“Artificial Disgust” glänzt durch einige Außergewöhnlichkeiten.
Die Band Gaffa Ghandi verstört, stößt ab und zieht meine Augen sofort auf ihr Covermotiv. Ein Typ, abgwrackt und doch steht er noch. Gelebt, durchlebt, ein richtiger Typ! Einer, wenn er mal an dir vorbeiläuft, du den Hals nicht weit genug drehen kannst, um ihm eine halbe Stunde hinterherzuschauen und zu staunen. Costa Rico aka Stiefruecken hat alles, was du nicht hast: eine richtige Frisur, außergewöhnliche Klamotten und richtig was erlebt. Dabei ist die Saison dafür abgelaufen, wie deine Schuhe. Ich habe bewusst nicht alle fotografiert, damit auch noch etwas Überraschendes bleibt, wenn ihr die Platte selbst in den Händen haltet!
Also raus mit der Platte, rauf auf den Plattenteller, die Nadel will was erleben; und da folgt die nächste Außergewöhnlichkeit: schmale vier Songs repräsentieren das momentane Oevre der Band.
Seite A
1. Symphony of Swag 5:47
2. War On Fire 6:28
3. Ancient Dominator 9:20
Seite B
4. Progressive Concepts for a modern world of multilayered structual, sociological an individual changeabilities. 16:25
Aus dem Promosheet kann ich leider nicht herauslesen, ob die Band das Live aufgenommen hat, aber ich nehme es an. Der Sound ist tight und offen zugleich. Nach 10 Jahren, die die Band nun schon gemeinsam musiziert, erscheint mit diesem Longplayer doch erst ihr erstes Album.
Die Musik wabert zwischen leicht windschiefen, durch Einsatz psychedelischer Gitarreneffekte, Melodiekaskaden und ziemlich straightem, zugleich frickeligem Wüstenrock.
Im Grunde könnte ich den Promosheet abschreiben, denn die Band, die sich vokal kein Gehör verschafft, hat gleichwohl einiges mitzuteilen! Sie strotzen nur so vor Selbstironie, denn Ironie sei die Waffe der zynischen Generation, und hier kommt also der Soundtrack. Sie machen Crossover, diese Genrebezeichnung dürfen sie verwenden, da sie einen wirren Soundcocktail zusammenpuzzeln, der diesen Namen tatsächlich verdient.
“Ein Tanz auf dem Seil zwischen den Stühlen über dem Abgrund des guten GEschmacks zu Ehren der Unhaltbarkeit der Umstände.
SIe zählen noch eine Reihe von Bands auf, die nur der eingefleischte Nerd der stonerigen Klangwelt in der Achse Dresden – Berlin zu kennen vermag, sicherlich nicht minder gut sind, wie Gaffa Ghandi. “Artificial Disgust” ist bereits letztes Jahr, so zwischen zwei Lockdowns erschienen und wäre fast untergegangen, hätte sich nicht das famose Label Exile On Mainstream der Gang angenommen und mir die Platte zugeschickt. Jetzt ist es also an euch, geneigte Leser*innen, diesem Ausbund an schlüssiger und doch diverser Zutaten, der genau hierhin führte – zwei Rillen zwischen zwei sehr interessanten Labels – eine wohlverdiente Chance zu geben.
Interpret | Keine Daten vorhanden |
Titel | Keine Daten vorhanden |
Veröffentlichung | Keine Daten vorhanden |
Label: | Keine Daten vorhanden |