Nachdem das Kölner Startup Unternehmen Detlef uns 2018 per “Kaltakquise” als Stammkunden gewonnen hat, ist es nun an der Zeit für das Punkrock-Unternehmen auch innerbetrieblich die Weichen auf Erfolg zu stellen. Eine beliebte Methode zur Erhöhung der Arbeits- und Leistungsfähigkeit ist hierbei die “Supervision”, bei der die Probleme und Konflikte angesprochen und geklärt werden. So verwundert es nicht, dass die drei Asipopper uns bereits im zweiten Song des neuen Albums ein gepflegtes Würdet ihr bitte euer scheiß Maul halten? entgegenschmettern.
Die Bezirksleitung wundert sich und die Abteilungsleiter sind entsetzt! Macht die Geschäftsführung denn wirklich ernst? Sind die ganzen Wunschverhaltungslisten jetzt ein Fall für die Ablage P? Ja, es scheint so kommen. Doch die Erfolge dieser Supervision sind auch sofort erkennbar, denn es besteht Konsens darüber, dass eine Expansion nach Dänemark ausgeschlossen wird (“Ich hasse Kopenhagen, obwohl ich noch nie da war”) und eine Zusammenarbeit mit dem “Ordnungsamt” wegen mangelndem Arbeitsethos auch nicht in Frage kommt.
Detlef haben ihre Zielgruppe zwar immer im Blick (“Deutsche Männer”) müssen aber natürlich auch aufpassen, dass sie diese nicht überfordern. Beim Song “Auge um Auge, Schnaps um Schnaps” wird die kaufkräftige Punkerschaft zwar durch einen punkgerechten Titel neugierig gemacht, aber dann gibt es doch tatsächlich in dem Lied einen Literatur(!)bezug zu hören! Fast schon ein Skandal! Hoffentlich löst das keinen Shitstorm auf bekannten sozialen Netzwerken aus! Ich will es nicht beschreieen, aber Goethe war kein Punk, verstanden? Cancel Culture ist Detlef hoffentlich ein Begriff!!!!
Da muss die Marketingabteilung aber nochmal ran und sich die Corporate Identity bewusst vor Auge halten: Alles über zwei Minuten Songlänge ist Progressive Rock! Und textlich bitte nur noch Kurzgeschichten, die GEGEN etwas sind. Oder vom Saufen handeln. Das sollte doch wohl machbar sein, oder? Oder müssen hier erst Köpfe rollen? Das will doch keiner in so schwierigen Zeiten…
Keine Sorge, der Rest der 19 Songs ist am Point of Sale sehr effektiv und liefert mit “Wie kann man sich nur nicht für Fußball interessieren?” nicht nur die zweite Single-Auskopplung, sondern einen weiteren der zahlreichen Mitsing-Hits dieses Albums. Diesmal auch textlich zielgruppengerecht.
Dieser Mitsingfaktor ist natürlich auch Ergebnis dieser Supervision, denn der Trademark Sound wurde klar benannt: Jede Menge Background Chöre unterstützen den wechselnden Gesang, der einfach gehaltene Bass-und Schlagzeug Sound, die Gitarre spielt kurze, aber sehr effektive Soli.
Als zukunftsfähiges Unternehmen muss man sich in dieser Zeit natürlich finanzkräftige Partner mit ins Boot holen, so wundert es nicht, dass Detlef bei Bakraufarfita Records angedockt haben. Ganze drei Tage konnten sie für die Aufnahmen investieren. Capital flow rules.
Drei, vier weniger Lieder hätten es für meinen Geschmack auch sein dürfen, aber wenn der Output aufgrund guter Geschäftsführung halt sehr hoch ist, dann ist das halt so.
Ich denke mal, beim nächsten Album wird der Börsengang vorbereitet.
Interpret | Keine Daten vorhanden |
Titel | Keine Daten vorhanden |
Veröffentlichung | Keine Daten vorhanden |
Label: | Keine Daten vorhanden |
Interview auf Vinyl-Keks.eu hier.
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