Wenn man die Welt musikalisch untergehen hören möchte: hier ist der richtige Ort.
Doom, down to earth, vergrabend, tiefschürfend, DWAAL.
Eine Band aus Oslo in Norwegen.
Da wo gefühlt, denke ich, 90% der Bands dieses Genres oder ähnlich dystopischer Metal-Genre herkommen.
Zuerst einmal: die Platte lag etwas lang bei mir, der Release war schon im September ’23, erreichte mich aber auch nicht gleich.
Dafür konnte sie in der Zwischenzeit ordentlich reifen.
Dwaal bringen mit “never enough” ihren zweiten Longplayer. Das Artwork zeigt ein Foto mit zwei Strickpulli-Menschen, die im Wald sitzen und sich nicht anschauen. Wenn man das Gatefold aufschlägt sind beide weg und nur die pure Natur zeigt sich in ihrer bewaldeten Schönheit.
Fünf Tracks insgesamt, Seite eins hat drei Titel, die insgesamt 22 Minuten lang. Der erste Song, der kredenzt wird “all masters, all servants” besticht durch seine Einfachheit, drei Strophen, kein Refrain.
Dwaal “file under”: Amenra, Neurosis und Cult of Luna.
…und ich höre keine dieser Bands. Ich hoffe, ich kann euch das Album nun adäquat beschreiben, und ihr könnt mir in meinen Gefühlen und Gedanken folgen.
Die Band Dwaal gibt es nun 10 Jahre und soweit ich das aus der Biographie lesen kann, war ein fast Sysiphos-artiger Brocken, den sie auf dem steilen Weg zum fertigen Album haben gehen müssen; wobei sie, im Gegensatz zu Sysiphos, den Stein losgeworden sind.
Eine Zwangsräumung des Proberaums, im nächsten eine Überschwemmung, ein Bookingdeal, der sich durch Covid pulverisiert hat (Europeweit), dadurch bedingte Entlassungen, drei Trennungen, psychische Zusammenbrüche, fünf Krankenhausaufenthalte und eine Nahtoderfahrung. Das ergibt dann ein Full-Length-Album.
In 2020 kam das erste Album “gospel of the vile raus” – mit viel Geduld und Durchhaltevermögen nun also “never enough”. Was man dadurch fast als eigene Aufmunterung verstehen kann.
Die Lyrics sind in einem sehr guten Englisch, ich kann mir nicht alles herleiten, bspw. mit “pseudanthium aionios” komme ich auf Anhieb nicht weiter.
Die Stimme des Sängers ist so ein Bastard aus der Tiefe. Die Instrumentierung besteht auch aus einem Keyboard. Dadurch erzeugen sie natürlich eine teilweise atmosphärische Stimmung. Manchmal auch ein wenig melodisch, pathetisch, und dann wie so ein fieser, großer Käfer, der sich mit einem Hau in die Erde gräbt und dann aus unbekannter Tiefe ein Geräusch an die Oberfläche hochbrüllt.
Tiefer und bebender nicht sein könnte. Der Bass ist echt beachtlich, der drückt unten so dermaßen, das habe ich so noch nicht gehört.
Im dritten Titel “leichhalle” spielen sie noch langsamer als zuvor. Ganz klar Doom und mich erinnert es an Crowbar. Ein uraltes, selbstbetiteltes Album habe ich dazu mal ausgegraben, hört mal rein!
Auf der zweiten Seite sind knappe 22 Minuten Spielzeit und zwei Songs. Mit dem Kirchengeorgel schrecken sie mich ein wenig, doch der Song “repentence of a bastard” entwickelt sich im ruhigen Mittelteil, den sie sehr gut ausspielen, der eine schöne Soundscape zeichnet, um dann in so einer Aktion wie mit dem beschriebenen Käfer zu enden!
Abschließend der Track, der den Plattentitel vervollständigt “you’ll never be enough”. Ein Abgesang, eine böse Abrechnung mit Menschen, die durch ihre Boshaftigkeit, Selbstbezogenheit einfach diese Welt zu einem schlechteren Ort machen; weil sie einfach solche Nihilisten sind.
Insgesamt ist es ein überraschend gut hörbares Album, wenn man denn mal nach Mordor einreisen möchte.
Fantastisch tief dröhnend produziert.
Dark Essence Records. Gibt es grad als Schnapper bei JPC.