Eigentlich ist ja Fynn Kliemann durch seine Youtube-Videos bekannt geworden und mit seinem zweiten Album “Pop” hat es ihn nun wieder in die Musikbranche zurück gezogen.
Mit “Pop” hat Fynn Kliemann dieses Mal alles an dem Album selber in die Hand genommen und dieses komplett alleine eingespielt, abgemischt und über das, eigens dafür gegründete Label Zwei Finger Records nun auch veröffentlicht. Und weil das nicht genug ist, hat er auch gleich noch den kompletten Versand in die Hand genommen, was dazu führte, dass es kurzzeitig, wegen Corona zu Lieferengpässen kam. Inzwischen sollten allerdings so ziemlich alle Bestellungen raus gegangen und alle Vorbesteller im Besitz des Albums sein.
Der Gag an dem Vinyl: man konnte das Album, wie auch schon beim Vorgänger “Nie” nur über eine Vorbestellung an die Scheibe bestellen. Mit Ablauf der Vorbestellungsfrist kann man nun die LP auch nicht mehr beim Künstler erwerben. Das hat natürlich zur Folge, dass die Preise für die Alben auf Vinyl innerhalb kürzester Zeit auf den einschlägigen Internet-Portalen in die Höhe geschossen sind!
Ok, genug an Hintergrundinformationen zur Entstehung des Albums geschrieben. Jetzt geht es direkt mal zur Besprechung der Musik und der Aufmachung von “Pop”.
Schallplatte aufgelegt und ab in den Sessel und Füße hoch gelegt. Ein kaltes Bier in der Hand und gespannt, was mich denn nun bei Fynn Kliemann eigentlich erwartet. Das Album hab ich ja nur auf Empfehlung vorbestellt, ohne zu wissen, was mir musikalisch geboten wird.
Direkt der erste Song “Eine Minute” ist ein guter Opener und verwickelt mich direkt in Nachdenklichkeit. Alleine der Satz “weil jeder Einsame jemand einsames braucht” regt an, über all die Menschen nachzudenken, die da so alle alleine da draußen unterwegs sind. Nicht immer einfach.
Heiterer geht es mit “Alles was ich habe” und “Warten” im schönen Hip Hop Style weiter. Mal etwas ruhiger, mal etwas lauter und immer mit dem gewissen Beat treibend geht es dann zu “Die Hook”.
Für mich einer der besten Songs auf dem Album. Wahnsinns Text und musikalisch ein tolles Zusammenspiel. Hier hat sich Fynn ins Zeug gelegt und ein genialen Song geschaffen. Klar, dieser Song ist etwas ruhiger, aber für den Text genau richtig! Die Hook ist hier definitiv vorhanden.
Zehn Quadratmeter Luft
und ich kann nicht atmen
Dieser ewige Druck bis alles gesagt ist
Und wenn du denkst es wäre Schluss
Dann fehlt noch die Hook
Es fehlt immer die Hook
“Liebster Wahnsinn” ist fast schon wie ein Intro gehalten und ist mit knapp zwei Minuten auch mit einer der kürzeren Songs des Albums. Mit einem passenden Übergang geht es dann zu “Regen”, was mit dem Klavier Intro und den einsetzenden Beats sowie dem Gesang derb ins Ohr geht. Aber auch der Refrain bleibt direkt im Ohr und bisher hab ich diesen nicht mehr los bekommen. Verdammt.
Nach “Alles nur geliehen” geht es zu einem Lied, welches den Titel “Frieden in der Stadt” trägt und mich direkt anspricht. Ja, ich geh auch immer wieder mal in die Stadt und tauche ab. Kaufe mir Billigbier und sitze an den Plätzen, wo man nicht sitzen sollte. Aber wie so oft – Leben und leben lassen – und genau darum geht es hier. Abtauchen und eintauchen. Die City von ihren vielseitigen Punkten beobachten und erkunden. “Friedlich hat die Stadt gefragt. Liegend hab ich ja gesagt!”
“Ruinierung” , ist fett, kann ich nur sagen. Sowohl textlich als auch musikalisch geht hier richtig was nach vorne. Irgendwie gibt es bisher keinen einzigen Song, der mich irgendwie enttäuscht. Wahnsinn. Das hab ich echt selten. Ändert sich das noch bei den restlichen vier Liedern?
Mit “Der Flötist an den Toren des Morgengrauens” kommt hier der kürzeste Song zum Zuge. Ein wenig A Capella in Begleitung eines Klaviers und das war´s. Kann man schon auch mal machen.
Jo, wer kennt die kleinen hässlichen Autos namens Twingo nicht? Wer hatte nicht auch in seiner Jugend so ein Ding als “Fahrlernauto” zum schrotten? Nun, ich hatte gleich zwei von den Dingern und kann mich an herrliche Zeiten erinnern. Das erste Gefühl von Freiheit. Kleine Drei-Mann-Sauforgie im Auto vor dem Internat während der Ausbildung. Dachhimmel nach hinten geschoben und die Luft um den Kopf sausen lassen. Ja, das waren Zeiten und genau dafür gibt es hier mit “Twingo” den passenden Soundtrack.
Mit “Schmeiß mein Leben auf den Müll”, “Vokabeln 1” und einem “Schalflied” endet dann auch das Album und so geht ein großartiges Werk zu Ende.
Ok, bevor alles zu Ende ist, muss ich noch die tolle Gestaltung des Covers und des Inlays betonen. Hier wurde sich sehr viel Mühe mit Details gegeben und selbst nach dem vierten oder fünften Mal anschauen, kommen immer wieder neue kleine Überraschungen zum Vorschein.
Dazu dann noch das rot-weiß kolorierte Vinyl, das auf dem Plattenteller schön seine Runden dreht.
Hach, toll. Mit diesem werde ich wohl noch einige Stunden verbringen. Danke für dieses Meisterwerk.
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