Lüdenscheid. Will man da wohnen? Eher nicht.
Die Marketingabteilung der Stadt hat Lüdenscheid den Beinamen „ Stadt des Lichts“ verpasst, ein Bezug zur scheinbar bedeutenden Lüdenscheider Lampen-und Leuchtenindustrie.
Viel Licht wird es da wohl trotzdem nicht geben, der Schatten hat solche Städte doch im Griff.
Zu groß für ein Dorf, aber mit knapp 70000 Einwohnern zu klein um ein vernünftiges Kulturleben bieten zu können. Subkulturellen Alternativen fehlen wahrscheinlich erst recht.
Städte wie Lüdenscheid sind schlimm.
Piefig und träge.
Der Alltag droht die Einwohner zu erdrücken.
Arbeit. Saufen. Fußballplatz.
SPD und CDU und Einheitsbrei.
Bratwurst und Stadtfest und Gesangsverein.
Und wieder saufen, bis die Lampen ausgehen.
Lampen aus in der Stadt des Lichts.
Alles ist in grau gefärbt.
Ausbrechen scheint so notwendig, so wichtig und es ist möglich. Selber machen ist angesagt. Nicht mitlaufen, nicht im Trott versinken.
Graupause kommen aus Lüdenscheid und der Name ist Programm.
Jetzt ist Pause vom Grau!
Punkrock ist angesagt.
Und zwar richtig guter. Schön melodisch, das Tempo variiert und die fünf Jungs scheinen Spaß an der Sache zu haben. Ich höre alte Muff Potter raus, auch Pascow wird den Herren nicht unbekannt sein, irgendwo bemerke ich einen Hauch Tote Hosen.
Die Texte sind größtenteils politisch bzw. sozialkritisch und werden schön rotzig dargeboten.
„Max Mustermann“ ist ein verdammter Hit, der nicht nur Lüdenscheids Durchschnittsmenschen gut beschreibt.
Bei „Flieger“ kriegen Sextouristen den Mittelfinger gezeigt , im „Mittelfinger Lied“ wird selbiger der ganzen Gesellschaft gezeigt.
Es gibt bei den zwölf Songs keinen einzigen Aussetzer, nur die Interludes hätten sie sich sparen können.
„Verdammte Stille“ ist ihr erstes Album, im Proberaum aufgenommen, Artwork selbst gestaltet und auch der Vertrieb wird selbst übernommen.
SO muss das!
Die Auflage umfasst 300 Exemplare und wurde auf rotem Vinyl gepresst. Schwarz kann jeder.
Nicht nur Musik und Texte überzeugen mich, hier stimmt das Gesamtpaket!
Ich habe Graupause zufällig entdeckt, kannte sie vorher nicht, habe sie jetzt aber auf den Schirm und freue mich sie demnächst vielleicht mal live zu sehen.
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