Meine erste Begegnung mit Gewalt. Und die Begegnung ist GEWALTig (Kalauer!)! Als erstes bekam ich aufgrund Verspätung der Box als kleine Aufmerksamkeit und Entschuldigung seitens des Labels die 7inch zu “Paradies”, einem Vorboten des Debüt-Albums “Paradies”, das am 05.11.2021 auf dem tollen Label Clouds Hill veröffentlicht wurde. Bei dieser 7inch, dass ja nur den einen Song beinhaltet, der sich darauf aber mal direkt über 10 Minuten auf zwei Seiten erstreckt, singt sich der Sänger Patrick Wagner um den Verstand. Wie, muss man sich einfach mal anhören. Begleitet wird der Gesang von technoidem und industriellem Gewummer.
Vor kurzem kam dann ein Paket von Clouds Hill und irgendwie konnte ich das Paket nicht so recht zuordnen. Ich hatte doch tatsächlich vergessen, dass ich ja eigentlich das Vinyl von Gewalt rezensieren wollte und wusste nun auch nicht mehr, dass es von Clouds Hill kam. Sieb im Schädel. Ich habe mich trotzdem sehr darüber gefreut. Das Album “Paradies”, welches selbst in einem Gatefold-Cover daher kommt, kam in einem schönen Box-Set mit Buch und ist sowas von hochwertig. Das Buch selbst ist eine Sammlung von Bildern und Porträts mit Texten, die sich um die Songtexe drehen. In ihnen wird einem die Bedeutung der Texte bewusster gemacht.
Gewalt besteht nun seit 2016, aktuell jedoch aus LMMS, Helen Henfling, Jasmin Rilke und Patrick Wagner. LMMS ist übrigens die Drumcomputer-Software, die grundsätzlich auch zum Band-Aufgebot mit genannt wird.
Paradies besteht aus dem eigentlichen neuen Album mit 10 Songs, alle irgendwo zwischen knapp drei, “Die Wand” und zehn Minuten Länge (dem Namensgeber des Albums, wie oben schon berichtet) und einem zweiten “Paradies” – Album. Dazu aber später mehr.
Die erste LP ließ mich doch tatsächlich an den grandiosen Schauspieler Lars Eidinger denken. Ich sah ihn vor kurzem in einem Tatort und war wieder mehr als begeistert, was er an schauspielerische Klasse vorzuweisen hat. Wie ich nun den Bogen zu Gewalt spanne? Mit dem Spannungsbogen.
Gewalt beschreiben sich und “Paradies” so:
Mit Paradies wollen wir etwas Ausuferndes, Unkontrollierbares und Überforderndes schaffen. Wir wollen wie Klaus Kinski in Fitzgeraldo, in einem untauglichen Versuch dieses riesige Schiff über diesen Berg im Amazonas ziehen.”
Ungefähr so fühlt sich das ganze Album auch an. Klaus Kinski ist zwar aus einer älteren Generation. Er hat mich aber in irgendeiner Weise immer wieder fasziniert. Seine schrägen Wutausbrüche bei Talkshows sind bekannt wie eh und je. Sein schauspielerisches Talent aber auch. “Paradies” ist sicher keine leichte Kost. Auch nicht, während ich das Album zum wiederholten Male höre und mir immer wieder denke: Warum? Und doch lässt es mich nicht los.
Der Sound auf “Paradies” wirkt immer irgendwie wie Marschmusik, stur geradeaus und oft im gleichen Takt. Dazu gesellt sich in meiner Vorstellung ein Ameisenhaufen, der zu “Paradies” mit Gepäck vom einen zum anderen Ameisenhügel losmarschiert und Ware abliefert. Unz unz unz. Zappzappzarapp. Ohne Sinn und Verstand.
Auf der zweiten LP tummeln sich in chronologischer, ungerechter und unvollständiger Zusammenfassung all die Songs aus den ersten 5 Jahren Bandgeschichte, die unter unterschiedlichsten Produktionsbedingungen, Besetzungen und Produzenten entstanden sind. Christian Bethge, der sogenannte Mastering Mind, hat es geschafft mit den 9 Songs aus Proberaumaufnahmen, Studioaufnahmen und MP3s-Files auf der zweiten LP ein Konstrukt zu erschaffen, dass in sich homogen und schlüssig wirkt.
Was genau sie mit den Songs ansprechen, erfährt man im Buch, dass es zum Box-Set dazu gibt. Es bringt nichts, wenn ich sowieso alles wiederhole und am Ende 2000 Wörter in dieser Rezension geschrieben sind. In dem Buch in Vinyl-Cover-Format sind massig Fotos und Texte, als auch Infos der Band zu den Texten. Sehr ansprechend gestaltet.
Wer mehr wissen will, sollte sich demnach das Box-Set zulegen! Wer einfach nur die Musik hören möchte, denn in den hiesigen Technoschuppen kann man ja derzeit eh nicht gehen, darf sich gerne das Vinyl besorgen.
Erwerben könnt ihr das Album bei Clouds Hill, bei Gewalt und bei JPC.
Interpret | Keine Daten vorhanden |
Titel | Keine Daten vorhanden |
Veröffentlichung | Keine Daten vorhanden |
Label: | Keine Daten vorhanden |