Here we are! Hier ist unsere neue Interviewreihe Diversity Dive für Vielfalt im Musikbusiness! Den Anfang macht die Band Birgit Jones aus Berlin. Im Gespräch mit mir waren Anfang Juni 2023 Rike (Vocals) und Kristin (Bass).
Hi ihr beiden, am 30. Juni erwarten wir ja bereits sehnsüchtig das Release eures Debüt Albums. Es heißt Birgit Jones – And The Desperate Cry For Fame. Ihr habt auch schon fleißig Single-Auskopplungen veröffentlicht, die ich mir bereits rauf und runter angehört habe.
Jetzt habe ich aber erst mal eine Frage zum Cover eures Debütalbums. Wenn ich es richtig gesehen habe, dann trägt Birgit Jones auf dem Bild orange Häftlingsanzüge?
Kristin: In unserem Musikvideo zu Room For Rent haben wir die Anzüge benutzt, um dort Müll aufzusammeln, nachdem wir verhaftet wurden. Das ist also eine Mischung aus einem Müllabfuhr- und Häftlingsanzug. Aber orange ist eben auch total Birgits Farbe. Nathalies Schlagzeug ist orange, mein Bass ist orange…
Das hat aber vermutlich nichts mit NL / Holland / Oranje zu tun, oder? Dort habe ich nämlich mal gewohnt und bekomme da sofort ein Flashback.
Rike: Nee, aber die dürfen uns gerne einladen und wir kommen vorbei.
Damit sind wir ja schon mal gleich beim perfekten Stichwort für “Room For Rent”. Darin singt ihr auf Spanisch Habitación para alquilar.
Rike: Ja genau. Das heißt einfach Room For Rent oder Zimmer zu vermieten auf Spanisch, das ist der ganze Zauber. Nathalie (Drums) spricht Spanisch, ich selbst habe gerne Salsa getanzt und fühle mich damit auch gut. Bei mir ist es allerdings mehr Grundverständigung. Sowas wie: „Hallo, ich möchte mit dir tanzen. Nein, ich möchte nicht mit dir tanzen. Tschüss!“ An sich ist die Passage im Schaffensprozess einfach so entstanden.
Kristin: Ich finde es auf jeden Fall immer witzig, mit anderen Sprachen zu experimentieren. Auch mit denen, die wir nicht perfekt können. Und genauso wie die Niederlande darf uns auch Spanien gerne einladen.
Alles klar, die Welt-Tournee steht an! Ich wollte sowieso noch mal fragen wie es denn aussieht mit Festivals und Tour-Dates dieses Jahr. Auf Instagram habe ich gesehen, dass ihr die Zusage habt für das Open Flair Festival. Herzlichen Glückwunsch erst mal! Das habt ihr euch ja richtig erkämpft, dafür musste ja gevotet werden. Aus verschiedenen Bands mussten die Zuschauer*innen wählen, wen sie sehen wollen. Und weil ihr euch die Zusage ergattert habt, bedeutet das, dass es auf jeden Fall genügend Leute gibt, die Birgit Jones wollen und sich dafür sogar aktiv engagiert haben.
Kristin: Wir sind überglücklich und mega stolz auf die Leistung. Meine beste Freundin hat sogar eine WhatsApp-Gruppe gegründet mit über 70 Leuten und totalen Einsatz gezeigt. Das ist einfach so schön, wenn man so viel Unterstützung bekommt.
Ich finde, das habt ihr auch total verdient. Und wer euch bei Instagram folgt, kann sehen, was ihr euch für eine Mühe gebt schon mit den Outfits zum Beispiel. Nicht nur auf dem Plattencover oder in Musikvideos, sondern auch bei den ganz alltäglichen Posts. Das wirkt auf jeden Fall so, als ob ihr euch ein Konzept für Birgit ausdenkt.
Rike: Es wird vielleicht auch bald ein richtiges Bühnenoutfit geben, wer weiß, wie es noch weitergeht mit unseren Konzerten. Dieses 80‘s Aerobic Outfit hat uns jedenfalls total gut gefallen, das wir neulich bei allen unseren Posts getragen haben. Vielleicht werden wir da noch mal tiefer einsteigen und das mal auf der Bühne tragen. Mal schauen, was da noch so geht.
Ihr habt generell so einen ziemlich eigenen Stil, das ist auch ganz gut auf den Band-Fotos und den Konzert-Mitschnitten zu sehen.
