“Demain Est Annulé”, was nach meinem passablen Französischkenntnissen so etwas wie “Morgen ist abgesagt” heißen soll, wurde am 29. September 2019 von der Band Contractions auf Adagio830 records, dem Label mit der Kaffeekanne, veröffentlicht. Also so gerade noch vor Beginn der Pandemie in Frankreich. Hat die Band zu dem Zeitpunkt geahnt, was da auf sie und Frankreich zurollt? Wahrscheinlich nicht. Aber egal.
Das Album wurde durch sogenannte Kiwi-Pop-Bands und zeitgenössischen Indie-Garage-Bands wie zum Beispiel Parquet Court, The Babies oder Reigning Sound inspiriert, vermischt mit der rohen Energie aus dem DIY-Punk-Bereich und der gemeinsamen Verehrung für Hot Snakes und die US- und UK-Garage-Bands der Sechziger Jahre. “Demain Est Annulé” stellt eine intime Verbindung zwischen der Zukunft, der Gegenwart und der Vergangenheit der jeweiligen Schöpfer dieses Albums dar. Hier fließen ihre bisherigen Erfahrungen aus früheren Bands wie Baton Rouge, Hawaii Samurai oder The Irradiates gebündelt zusammen und bringt das Wissen und die Erfahrungen ans Licht, die sie im Laufe der letzten Jahre in der lokalen Indie- und Punkszene sammeln konnten. Entstanden ist das Album übrigens sowohl in Lyon als auch in Besançon.
Neben der Subtilität und Einfachheit des Songwritings, bei dem die Arrangements von Contractions immer präzise sind und es in jedem Song einen Hook gibt, gibt es in Juliens Texten dieses verstörende und vertraute Gefühl von Realismus in der Abstraktion. In “Juste Derrière Chez Moi”, “Un autre Temps”, “Dans la peau” werden die Themen persönlich und intim, während Sie in “Passe Par le Detour” und “Un jour qui traîne” versuchen, sich wieder von der Masse fernzuhalten, also sich eher im Untergrund aufhalten. Auch die in den vergangenen Jahren aufkeimenden Unruhen in Frankreich werden in “Trace En Ville” und “Demain Est Annulé” thematisiert und bekommen eine persönliche Note der Band. Besonderes Augen- und Ohrenmerk verdient die Thematisierung von sexuellen Übergriffen in der französischen Punk-Szene in dem Song “Rien n’est Acquis”.
Aufgenommen und gemischt wurde das Album von Bruno Germain in der L’Epicerie Moderne in Lyon und gemastert wurde es von Mikey Young (Eddy Current Suppression Ring, Total Control) in Australien.
Nette Randnotiz: Der Drummer der Band, Buanax, hat ein eigenes Fanzine namens “Slime“. Der Mann am Bass, Lopin, veranstaltet mit seinem Kollektiv Holly Grind Shows. Macst, Gitarrist und Backing Vocalist, macht Plakate und Artworks für Bands und – last but not least – ist Julien Inhaber eines Labels namens Echo Canyon Records in Lyon, dass es schon seit mehr als zehn Jahren gibt. Außerdem kümmert er sich auch um das Artwork für Leute aus der Punkszene.
Erwerben könnt ihr das Album in einer schicken Farbe übrigens hier direkt bei der Band, als auch hier und hier beim Label.
Viel Spaß beim Hören und Entdecken!