Ich muss ehrlicherweise zugeben, ich habe noch nie was von Chuck Prophet gehört. Also erst mal Dr. Google fragen und wow!, der Mann hat echt schon so Einiges gerissen. Seit 1990 hat er 15 Soloalben veröffentlicht, mit dem hier vorliegenden „Wake The Dead“ wären wir dann bei 16. Seine Songs wurden u.a. von keinem geringeren als dem „Boss“ Bruce Springsteen, von Solomon Burke, oder auch von Kim Carnes verarbeitet. Mit Green On Red war er in den ’80ern unterwegs. Das ist mir dann schon eher ein Begriff.
Was mir Dr. Google ebenfalls verrät, ist, dass Chuck Prophet tatsächlich Chuck Prophet heißt, hätte ich mir das doch durchaus auch vorstellen können, dass dies sein Künstler-Alias ist. Schließlich dürfte man sich bei so guter Musik durchaus einen solchen, von Selbstbewußtsein strotzenden, Künstlernamen geben.
Nur einmal wird mir kurz Angst und Bange. Das ist doch tatsächlich…, Das darf doch nicht wahr sein…, Das kann der doch nicht machen?!. „One Lie For Me, One For You“ hat verblüffende Ähnlichkeit mit „Ti Amo“ von Italiens Schlagerbarden Numero Uno, Umberto Tozzi. Kalter Schweiß rinnt mir die Stirn runter und laut Linernotes ist der Song tatsächlich aber eine Eigenkreation von Chuck Prophet und einer Person, die sich „klipschutz“ nennt. Sicherlich nur ein Versehen und ich hab‘ mich auch schon wieder eingekriegt.
Der Rest ist feinste Roots-, Americana-, Countrymusik, gepaart mit lateinamerikanischen Musikelementen, die Prophet dieses Mal mit der Cumbia-Begleitband ¿Qiensave? auf – an dieser Stelle ein dickes Dankeschön an Yep Roc Records für mein Exemplar – orangenes Vinyl gebannt hat. Wirkliche Highlights gibt es neben dem eben erwähnten Lowlight nicht zu benennen. Vielmehr ist „Wake The Dead“ als zusammenhängendes Gesamtkunstwerk zu verstehen, welches die Toten dank seiner ruhigen Art eher sanftmütig wiedererweckt.
Hier und da blinzeln Calexico um die Ecke und werden dabei von Ween erwischt. Dass das Album nicht nur in Oakland, CA, sondern auch in Austin, TX und v.a. in Nashville, TN aufgenommen wurde, macht absolut Sinn, sind doch auch eindeutige Versatzstücke, deren Charakter man gemeinhin diesem Mekka der US-amerikanischen Musik zuschreibt, zu hören. Die Schwüle des Südens, der schwermütige Blues, Träume und Hoffnung, all das klebt an „Wake The Dead“ wie Pattex. Elf, nein zehn, durch und durch (latein-)amerikanische Songs, die es absolut verdient haben, gehört zu werden.
„I wish i was a fish in the ocean. I wish I was a bird in the sky. I wish i was a rattlesnake wrapped around your finger. Everything I do, it’s the same old crime.“ Schöne und eingängige Metaphern und ja, vermutlich begeht Chuck Prophet auf „Wake The Dead“ wieder und wieder das selbe „Verbrechen“ wie schon seit so vielen Jahrzehnten. Dieses gehört jedoch nicht bestraft, sondern von euch am besten live und direkt und z.B. bei JPC gekauft.
ein edles Produkt auch außerhalb des Hörbaren, von Yep Roc Records mit ansprechend gestalteter Innenhülle und stimmigen Bandfotos produziert. Ein must-have für alle Liebhaber*Innen (latein-)amerikanischer Musik.