Rike: Ich trage einfach total gern und oft Bodies. Volle Bewegungsfreiheit für meinen Körper! Der Body gewährleistet einfach, dass alles an seinem Platz bleibt und man sich trotzdem frei bewegen kann.
Bei den Festivals habt ihr jetzt also das Open Flair anstehen. Was habt ihr noch so, wo wir euch sehen können mit neuer Platte im Gepäck?
Kristin: Am 15. Juli auf dem Blankit Festival in Blankenfelde. Und wir werden die Release Party haben am 29. Juni bei Rock@sage. Es gibt auch noch weitere Anfragen. Also, wir gucken mal, was noch so kommt und warten auf weitere Angebote. Bleibt gespannt.
Habt ihr schon eine Tour geplant?
Kristin: Naja, das ist leider immer noch alles schwierig mit den Clubs. Hauptsächlich würden wir uns im Moment freuen, wenn wir eine Tour spielen könnten als Vorband. Das würde uns richtig gut gefallen.
Rike: Sowas wie das, was wir jetzt mit ELVANA schon hatten, die vier Support Dates. Das war schon richtig nice Luft, die wir da geschnuppert haben.
Was für Songs erwarten uns auf eurem Debütalbum, gibt’s da vielleicht sogar ein Thema, das sich da wie ein roter Faden durchzieht?
Kristin: Die generelle Message von Birgit ist immer so ein bisschen Selbstkritik und sich nicht zu ernst nehmen. Das ist so das Wichtigste, was man über das Album von Birgit wissen muss, die gewisse Portion Selbstironie. Und dass sie auf gar keinen Fall dein neues Vorbild werden sollte. Sie möchte keine Tipps geben, sondern sie erzählt nur aus ihrem bewegten Leben und das immer mit einem Augenzwinkern.
Ich denke bei dem Namen immer unwillkürlich an den ähnlich klingenden Buchtitel (und Filmtitel) „Bridget Jones, Schokolade zum Frühstück“ von Helen Fielding aus dem Jahr 2001, das als zeitgenössische Variante an Jane Austens gesellschaftkritisches „Pride and Prejudice“ von 1813 angelehnt ist. Austen hatte es geschrieben in einer Zeit, in der nur wenige Frauen einen nennenswerten Zugang zu Bildung, Literatur und Schriftstellerei haben durften. Wer genau ist die Person Birgit Jones?
Kristin: Birgit ist wie eine höhere Entity, die sich immer wieder manifestiert. Deshalb wird sie auch in jedem unserer Musikvideos von jemand anderem gespielt. Die Stories, die sie erzählt, sind teilweise unsere Stories, die Stories von unseren Leuten oder welche, die wir irgendwo gelesen haben. Geschichten, bei denen wir denken, darüber müssen wir sofort einen Song schreiben.
Wie zum Beispiel „Sex Sells“, welcher ja eine aktuelle Single-Auskopplung ist. Das hat eine direkte feministische Aussage, was nichts neues bei euch ist. Ihr seid ja auch zu finden auf dem Cock Am Ring Sampler, wo es darum ging, darauf aufmerksam zu machen, dass die Festivalbühnen von so wenig FLINTA* Person bespielt werden.
Rike: Jep, in dem Song Sex Sells fragt Birgit: „Wenn Sex sich so gut verkauft und ich so Hot bin, wo bleibt dann mein Paycheck? Und warum werden wir dann nicht auf allen Bühnen gebucht? Warum bekommen wir keine fette Gage und werden auf den Radiosendern rauf und runter gespielt?“ Sie sagt, „I’m still Waiting for my Paycheck“, und will anständig bezahlt werden. Aber im Endeffekt sind das ganz viele Themen, die sich da reinmischen. Diese Frage soll das quasi anprangern mit einem zwinkernden Auge.
In den Lyrics gibt’s die Zeile: „When God created me, she had a generous day.“ Aus christlicher Sicht zum Beispiel wäre das natürlich provokant, weil es dort nur diesen einen, männlichen Universal-Gott geben darf.
Kristin: Das musste einfach sein! Wir waren nicht die ersten, Jack White hat das zum Beispiel auch schon gemacht. Aber es hat uns einfach widerstrebt Gott als Mann zu benennen, gerade in so einem Song.
Jetzt hast du ja schon mal Jack White genannt, wer sind denn noch so eure Vorbilder und musikalischen Einflüsse?
