Volkstrauertag. November, Draußen dunkel wie ein Bärenarsch. Da kommt mir ein fein verpacktes Tape in die Hände. Dekonstrukt mit „Mentally Trapped“. Toll verpackt in eine Pappkiste und aufwendig ausgestattet, mit Sticker und Texteposter. Die Band stammt aus Ulm und spielt nach eigener Aussage “Ängry Pünk” – was immer das ist. Nach dem ersten Abhören würde ich die Attribute Hardcorepunk, Crust und Blackcrust zuordnen. Alles dreckig und räudig, mit maximaler Street Credibility. Und, Achtung! „Mentally Trapped“ ist hart und laut!
Bereits die ersten Töne zeugen davon, dass die Band entweder Lack getrunken hat oder einen Kanal gefunden hat, die ganze Aggression, Rage und Wut der Welt in den Äther zu blasen. Gegen den Angriff auf die Ohrmuscheln, waren die Trompeten von Jericho ein Wiegenlied. „Mentally Trapped“ ist nach zehn Songs und einem Hidden Track nach etwa 24 Minuten vorbei.
„Darker“ eröffnet den bunten Reigen der Melodien souverän: kurzes Sample, brachial, brutaler Einstieg der Saiteninstrumente und dann die Vocals! Schnell wird klar how the rabbit goes. Ich sach mal so – stellt euch den Coca-Cola-Truck mal in schwarz als Mad-May-Version vor, die Lampen brennen gar nicht, hängen herunter und blinken mitleidig vor sich hin – kurzum eine Ausgeburt der Hölle. Dieser Moloch aus Stahl rast angetrieben von einer Hundertschaft an Pferdestärken und Nitro durch die Fußgängerzone einer Stadt eurer Wahl. Das kommt dem auralen Erlebnis von „Mentally Trapped“ sehr nah. Und ehrlich? Es macht richtig Bock, was die Kapelle da raushaut…
Der Stil ändert sich über das gesamte Angebot nicht; mit einer Ausnahme ist der Einstieg in die Songs, die zwischen eine Minute und und vier Minuten und schwanken, der gleiche: kurzer Appetizer mit maximal ein bis zwei Samples und dann geht es direkt auf die Zwölf. Ohne Umwege und überflüssiges ChiChi. So klingen Dekonstrukt – trotz ihrem fröhlichen Namen – sehr authentisch und es ist eben genau diese versprühte Energie, die „Mentally Trapped“ zum audiophilen Abenteuer und Erlebnis macht.
Und „Mentally Trapped“ lebt von Geschwindigkeit. Und ich meine Geschwindigkeit! Warp 9! So drischt sich das Quintett durch die Songs ohne Gefangene zu machen. Sängerin oder besser Shouterin Mona wechselt zwischen Growls der Marke Hardcore und typischen Black Metal Screams. Die Saitengeräte werden von Joe und Jojo bedient und pendeln zwischen Hardcore und wüsten Crust und und Blackcrust-Attacken. Der Basszupfer Ant bleibt stumpf im Takt und schiebt die Songs zusätzlich noch an. Oli, seines Zeichens der Drummer von Dekonstrukt scheint dieses irre Tempo noch steigern zu wollen und hetzt den Rest der Band schweißtreibend durch die Musikstücke.
Die schlechte Nachricht; es gibt keine Ruhepausen. Die gute Nachricht; „Mentally Trapped“ braucht keine Pausen. Es ist genauso gemeint und weicht von der eingeschlagenen Route keinen Millimeter ab. Nach Landung im Ziel wird klar: der Winter kann kommen – mit „Mentally Trapped“ im Gepäck werden wir keine Energie-Probleme bekommen. Dekonstrukt haben genug Energie, um Kleinstädte zu versorgen.
Es gibt das ganze Album “Mentale Trapper” auf YouTube, aber ich zeige euch lieber wie Dekonstrukt Live klingen.
Wer noch ein wenig besinnliche, musikalische Untermalung der kommenden Vorweihnachtszeit sucht ist hier falsch. Allem anderen empfehle ich das Energiepaket “Mentale Trapper”, welches ihr unter anderem hier bestellen könnt.