Ich war vor ein paar Monaten mit meinem Vermieter und Freund Jens, der ebenfalls sehr gute Musik hört, bei einem Konzert von Emma Ruth Rundle in der Bochumer Christuskirche. Emma Ruth Rundle ist schon ein echtes Brett von Sängerin. Ellereve, eigentlich Elisa Giulia Teschner, gebürtig aus Bernried am Starnberger See, würde nach dem ersten oberflächlichen Abtasten und dem zweiten Genussdurchgang ihres neuen Albums „Reminiscence“ durchaus auch Potential haben um in entweihten Kirchen, sei es eben die Christuskirche in Bochum oder die Kulturkirche in Köln um zwei Beispiele zu nennen, zu singen und einer Emma Ruth Rundle dahingehend ebenbürtig zu sein.
Fand ich Seite A fantastisch, war Seite B ein eher durchgepreschter Teil, der mir nur zum Teil gefallen hat. „Reminiscence“ beinhaltet neun Tracks, wovon zwei jedoch nur etwa anderthalb Minuten dauern. „Gossamer Wings“ ist das Intro, oder der Starter. Der zweite kürzere Track ist rein instrumental und nennt sich „Oblivion“. ‚I Am Enough‘ ist neben „Oblivion“ ein eher ruhigerer Track, der aber nichts an Ausdruck verliert, sondern eher noch stärker wird. Die Instrumente begleiten, aber nie so, dass sie den Gesang von Ellereve überbieten wollen. „In Infinite Light“ hat den zerbrechlichen Gesang, bei dem allerdings die Instrumentalisierung kraftvoller hätte sein können. Leider wird „In Infinite Light“ auch eher überraschend beendet, bevor es dann zu „Cosmos“ übergeht. Und irgendwie ist er doch einer der stärksten und besten Songs!
Auch schön und grandios des Endes wegen, der dann eher postrockähnlich ausbrechend ist, ist „The Empty Chair“. Ansonsten bleibt leider nicht so viel hängen. „Somewhere“ und „But nowhere“ sind gut, aber nicht so, dass ich sie besonders hervorheben würde. Und da haben wir es dann leider doch: es klingt eher zaghaft abgemischt. Einerseits hat man den Eindruck, dass die Band, die Ellereve hier unterstützt, aus ihrer Haut fahren will und ordentlich in die Instrumente drischt weshalb man den Eindruck hat, dass die Instrumente nachträglich, um Ellereve eine gewisse Dominanz zu verleihen, am Regler heruntergedrosselt wurden.
Egal. Insgesamt ein starkes Album mit Potential. Lässt mich hoffen, dass wir hier eine deutsche Künstlerin für die Zukunft haben, die einer Emma Ruth Rundle, einer Anna von Hausswolff oder einer Chelsea Wolfe, die allesamt in diese Sparte des Female-Dark-Pop/Rock anzusiedeln wären, das Wasser reichen kann.
Herausgekommen ist „Reminiscence“ in drei verschiedenen farblichen Vinylversionen auf Eisenwald Records, bei denen ihr das Album auch bestellen könnt. Ebenfalls bestellen könnt ihr auch auf der Bandcamp -Seite von Ellereve. Und wer uns nebenbei unterstützen möchte, kann das Album gerne über unseren Partner JPC bestellen.
Viel Spaß beim Hören und Entdecken!