Das Duo Perlee beehrt uns nach zwei EPs mit ihrem ersten Album, welches unter anderem im April diesen Jahres auf Vinyl erschienen ist. Perlee kommen gebürtig aus dem County Meath in Irland, wohnen aber seit ein paar Jahren in Berlin und machen Dreampop und Slowcore, der an Bands wie Low, Beach House oder die Cocteau Twins erinnert, um mal ein paar in den Ring zu werfen.
“Speaking from Other Rooms“ ist ein Album über die Liebe. Es ist aber keines dieser üblichen Liebes-Schnulzen, sondern über die Liebe, die über eine physische Distanz, über Generationen, zwischen Liebenden und über die Zeit hinweg versucht zu bestehen. Diese Spannung aus Distanz und Nähe hat die vergangenen Jahre geprägt, in denen Saramai Leech und Cormac O’Keeffe an den Liedern ihrer Debüt-LP feilten. Perlee kombinieren auf “Speaking From Other Rooms” eine träumerische Melancholie, die ungewohnt intensiv klingt.
Saramai und Cormac sind 2018 von Irland nach Berlin gezogen – ein kleines Appartement und ein Studio um die Ecke. In der ersten Zeit genoss das Paar die Möglichkeiten der Hauptstadt und spielten jede Woche mehrere Konzerte. Was dann kam, ist fast schon klar – die Pandemie.
Durch die Pandemie waren sie gezwungen, sich mehr und mehr auf die Produktion ihres Albums zu konzentrieren. Vorrangig entstanden sind die Songs im Berliner Studio, während sie von Matt Ingram, der Schlagzeuger des Duos, von London aus agierte. So kam es, dass das Album Schritt für Schritt und mit einer gewissen Ruhe und viel Leidenschaft produziert werden konnte. Matt hat das Album auch abgemischt, gemastert wurde es von Stephan Mathieu bei Schwebung Mastering.
Perlee zeigen auf ihrem Debüt neben dieser verträumten Basis auch, dass sie schöne Indie-Pop – Nummern schreiben können. Als Beispiel ist hier „Lampshade“ zu nennen. Geplant war der Song als langsame Nummer und über die Monate und Jahre hat er sich dann doch zu einer eher schnelleren Nummer entwickelt.
Ein weiteres Highlight ist „Reckoning“. Klanglich inspiriert von dem Song “Maps“ der Yeah Yeah Yeahs.
Besonders erwähnenswert ist, dass Saramai während der Aufnahmen zum Album mit ihrem Sohn schwanger wurde und alles vor der Ankunft des Babys fertig gestellt werden musste. In “The Wave” spielt die familiäre und mütterliche Liebe ebenfalls eine große Rolle. Dieser Song basiert auf einem tatsächlichen Erlebnis Saramais, die als Teenager einen Sommer an Bord eines Segelschiffs auf der Ostsee verbrachte: ” Die familiäre und mütterliche Liebe spielt auf dem Album eine große Rolle, insbesondere im Schlusssong „The Wave“. Der Song basiert auf einer dramatischen Geschichte aus Saramais Teenagerzeit, als sie einen Sommer an Bord eines Segelschiffs auf der Ostsee verbrachte. „Wir waren zu viert auf der Wache und hörten gegen zwei Uhr morgens seltsame Geräusche, die vom Heck kamen. Es waren etwa fünfzehn Walbabys, die schliefen und im Kielwasser des Bootes schwammen, weil sie dachten, der Rumpf sei eine Walmutter.” Und weil es eben echt Mutterliebe gibt, versuchte die 12m lange Mutter das Schiff zu verscheuchen. „Zum Glück hat die Walmutter das Boot nicht gerammt und wir sind nicht gesunken. Das Licht, mit dem der Kapitän hantierte, weckte die Walbabys auf, und sie ließen sich fort treiben. Es war surreal und hat mich zum Nachdenken über die Wildheit der bedingungslosen Liebe gebracht, insbesondere der Liebe einer Mutter.“
“Speaking From Other Rooms” ist ein wunderbares Album, welches man nicht nur an einem Sonntag zu Kaffee & Kuchen konsumieren sollte, sondern eigentlich immer. Auch hier bin ich gespannt, was wir von diesem Duo noch hören werden. Wer Perlee sehen möchte, hat zum Beispiel am 29.09.2023 im Berliner Kulturhaus Insel auf dem Theaterdeck die Möglichkeit. Für weitere Termine haltet die Augen und Ohren offen!
Erwerben könnt ihr das Album bei Bancdamp. Wer uns unterstützen möchte, kann “Speaking From Other Rooms” auch bei unserem Partner JPC erwerben.
Viel Spaß beim Hören und Entdecken!