Assistent*innen haben im Berufsleben ja, völlig zu Unrecht wie ich finde, eigentlich einen schlechten Ruf. Sie erledigen die einfachen, aber notwendigen Arbeiten und sorgen so erst dafür, dass der oder die Versorgte im Scheinwerferlicht steht und die Lorbeeren einheimst. Meistens mit einem deutlich höheren Gehalt und dadurch einer besseren sozialen Stellung.
Mit der Digitalisierung kann sich jetzt aber wirklich jede*r eine*n Assistent*in leisten. Jeff Bezos haut sie zum Beispiel für € 29 raus, damit wir wissen, wie morgen das Wetter wird und er möglichst viele Informationen von uns bekommt, die er vermarkten kann. Aber auch unser Auto assistiert uns mittlerweile beim Einparken und auch dieser Text ist natürlich komplett von künstlicher Intelligenz erschaffen.
Nein, letzteres stimmt zum Glück (noch) nicht, und so habe ich mir als Autor dieser Zeilen tatsächlich die analoge und selbstbetitelte Debüt-LP von Der Assistent angehört – und das sogar mehrmals! Tom Hessler, dessen Band Fotos bisher fünf Alben veröffentlichte, hat die acht Songs selbst geschrieben, arrangiert und produziert, den Mix erledigte er zusammen mit Olaf Opal.
Herausgekommen ist ein Dub-Pop Album, dessen mal beschwingte, mal melancholische Herangehensweise sehr erfrischend ist und trotz seiner Einfachheit keine Langeweile aufkommen lässt. Der Electro-Pop ist abwechslungsreich, die Orgel in „Domino“ erinnert an einen Alleinunterhalter auf Synthies, während der Bass und die Orgel auf „W“ mich, zusammen mit dem Text, sofort zur Selbstreflexion gezwungen hat:
Ich war nicht gut zu mir
Ich hab mich ausgelaugt
Hab nicht auf mich gehört
Hab mir nicht mehr geglaubt
Ich tat mir selber W
Die Texte als Wind unter den Flügeln der Musik, gemeinsam bewegen sich beide spielend durch die Lüfte. Außer in „Titelmelodie“: In diesem Instrumental sorgt allein die Musik für den absoluten Retro-Flash. Sie passt zu Timm Thaler an Weihnachten mit Thommi Ohrner im ZDF genauso gut wie als Untermalung einer Captain Future Folge. Einfach herrlich.
Einzig die mit unter einer halben Stunde sehr kurze Spielzeit des Albums gilt es zu bemängeln, zwei Songs mehr hätten dem guten Gesamteindruck die Krone aufgesetzt. Der Assistent wurde von Papercup Records veröffentlicht und ist u.a. bei jpc erhältlich.
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