Kristin: Natürlich Royal Blood wegen dem Bass Sound, das ist ganz klar. Ansonsten finden wir auch noch Audioslave toll, die haben uns immer richtig beeindruckt, oder auch Danko Jones. Danko Jones ist tatsächlich unser Namensvetter. Und von den Themen her würde ich sagen, vielleicht auch so ein bisschen Bloodhound Gang.
Danko Jones wird ja auch immer wieder vorgeworfen, zum Teil in seinen Songs sexistisch rüberzukommen. Da setzt ihr natürlich einen ganz guten Kontrast dazu. Ist das eventuell sogar eure Absicht?
Kristin: Also so wie er sich präsentiert auf der Bühne, merkt man ja immer, dass es nur ein Gag mit einem großen Augenzwinkern ist. Zum Beispiel der Song Lovercall. Das kann man nicht ernst nehmen, das kann er einfach nicht ernst meinen. Wir haben ja auch von ihm First Date gecovert für unseren Samplerbeitrag für Cock am Ring, weil wir es so mega witzig fanden: „Do you kiss on the first Date? Cause, I do.“ So wie er es sagt, schwingt da einfach so viel Ironie mit, dass ich mich einfach niemals angegriffen fühlen würde.
Das ist ja auch genau das, was er eigentlich auch verkörpern will und was man so über ihn sagt, dass das Ironie ist. Hoffentlich! (alle lachen)
Rike: Es ist ja auch provokativ und bringt die Sache ins Gespräch. Das ist ja dann sozusagen ein Nebenauftrag.
Ja, letztendlich schon. Bei euch finde ich es jedoch cooler und angebrachter. Ich denke mir, als Cis-Mann so provokant in diese Richtung zu sein, ist irgendwie auch nichts Neues. Leider gibt es auch einige, die sowas dann tatsächlich ernst meinen und die Ironie als Freifahrschein nutzen. Ironie birgt natürlich auch immer die Gefahr, falsch gedeutet zu werden.
Kristin: Da muss man halt echt sehen, dass das schon 20 Jahre her ist, als er damit gestartet ist. Das waren andere Zeiten. Wenn er heute damit anfangen würde, dann weiß ich auch nicht, wie witzig ich das jetzt finden würde… Vermutlich aber genauso witzig!
Eine weitere Single-Auskopplung aus Birgit Jones Album haben wir noch nicht besprochen, wollt ihr dazu auch noch was sagen?
Rike: Der Song Once Upon a Time ist eher so die No-Regrets-Tattoo Fraktion. Im Refrain singt Birgit: „It was so wrong, but it felt so right.“ So nach dem Motto: „War das eine dumme Idee? Ja. Würde ich es wieder machen? Ja.“
Das sind halt wieder Geschichten, die so oder so ähnlich passiert sind. Wenn man im leicht angeheiterten Zustand die Liebe sucht oder die Liebe braucht und dann aber nicht „Tim (meinem Exfreund)“ schreibt, sondern „Tim (meinem Boss)“. Es ist ja auch Genderübertragbar. Ich bringe das hier nur so in die Vokalität, was Birgit uns aufträgt und die anderen benutzen dazu eben ihre Instrumente.
Wo wir jetzt schon mal bei der Vokalität sind, kann ich ja gleich mal sagen, dass ich deine kraftvolle Stimme mag. Was ist das für eine Tonlage? In der Klassik wäre das wahrscheinlich Alt, oder?
Rike: Ja. Meine wohlfühl Tonhöhe liegt so im Alto. An mir ist vielleicht auch ein guter Tenor verloren gegangen. (Gibt eine kleine Gesangsprobe)
Ich finde das voll fett und ich denke, es fehlen mehr tiefe weibliche Stimmen. Oftmals werden solche Tonarten ja von männlichen Stimmen besetzt.
Rike: Das ist natürlich der große Vorteil, den man in der Band hat. Dort kann man natürlich in die Tonlagen reinschreiben, die auch Spaß machen. Da habe ich natürlich richtig Power drin! Wir versuchen aber so ein bisschen zu variieren, sodass es da eine breitere Range gibt, die damit abgedeckt wird.
Auf welche Art Songs dürfen wir uns denn noch so freuen?
Kristin: Also am 14. Juni haben wir unsere nächste Single rausgehauen: „Moonlight Lifestyle“. Da geht es darum, dass man einfach sein Leben zu Hause geniesst. Das ist der Anti-Sommerhit. Das Lied dafür, wenn draußen nicht die Sonne scheint und du mit deiner Katze auf dem Schoß zu Hause bleibst.
