Tadaa, hier mein letztes Review für dieses Jahr. Und wenn es dieses Jahr was Positives gab, dann waren es all die superduper Releases, von vielen coolen Bands und Küstler*innen, die mich so durch dieses bescheidene 2022 getragen haben. Vor Allem Tonträger von neuen, mir bis dato unbekannte Bands, haben meine Tapeschublade ein bisschen bunter und voller gemacht. Und so beschließe ich das Rezensionsjahr beim Keks selbstverständlich ebenfalls mit einer Kassette. Eines der besten Schritte 2022 für mich war definitiv, Hatebook den Mittelfinger zu zeigen und mich wieder mehr dem Real Life zu widmen. Einziges Problem: Die Bandinfo Recherche für Reviews wird zum Stecknadel im Heuhaufen Gesuche. Aber, ich bin ja nicht auf den Kopf gefallen (auch wenn sich das grad so anfühlt) und bin zu einem altmodischen 1A* Lifehack übergegangen: Zwischenmenschliche Kommunikation, also MITeinander statt ÜBEReinander, bäääm! Fazit: Es funktioniert! Ein Leben ohne Social Media ist möglich.
So genug Gelaber, hier die Facts:
Disintegration (also sorry, aber wer wie das Beste Album von The Cure heißt, hat eh schonmal gewonnen, bitte jetzt keine Diskussionen starten, ISSO!) haben sich im Oktober 2021 gegründet. Jeremy, Chris und Volker (Fields Of Hope Records, Stand The Strain, In Silence und Ex-With Fire– Frage der Redaktion: Volker, wie viele Tage hat Deine Woche??) und spielen laut Selbstaussage einen “leicht rotzigen Mix aus Punk und Hardcore Elementen”. Nachdem im Februar diesen Jahres ihr erster Song ‘Green N White‘. erschienen ist, haben sie im März die Band um die Gitarristen Martin (Stand The Strain) und Moritz (TorchHC) erweitert um im Juni in der Tonmeisterei 5 Songs für die erste E.P. aufzunehmen. Diese haben die Braunschweiger nun im Herbst mit dem Titel “Rusted Strings, Broken Backs” veröffentlicht, auf Tape jetzt auch auf Running Out Of Tape Records.
Also vornweg schonmal zwei fette Pluspunkte, erstens: Extrem geiles Cover (aus der Tusche(?)feder von Bandmitglied Volker S. aka @grauwolf_ink – klar, Volker hatte noch ein bisschen Zeit übrig…). Es zeigt ein grünes Chamäleon (glaub ich zumindest – in Bio war, bin und werde ich immer ‘ne Niete sein, oder heißt es Nietin? Whatever…) und eine olle Gitarre (Rusted Strings, ding dong) im Vordergrund und und ‘ne Flasche, Knochenreste (der Broken Back?) in einer Wüstenlandschaft und irgendein fliegendes Insekt (Ich weiß es einfach nicht, wie gesagt, Bio und so) im Hintergrund. Zweitens: Es liegen Texte bei, Hallelujah! (darf man auch als Ungläubige sagen). Allerdings sind die so klein gedruckt, dass selbst die Schriftgröße im OX Wellness für die Augen ist, aber zum Glück hab ich hier ja irgendwo mein Monokel rumliegen (nicht). Der so gewonnene Platz auf dem Einleger wurde für ein schwarzweiß Bildchen der Herren Disintegration verwendet, damit wir wissen, mit wem wir es so zu zun haben. Also Augen zusammenkneifen und Ohren auf:
Das knallgrüne (Liebe, Liebe, Liebe!!!) Tape dreht seine erste Runde und ja, ja, es ist echt fast schon langweilig – ich mag, was da rauskommt. Und es ist genau, wie es die Band selbst beschrieben hat. Schnoddrig, ’77er-esk, eingängig, fett: Der Opener Skip (Nö danke, ich find’s gut) geht grad mal 35 Sekunden und gibt schon mal die Richtung vor, in die der Rest des Tapes geht. Disintegration, ohoh, ohoh” sitzt, passt und ist ebenfalls leider schneller vorbei, als mir lieb ist. Und wat soll ich sagen: Leider ist auch der Text sehr geil und fasst quasi meine mal wieder viel zu lange Einleitung zusammen:
Rusted strings, broken backs, another friend fell through the cracks (…)
At least pain’s not endless and tears might dry, and these songs will help us to get by…
All Things Fall Apart Pt. I ist tempomäßig getragener und geradezu hymnenhaft, der patzig pseudogelangweilte Gesang kommt hier richtig geil zur Geltung, ich mag ja auch dieses mini Kratzen in der Stimme, das immer so kurz vorm Kippen ist. Geil auch der Bass am Schluss, auf so dezente Kleinigkeiten steh ich einfach. (Side Info: Die Lyrics gibt’s auf Bandcamp auch in normaler Schriftgröße.)
The Truth klingt irgendwie vertraut, richtiger Zeitpunkt um in der Wohnung rumzutanzen und Federkissen aufzuschlitzen (kein Zusammenhang, nur Bilder in meinem Kopf), wie bei den anderen Songs fällt mir hier wieder auf, dass jedes Instrument mit dem Gesang absolut auf Augenhöhe pogen, alle haben mal ihren Moment und zusammen klingt der Sound absolut rund, aber nie eintönig. Mein absoluter Favorit der EP, ich freu mich jetzt schon, den nächstes Jahr mal in Marbach bei ‘nem Liebliche Klänge Konzert zu hören…
May the weight of the world, neither throw me off course
Nor break my back and spirit, let these words ring true
Let’s emphasize these songs, as a wake up call
Mit Nothing Cold Can Stay endet das Tape schon – da ist alles, wo es hingehört und am Ende lande ich im Nirgendwo, die roughe Nordsee maybe (steht zumindest im Text).
Tja, was soll ich sagen. Die meisten Bands bitten mich, doch auch mal was “Kritisches” zu schreiben. Aber es ist halt so: Ich such mir die Tonträger aus, über die ich schreiben möchte. Weil’s mir so viel mehr Spaß macht. Und deswegen bin ich auch hier mal wieder voll des Lobes. Sorry. Und ja, auch das ist Punkrock.
Kauft Euch das Ding – wäre ich rechtzeitig fertig geworden, hätte das super in den Nikolausstiefel gepasst, ihr könnt’s aber auch einfach an den Weihnachtsbaum hängen (passt farblich top) oder ganz langweilig in Zeitung verpacken und der Person eurer Wahl mit ‘nem breiten Grinsen in die Hand drücken.
Gibt es im Shop von Running Out Of Tape Records (aber schnell, gibt nicht mehr viele!) oder besorgt Euch das Tape am Merchstand der Band.