Ja, gut, also liegt jetzt “No”, das zweite Album der Augsburger “Brennenstuhl” bei mir auf dem Plattendreher. Veröffentlicht wurde das Ding bei Tonzonen Records. Das Intro lässt schon vermuten, dass das hier ne spannende Nummer werden könnte – Sängerin Eva Walz versetzt sich in Freuds Es-Ich und erzählt was dem Es gerade so durch den Kopf geht während es (also nicht Es sondern es) im Hintergrund sphärisch in Richtung “No” wummert.
Beim titelgebenden Song “No” machen Brennenstuhl einen Ausflug in eine durchaus soulige Richtung die aber von Kraut-Psych Gitarrensoli im Zaum gehalten wird. Der Bass wummert einem in seiner wunderbaren Trägheit den Schmalz aus den Ohren und das Saxophon verpasst dem ganzen dann noch eine gute Ladung Jazz. Im “Walfischmagen” wird man Mal eben kurz in 40 Sekunden ordentlich durch Kraut und pilzbelastete Verdauungssäfte georgelt um dann in einer Welle aus Acid-Jazz auf dem Rücken einer Schildkröte wieder Richtung Festland zu surfen.
Brennenstuhl machen was sie wollen, in “Express yourself” sind wir dann schon fast im 90er Funk angekommen aber immer genau so viel von irgendwas, dass man nicht so genau sagen kann was eigentlich. Das macht Es aber halt auch spannend. Ich bin nach jedem Song gespannt was wohl als nächstes kommt. Brennenstuhl machen jetzt nicht unbedingt tanzbare Mucke (gut, Ausdruckstanz oder auf LSD geht das sicher) aber das muss ja auch nicht immer sein. Ich jedenfalls finde es spannend immer wieder auf einzelne Instrumente zu achten und entdecke da jede Menge Virtuosität und Abwechslung.
Schlagzeug und Bass grooven sich kontinuierlich und präzise durch die gesamte Platte und Gitarre, Percussion, Saxophon und co. setzten die passenden Akzente. Darüber schwebt die Stimme von Eva Walz und fügt sich manchmal wunderbar ins Gesamtbild ein und bricht manchmal wunderbar aus dem Gesamtbild aus. Gesungen wird übrigens auf Deutsch und Englisch – wobei Englisch überwiegt. Insgesamt eine, wie ich finde, sehr spannende Platte die allerdings schon etwas Konzentration erfordert.
Schick ist auch die Aufmachung, die Platte kommt in Gelb und im hübschen Gatefold-Cover. Was genau das auf dem Cover sein soll, erschließt sich mir nicht ganz, passt aber irgendwie schon zur Gesamterscheinung. Im Gatefold dann die üblichen Danksagungen und Credits – dazu dann noch ein Inlay mit Bild der Musiker*innen und alternativem Hörspiel-Cover welches auch gut gepasst hätte.
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