Ein Debüt, die selbstbetitelte LP von Buhai. Um ehrlich zu sein habe ich mich für die Rezension gemeldet nur aufgrund des Titels des ersten Songs – “Einhörner”. Ich habe nur mal kurz reingehört, das kann nur gut sein. Und das ist es. Kein Märchen-rosa-wolken-zuckerwatte-Prinz-und-was-weiß-ich-denn-Scheiß, nein! Wir warten ja schließlich auch nicht auf eine Prinzen in güldener Rüstung auf so nem scheiß weißen Gaul, der uns errettet. Braucht Frau nicht. Und nun die musikalische Erinnerung, dass wir auch Einhörner nicht brauchen um unser Ding zu machen, wir sind nämlich selber ganz schön großartig.
Herrlich charmant desillusionierend in einem Gewand aus Neuer Deutscher Welle, Indie-Pop á la Wir sind Helden und einem Hauch von Dreampop macht zusammen: Ganz schöne Musik! Ernst und tief und verspielt und anhörenswert. Texte mal einfache Szenenbeschriebung, mal kryptische Gefühlsbeschreibung, mal geht das eine in das andere über. Als bedrückend, erdrückend präsentiert sich “Zu nah”, in dem man sowohl die drückende Piefigkeit von Konventionen anhand einer Kleinstadt-Reihenhaus-Metaphorik verspürt als auch das “Zu nah” einer sich veränderten Beziehung. Ein thematischer Spagat, der mit Leichtigkeit vollzogen wird und sich mühelos erschließt.
Die zweite Seite startet mit einem Song, der irgendwo zwischen Chanson und Pop zu verorten ist, könnte auch an der Sprache liegen. Sowieso ist die zweite Seite der reinste (Frankreich)-Urlaub. “Der Sommerwind” überrascht mit Tempowechslen und mit “St. Tropez” – der geografische Ort als Synonym für das, wonach das winterlich unterkühlte Herz sehnt. Wobei ich es persönlich es da eher mit Resi Reiner halte – “Ich will nach Italien”.
Stimmung aufbauen mit Gänsehaut und Tristesse-Effekt, das können Buhai auch, wie wunderbar in “Offseason Tristesse” zu hören und fühlen ist. Und auch wenn mir persönlich der letzte Song “Weit Fort” zu eintönig und fast langweilig ist, muss ich doch anerkennen, dass Text und Melodie hervorragend ineinander greifen und sich gegenseitig verstärken um genau dieses Gefühl hervorzurufen, auf das ich einfach keine Bock habe – Monotonie. By the way: Digital gibt es noch einen vierzehnten Track, “Après-Ski-Melancholie”, der passte leider nicht mehr aufs Vinyl.
Während ich dies höre und schreibe, bleibt sogar die Jugendliche verwundert und interessiert vor dem Plattenspieler stehen um festzustellen: kKnnte hier und da nen bisschen mehr rocken. Und da gebe ich ihr so halb recht, denn an dieser Stelle bin ich gespannt wie Buhai die Songs live präsentieren. Vielleicht setzt ja hier der – wie mein Kollege der Riedinger es kürzlich in der Kaltfront-Review so schön genannt hat – “Ramons-Effekt” ein. Aber für rund 45 Minuten heimatliches St. Tropez-Feelings ist der Sound wunderbar.
Das mir hier vorliegen Vinyl hat eine Farbe, als wenn Kinder alle Knete zusammenmatschen – sprich: Oliv-Braun-Grün mit Flecken (oder auch mud marbled genannt). Ich spare mir mal wieder Geschreibsel/ Beschreibsel zum Cover, weil wofür machen wie schließlich Fotos. Einzig anmerken möchte ich noch mal, dass leider keine Texte nachzulesen sind, was ich persönlich ja so liebe. Aber nun sind diese auch sehr gut verständlich und akustische Missverständnisse eher unwahrscheinlich. Andernfalls empfehle ich den Gang zum*zur Hörgeräteakustiker*in. Erschienen ist die Platte am 18. März auf dem Erdmöbel-Label jippie! industrie. Könnt ihr da oder hier oder wo auch immer erwerben.
Interpret | Keine Daten vorhanden |
Titel | Keine Daten vorhanden |
Veröffentlichung | Keine Daten vorhanden |
Label: | Keine Daten vorhanden |