Auch der Alibi Song, damit ich ein reines Gewissen habe, wenn ich nicht die ärztlich empfohlene Sonne im Park oder am See tanke?
Kristin: Ein schlechtes Gewissen hat Birgit eh nicht. Sie schaut quasi zum Fenster heraus und sieht: „Oh super! Es regnet, da kann ich ja jetzt noch mal eine Runde raus!“
Also doch raus!
Kristin: Ja genau! Aber nur für’s Nötigste. Das Lebensgefühl ist halt einfach so dieses: Lieber zu Hause bleiben, nicht am See planschen und gesellig sein, sondern es ist ein Song für jemanden, der auch gerne mal zurückgezogen bleibt.
Birgit Jones Song für Introverts?
Rike: Zum Beispiel, ja.
Es wird einem ja immer gesellschaftlich so beigebracht: „Du musst rausgehen, du musst unter Leute gehen, selbst wenn es dir nicht gut geht. Ach komm, lach doch mal, geh doch mal raus.“ Und genau diese fehlende Akzeptanz kann in diesem Moment natürlich total verkehrt sein für so jemanden. Natürlich ganz cool, wenn es dafür gleich den perfekten Song gibt, der sowas respektiert.
Kristin: Du kennst das wahrscheinlich auch, wenn man jetzt so blass ist wie ich und da gar keinen Bock drauf hat, dass die Sonne scheint. Und zwar immer dann, wenn der Wetterbericht losgeht und sagt: „Jetzt habe ich wieder richtig gute Nachrichten für Sie! Es gibt Sonne und 30°.“ Es ist nicht immer eine gute Nachricht, das muss man schon mal so sagen.
Für mich ist das auch keine gute Nachricht. Also ab 35°, da will ich mit meiner MS eigentlich auch gar nicht mehr raus, natürlich nur, wenn es drinnen klimatisiert / Kühl ist. Ansonsten mache ich meine Chuck’s und mein Tanktop nass. Trocknet ja schnell wieder mit Verdunstungskälte!
Rike: Ich leg mich mit meinem Bikini rein in die Garten-Getränke-Kühltruhe.
Ich fühle mich auf jeden Fall auch angesprochen vom zurückgezogen sein wollen und nicht zwischen 1000 Leuten am See liegen zu wollen. Es ist manchmal schwer sich da innerlich abzugrenzen und zu chillen.
Rike: Das ist dann schon so dein Song.
Ja, ich glaub auch.
Jetzt habe ich noch einmal eine Frage zu eurem Label. Ich habe gesehen, ihr seid bei Duchess Box Records in Berlin?
Kristin: Nein, wir sind unsigned. Wir arbeiten mit Snowhite PR zusammen, das ist die zu Duchess Box Records gehörige PR Firma.
Duchess Box stehen uns immer mit Rat und Tat zur Seite, deswegen kommt es auch schon mal vor, dass wir auf Streaming Diensten oder dergleichen unter dem Label aufgeführt werden. Das stört uns aber absolut nicht und wir freuen uns, wenn wir mit ihnen in Verbindung gebracht werden.
Wie war das so für euch, das Self Release? Wie ist das so abgelaufen, war das einfach für euch?
Kristin: Man kann sich überhaupt nicht vorstellen, wenn man so ein Album herausbringt, was da für ein Rattenschwanz dran hängt!
Man denkt sich: „Wir gehen dann ins Studio, dann machen wir unsere Songs und dann haben wir ne CD / Vinyl.“ Und dann müssen wir uns all diese Dinge überlegen, wie zum Beispiel: Wie sieht das Cover aus? Wie gestalten wir das? Wo bestellen wir die CD? Wann soll das rauskommen? Bis wann muss ich die bestellen? Wo stellen wir sie online, welches Distributing nehmen wir? Wie versteuer ich das alles richtig?
Das ist so unvorstellbar, dass man dann teilweise einfach nur schreiend zusammenbrechen will. Aber deshalb sind wir auch immer wieder froh, dass Snowhite PR/Duchess Box uns immer mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Und was hat Birgit Jones für eine Auflage für eure erste Vinyl?
Kristin: 500 Stück, sie werden in Transparent Orange erscheinen.
Ah, okay. Also ranhalten, sonst sind sie weg.
Und wer hat das Coverfoto geschossen?
