Mein heute verschriftlichter Monolog über das Zweitwerk “For The Restless” der schwedischen Rock’n’Roller Capricorn beginnt mit einer gewagten These. Diese ist weder wissenschaftlich begründet, noch sind die Hintergründe fundiert recherchiert. Alles also ein wenig Harakiri. Ausgangspunkt zur These ist die Frage, die sich mir quasi seit Anbeginn der Zeit stellt, nämlich, warum ausgerechnet aus Schweden, einem Land mit gerade einmal läppischen rund zehn Millionen Einwohnern, so viele geile Bands in sämtlichen Bereichen der Rock- und Popmusik kommen?
Ich meine einmal aufgeschnappt zu haben (und das ist eben nur so ein Hören-Sagen-Ding), dass das schwedische Bildungssytem vorsieht, dass ein jedes Kind bereits von früh auf und in der Schule ein Instrument erlernt. Bei unsereins war das damals die Blockflöte, felsenfest im Lehrplan verankert. In Schweden dagegen lernen die Kids E-Gitarre und Drums! Ach wie gerne möchte man da aus Stockholm, anstatt aus Stuttgart stammen?! Sollte es jemand besser oder anders wissen, als ich es hier jetzt dargestellt habe, so möge man mich bitte gerne berichtigen, bzw. aufklären. Nun zur These: sollte das so sein wie es mir zu Ohren kam, so liegt es ja geradezu auf der Hand, dass die Kids in Schweden sich eher früher als später zu Bands zusammenrotten.
Eine weitere – und sicherlich nicht ganz so gewagte – These: auch in Schweden gibt es stetig personelle Überschneidungen bei der Zusammenstellung neuer Bands. Und damit zurück zu Capricorn. Bei denen schwingt neuerdings ein gewisser Tomas Eriksson die Drumsticks und der war u.a. schon mit Imperial State Electric zugange. Die wiederum – und für Kenner*Innen der Materie ist das nichts Neues – sind/waren ein weiteres hübsches Baby von keinem Geringeren als Nicke Andersson, dem Mastermind hinter den Speerspitzen, des im Volksmund gerne als “Schwedenrock” bezeichneten musikalischen Bastards aus Protopunk, Glamrock, Boogie und Hardrock, den Hellacopters.
So. Thesen Hin oder Her. Spätestens jetzt wissen wir jedenfalls, in welche Kerbe Capricorn musikalisch schlagen. Auch sie reihen sich in die schier unübersichtliche Reihe dieser skandinavischen Rockbands ein, die oben unter dem Sammelbegriff “Schwedenrock” angesprochen wurden. Schien das salopp formulierte Genre bis vor Kurzem ein wenig in der Versenkung zu verschwinden, feierte es jüngst mit neuen Veröffentlichungen z.B. der Flaming Sideburns oder der bereits genannten Hellacopters (deren neues Werk “Eyes Of Oblivion” bei mir in Dauerrotation läuft) ein fulminantes Comeback. Na ja, so wirklich weg war es aber doch nie?! Und Capricorn? Die wiederum müssen sich mit ihrer Variante auf gar keinen Fall hinter den Großen verstecken.
“The Searcher” eröffnet die Platte in bester und altbekannter Manier. Ein erdiges Gitarrenriff vorneweg, Bass und Schlagzeug greifen das Riff euphorisch auf und die Keys treiben das Ganze mit stoischem Anschlag ordentlich voran. Yeah! Das sind die Trademarks, die diese Musik so begehrenswert machen. Und so oder so ähnlich geht das die Platte über weiter. Einzig der Gesang zeigt für meinen Geschmack eine neue Variante auf, erinnert er in seiner poppigen Klarheit eher an die großartigen Fleetwood Mac oder auch an die Poppunker aus dem Nachbarland, die Yum Yums. Und dann natürlich die ineinadergreifenden Gitarrensoli und auch immer geil, die Gitarrenakkorde, werden stets eifrig mit allerlei Spielereien ausgeschmückt. Capricorn erinnern damit nicht nur an die “jüngeren” Werke der Hellacopters (sagen wir mal an alles ab “By The Grace Of God”), sondern auch an bereits etwas ältere Semester wie Bob Seger, Ron Asheton sowie gleichermaßen an aktuelle Weggefährten wie die Roots-Rocker The Magpie Salute (angeführt von Black Crowes-Gitarrist Rich Robinson).
Kurzum, Rock lautet die Devise von Capricorn. Lasst euch diesen, von Wild Kingdom veröffentlichten nicht entgehen – und zwar auf dem einzig dafür in Frage kommenden Medium, der Schallplatte. Diese gibt es klassisch schwarz, oder in transparent blue und transparent red. Verpackt in schön hergerichtetem Gatefold mit Bildern der Protagonisten. Diese sind neben dem bereits genannten Drummer Eriksson: Kristoffer Ekberg (v/g), Pontus Blom (b) und Peter Söderberg (g). Mal kucken, ob wir die irgendwann auch noch in anderen Formationen antreffen werden (siehe These 2, zwinker!). Vorerst reichen Capricorn aber voll und ganz aus! “For The Restless” bekommt ihr z.B. hier.