Neues aus Kiel, Diggi! Und das von alten Bekannten in neuer Konstellation: Gas Wasser Indiepop haben mit ihrem Debütalbum „15 Zoll Maul“ eine Platte rausgehauen, die klingt wie einer düsterer Karaokeabend in der Alten Meierei – roh, knurrig und dennoch melodieselig genug, dass am Ende alle tanzen.
Die Band ist tief in der Punk-DNA der Stadt verankert. Frontmann Jochen Gäde, früher Stimme von Keine Zähne im Maul aber La Paloma Pfeifen, hat sich mit drei Vierteln der Band Die Bullen zusammengetan. Gemeinsam schrauben sie einen Sound zusammen, der irgendwo zwischen schrammeligem Punk, düsterem Wave und – Surprise! – Indiepop herumlungert. Songs wie „Mobbing Mambo No. 5“ und „20 Jahre in der Werbung“ gehen gut nach vorne, andere kommen synthielastiger daher. Post-Punk, oder was? Ja, irgendwie sowas halt.
Was das Album wirklich besonders macht, ist Gädes Art, Geschichten zu erzählen. Es ist weniger Gesang, mehr rotziger Sprechgesang – und ja, selbstverständlich muss Jens Rachut hier als Referenz genannt werden. Die Texte pendeln dabei zwischen autobiografischen Anekdoten und bissigen Alltagsbeobachtungen.
Das Herzstück des Albums ist dabei die „Autobiografie eines Heizlüfters“, ein achtminütiger Spoken-Word-Trip durch Gädes Dorfpunk-Jugend. Von der ersten Kippe bis zum längst geschlossenen Lieblings-Plattenladen wird nichts ausgelassen, inklusive mieser Frisuren und chaotischer Kneipenabende.
„15 Zoll Maul“ ist eine Platte, die sich nicht sofort an einen schmiegt und einen an die Hand nimmt. Sie ist rau und manchmal echt derbe, aber eben auch herzlich und ehrlich. Und bei jedem gestreckten Mittelfinger ist hier das verschmitzte Augenzwinkern nie weit.
Das Vinyl bekommt ihr direkt über Broken Silence. Als Bonus gibt es noch ein Poster und Sticker von Gas Wasser Indiepop obendrauf.