Kristin: Das Foto hat unsere music is her passion e.V. Kollegin Angela Regenbrecht geschossen. Unsere Schlagzeugerin Nathalie hat das Artwork dann designed.
Zum Abschluss habe ich noch eine Frage zur Diversität. Wir haben ja beim Vinylkeks die Interviewreihe Musinclusion, dazu hätte ich ganz gerne noch ein bisschen was beantwortet.
Rike: Ja, da bist du bei mir richtig!
Eigentlich wollte ich fragen, wie Birgit Jones zur Barrierefreiheit in Konzert Locations steht, aber erzählt mir gerne frei von der Leber weg, was euch zum Thema Behinderung und Musikbusiness einfällt. Also schieß los!
Rike: Ich selbst bin stark schwerhörig, ich habe auch einen Schwerbehindertenausweis. Deshalb ist es mir auch total wichtig, dass man Barrierefreiheit zu einem Thema macht. Wir versuchen zum Beispiel auch immer, dass unsere Posts einen Alternativtext haben. Ich weiß nicht, ob du die vielleicht kennst: Inklusion muss LAUT sein? Das ist so eine Organisation. Mit denen bin ich dann manchmal als Buddy / Begleitung für Menschen mit Behinderung unterwegs, vor allem mit Sehbeeinträchtigten auf Konzerten. Ich habe auch Sonderpädagogik mit Schwerpunkt Gebärdensprache studiert und dadurch viele Musikdolmetscher*innen kennen gelernt. Bei uns schwirrt immer mit, wie barrierefrei wir das dann am besten machen können.
Und vor allen das Thema Diversität versuchen wir auch in unseren Musikvideos herauszuarbeiten und verschiedenen Menschen, die wir abfeiern, eine Sichtbarkeit zu geben. Da wäre zum Beispiel Gisela Kloppke, die Drag Queen. Wir wollen da niemanden als Token nehmen, sondern schließen einfach niemanden aktiv aus. Außer natürlich die, die unsere Standards nicht treffen, wie zum Beispiel homophob, rassistisch etc. Wir zeigen durch unser Auftreten, dass wir ein ganz klares Standing haben. Ebenfalls für Gleichberechtigung, weshalb wir da auch bei music is her passion e.V. sind. Es ist uns in der Musik ganz wichtig, aber auch in allen anderen Bereichen. Wir versuchen da so inklusiv wie möglich zu arbeiten.
Habt ihr auf der Bühne immer jemanden fest dabei für die Übersetzung in Gebärdensprache?
Rike: Gebärdensprache-Dolmetschung von Musik ist ein super super heißes Thema in der Community, das habe ich auch die ganze Zeit im Hinterkopf, aber bis jetzt konnten wir das noch nicht umsetzen. Da gibt es noch Organisationspunkte, die zuerst angegangen werden müssen.
Kristin: Das Problem ist auch, dass wir im Moment jemanden bräuchten, der / die das umsonst macht, da wir selbst entweder nichts bekommen für unsere Auftritte, oder die Gage eben so wenig ist, dass es grad mal kostendeckend ist. Wir können es uns von daher im Moment einfach nicht leisten, obwohl wir es gerne hätten. Wenn sich eine Person freiwillig meldet, die uns No Budget unterstützen möchte: gerne! Am besten zu jedem Konzert.
Rike: Die Person dürfte natürlich auch immer gerne mit auf der Bühne stehen. Ich finde das mega cool, das ist so ein kleiner Traum, weil das eben auch alle Seiten von mir vereint. Natürlich ist das alles eine Kostenfrage, aber da gibt es ja auch manchmal Fördertöpfe und wer weiß, welchen Fördertopf wir als nächstes aufmachen dürfen?
Ich persönlich hätte es ja auch gerne gehabt, wenn ich in der Schule früher mal als Projekt Gebärdensprache gehabt hätte. Dann könnte ich mich jetzt vielleicht wenigstens ansatzweise unterhalten.
Rike: Ja, das wäre super, wenn man wenigstens so Grundbegriffe kennen würde, wie auch in anderen Sprachen. Sowas wie ja, nein, danke, bitte, hallo, tschüss.
Zu diesem Thema könnten wir jetzt noch lange weiterreden, denke ich. Ich würde mich deshalb total freuen, wenn wir daraus irgendwann noch mal ein Interview z.B. als Podcast mit Nathalie und Rene für MusInclusion machen würden.
Rike: Sehr gerne.
Prima, danke euch beiden für dieses schöne Interview und vielleicht bis bald.