. Standardmäßig auf schwarzem, limitiert auch auf Eco-Mix Vinyl. Irgendwie süß finde ich die Idee und die Gestaltung des Covers. Sowohl Sleeve, als auch Innenhülle sind Inside/Out, alle Songtexte sind zum Mitschwelgen abgedruckt. Schöne Sache, das. Für euch z.B. über jpc zu beziehen.