Ah, cool! Auf dem Promo-Beipackzettel vom veröffentlichenden Label Is It Jazz? Records steht, für Fans von Motorpsycho (…und Elephant9, Krokofant, Supersilent, Hedvig Mollestad Trio). Na dann mal her mit dem guten Stück. Wenn das mit der Referenzband aus Trondheim auch nur im Ansatz stimmig sein sollte, dann muss das neue Werk “All The Better For Seeing You” des Osloer Jazz/Progressive-Trios Bushman’s Revenge zwangsweise gut sein. Das Album ist bereits ihr elftes und bei so viel Output seit der Gründung 2003 dürften Bushman’s Revenge den Kenner*Innen der Materie womöglich schon ein Begriff sein. Ich dagegen betrete Neuland und bin gespannt wie ein Flitzebogen.
Los geht’s! Was sofort auffällt, ist, der erdige Klang der Instrumente. Auch wenn Bushman’s Revenge mit diversen Sounds experimentieren, der natürliche Klang der Instrumente bleibt quasi als Grundsatz durchgehend erhalten. Das ist gut und das tut gut. Even Elte Hermansen (Gitarre), Rune Nergaard (Bass) und Gard Nilssen (Drums, Vibraphon) scheinen nicht nur äußerst talentiert im Spielen ihres jeweiligen Instruments zu sein. Die drei Musiker setzen sich offensichtlich auch intensiv mit den Klangfarben ihrer Instrumente außeinander, um uns im Kollektiv ein bestmögliches Ergebnis bieten zu können.
Nun zu eben diesen Ergebnissen, bestehend aus sechs Songs. Was? So wenig auf ner ganzen Platte? Jepp! Jazz, Progressive, Psychedelic… ihr wisst schon, die Stücke sind da nicht gleich nach zweieinhalb Minuten rum und insgesamt betrachtet, hat “All The Better For Seeing You” die perfekte Spiellänge, um uns richtig gut zu unterhalten, uns aber andererseits auch nicht zu überbeanspruchen. Auf Gesang verzichten Bushman’s Revenge komplett. Ja, nicht unüblich in dem Genre und außerdem gibt’s auch ohne eine ganze LKW-Ladung an Eindrücken, die auf uns einprasseln.
“Halvannen Time” eröffnet den Reigen noch ruhig und sanft und gibt uns die Möglichkeit, es uns erst einmal bequem zu machen. Gläschen Rotwein dazu und ein entspanntes “Ahhhh” beim auf das Sofa fläzen. Eine angenehme Gitarrenmelodie trägt den Song und könnte so oder so ähnlich auch aus Chris Isaak‘s Feder stammen. Danach steigern Bushman’s Revenge die Intensität. Langsam aber stetig. Zunächst kaum spürbar und plötzlich befinden wir uns mitten drin in diesem Wirbelsturm aus abgedrehten Rhythmen, kaum greifbar für Leute wie mich, die normalerweise nur das hundsgewöhnliche 1,2,3,4 nachvollziehen können. Dazu dann zwei völlig entfesselte Saiteninstrumentalisten. Huch, der Rotwein ist schon leer. Hab ich gar nicht gemerkt. Schenk schnell nochmal nach, Bushman’s Revenge können auch Party, auch wenn das hier aufgrund seiner, nennen wir es mal Exklusivität, wohl kaum den Weg auf irgendeinen Dancefloor schaffen wird. Wie war noch gleich der Witz mit dem Jazzer und dem Geld verdienen? Ah ja, da gibt’s viele…
Seite B dann. Das Konzept vergleichbar mit der vorangegangenen Seite. Bushman’s Revenge lassen es erst mal ruhig angehen und bieten uns mit “Stolen From A Blind Monkey” die Möglichkeit, uns wieder zu beruhigen und zu sammeln, bevor hier dann gleich wieder die Jazzhölle losbricht. Eine erneute (Rein-)Steigerung bis zur finalen Eruption “Takk For Seg”. Nichts zu danken, liebe Bushman’s Revenge. Die Freude ist ganz meinerseits. Und die Rotweinflasche auch schon halb leer. Ich sagte doch vorhin schon: Bushman’s Revenge haben auf “All The Better For Seeing You” eine perfekte Spiellänge veranschlagt. Alles super also. Nur euren Namen, den müsst ihr mir bei Gelegenheit mal erläutern. Der hat irgendwie… also auf Schwäbisch sagt man, der hat “a G’schmäckle”.
Sodele und nichts desto trotz habe ich das Neuland sehr gerne betreten und auch die Referenz “Motorpsycho” geht in Ordnung, auch wenn die jeweiligen Schwerpunkte eher auf psychedelischem, bzw. eben auf jazzigem Grundtenor liegen. Anhänger*Innen beider Vorlieben machen aber mal so gar nichts falsch, wenn sie sich “All The Better For Seeing You” von Bushman’s Revenge ins Haus holen. Limitiert auf dunkelgrünem Vinyl und z.B. bei JPC.