Wer aufgepasst hat, der hat bereits in großen Lettern lesen können, dass sich hinter dieser Band und dieser Musik Neoklassik und Postrock verbirgt, bzw. sich die aus Belgien stammende Band We Stood Like Kings um die Vorzüge beider Musikstile bemüht und diese mit einem gewissen Etwas garniert. Durch das gewisse Etwas bin ich bereits 2013 oder 2014 auf die Band aufmerksam geworden. Damals mit ihrem Werk “Berlin 1927”! Das Besondere war, dass sie einem Stummfilm neues Leben eingehaucht haben. In diesem wurden Ausschnitte aus einer Zeit zusammengestellt, in der die Menschen, die Teil davon waren, allesamt nicht in der Lage waren, ihrer Umgebung zu entkommen. Das Leben war genau dieser Moment, ohne Internet oder modernen Luxus, um sich ihm zu entziehen.
“Away” ist das bereits fünfte Album der Band und ist auch eine Soundtrack-Erweiterung des Films “Away” des lettischen Filmregisseurs Gints Zilbalodis, in dem es um einen Jungen geht, der abstürzt und sich mit seinem Motorrad auf einer seltsamen, fremdaussehenden Insel wiederfindet. Er lernt einen kleinen Vogel kennen, der ein guter Freund wird, mit dem er zusammen die verschiedenen Landschaften dieses Einods erkundet. Es gibt heiße Wüsten und ebenso auch dichte Wälder. Doch eines Tages muss der Junge feststellen, dass er doch wieder nach Hause zurückkehren muss. Hier geht’s zum Trailer des Films. Das alles ist die auch bisher mehrfach honorierte Arbeit eines Einzelnen und hat ca. drei Jahre gedauert.
Weitere zwei Jahre hat es gedauert, bis sich We Stood Like Kings sich des Films angenommen haben. Eigentlich, ja eigentlich, hat dieser Film schon eine schöne musikalische Untermalung durch Gints Zilboladis bekommen, der sich eher dem Ambient und Elektro annähert als an alles andere. Aber We Stood Like Kings hatten da wohl was anderes geplant und haben ihren Postrock untermalt.
Zum einen passt das gesamte Album zum Film “Away”. Zum anderen kann aber auch jeder einzelne Song für sich alleine stehen. Jeder einzelne Track passt thematisch zur im Film gezeigten Szene oder Szenerie – ich muss aber auch dazu sagen, dass ich den Film selber noch nicht gesehen habe und das nach mehrmaligen Anschauen des Trailers gerne noch nachholen möchte. Das Pianospiel von Judith Hoorens und das flirrende Gitarrenspiel von Diego Di Vito hebt den Sound in höhere Lagen, das Bass- und Schlagzeugspiel durch Collin Delloye und Lucas Vanderputten liefern uns die Basis der Soundschnipsel, die sich immer wieder zwischen Postrock und Neoklassik bewegen. Sie selbst definieren ihre Musik so: “Think Pink Floyd, Chopin and Mogwai all mixed-up…”. Und mit ihr gelingt ihnen der Spagat zwischen der angespannten und riskanten Atmosphäre des Abenteuers und ebenso auch das emotionale Auf und Ab, das er auf dieser Reise erlebt.
Mir liegt die auf 100 Stück limitierte Version des Albums mit blauem Silkscreen-Print auf Seite D vor, die auf Kapitän Platte herausgekommen ist. Ein wunderschönes Bild! Welche Version ihr ergattern könnt, kann ich euch natürlich nicht sagen! Aber ihr könnt noch alles dafür tun, dass ihr die blaue Silkscreen-Variante ergattern könnt. Ansonsten wird es die auf 400 Stück limitierte weiße Silkscreen-Variante geben. Zu kaufen via Kapitän Platte und Bandcamp!
Wer Lust bekommen hat, die Band und diesen süßen Animationsfilm parallel zu sehen, der*die hat ab Mai in folgenden deutschen Städten die Möglichkeit dazu:
03.05.2023 im Blauer Engel in Lübeck
10.05.2023 im M1 Mokrystr. in Hamburg
11.05.2023 im Filmclub 813 in Köln
26.05.2023 in der Stummschen Reithalle in Neunkirchen (als Vorband von Shy, Low)
12.09.2023 im Café Glocksee in Hannover
16.09.2023 im Kino Café in Taufkirchen
Viel Spaß beim Hören und Entdecken!