Was macht eine Band, wenn ihr die Ideen ausgehen? Richtig, sie macht ein Coveralbum. So weit mal die böse Theorie und im Falle der Gunners („The Spaghetti Incident“), der Hellacopters („Head Off“) sowie der Berliner Punkrocker Church Of Confidence ging das ja auch nochmal ausgesprochen glimpflich bis gut aus. Und nun zur guten Theorie. Wer wie ich zu den Glückspilzen zählt und Church Of Confidence-Mastermind Ulli (Ulli, dein Drum-Soundcheck ist legendär!) persönlich kennenlernen durfte, der/die weiß dann auch, dass dieser Typ den Rock’n’Roll lebt. Wie oft hing ich gebannt an seinen Lippen, wenn er von Lemmy als Gast in seinem Kreuzberger Kultschuppen Wild At Heart berichtete, oder auch von den Geschehnissen, wie Thomas einst aus der schwäbischen Peripherie in die Bundeshauptstadt kam, um dort Drummer der Beatsteaks zu werden. Das alles absolut integer und authentisch erzählt und es war spürbar, dass diese unsere Lieblingswelt, die des Rock’n’Roll, unserem Ulli ein schönes Leben beschert(e) – und ihn eben auch zum Fanboy machte. Und als solcher – das unterstelle ich ihm und der Church Of Confidence jetzt einfach mal – war es sicherlich eine Herzensangelegenheit und keine Lückenfüllerei, ein paar Hits und Evergreens in das Church Of Confidence-Soundkostüm zu transkribieren.
Spannung, Spaß und tja, auch Spiel waren meine vorfreudigen Erwartungen, ehe ich „(S)hit Eplosion“ auflegte. Spiel v.a., weil es sich Church Of Confidence nicht nur einfach gemacht haben und so war ich mit am meisten auf ihre Version von Hendrix‚ „The Wind Cries Mary“ gespannt. Da tut man sich ja nicht unbedingt ’nen Gefallen und wenn man nicht gerade Body Count („Hey Joe“ auf dem ’94er Album „Born Dead“), oder eben Church Of Confidence ist, dann muss die Gefahr des Verlierens auch zum Kalkül gehören. Church Of Confidence lösen die Aufgabe aber äußerst clever, vermischen sie den Song mit angelehnten Tastenparts von Lynyrd Skynyrds „Sweet Home Alabama“. Ein Schachzug, der die ansonsten recht simple Umsetzung leicht vergessen macht.
Cool auch die Church Of Confidence-Version von CCR’s „Fortunate Son“, die dank der geblockten Gitarren weitaus mehr groovt als das Original. So viel mal exemplarisch; die weitere (S)hitliste liest sich wie folgt: „Action“ (The Sweet), „Motor Bikin‘ “ (Chris Spedding), „Juke Box Jive“ (The Rubettes), „Woman From Tokyo“ (Deep Purple), „Maggie May“ (Rod Stewart), „Far Far Away“ (Slade), „Dance With Me“ (Lords Of The New Church), „If You Think You Know How To Love Me“ (Smokie), „Come On“ (Chuck Berry) und „It’s All Over Now, Baby Blue“ (Bob Dylan).
Ihr seht, Church Of Confidence haben sich redlich Mühe gegeben, quasi Fanboy-like, euch einen zwölfteiligen Rundumschlag der Populärmusik von den ’50ern bis zu den ’80ern bieten zu können. Oder war die Songauswahl einst etwa genau so auf einem der unzählig veröffentlichten Sampler mit dem Namen „Hit Explosion“? Mir egal und ich hab da jetzt auch kein Bock drauf, das zu recherchieren. Da zieh ich mir doch lieber die „(S)hit Explosion“ von heuer rein und lach mich nebenher krumm und schief an den depperten Fotoadaptionen auf dem quasi Originalartwork irgendeiner „Hit Explosion“. Und ich sag euch noch, der Ulli und seine Church Of Confidence, die haben Humor – und daran haben wir nun teil!
Und bei so viel Rock’n’Roll und getreu einer seiner eisernen Grundregeln: What happens in Berlin, stays in Berlin, zeichnet das hauptstädtische Punkrocklabel Smith & Miller Records verantwortlich für diesen überaus unterhaltsamen Coveralbum-Spaß, erschienen am 14.03. und limitiert auf 500 handnummerierte 180g-Exemplare. Also: ranhalten, auflegen, Rockmusik hören, Spaß haben!
P.S.: Ulli, vermutlich bin ich dir noch die Auflösung schuldig, woher wir uns kennen. Ist ja nun doch schon alles ein paar Jährchen her. Ich/wir waren mit unserer alten Band, den Smalltown Rockets, ein paar Jahre am Stück zum Gastspiel im Wild At Heart. War steht’s geil und es wird Zeit, dass ich mal wieder vorbeischaue!
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