Habe ich schon mal eine schlechte Platte in der Hand gehabt, auf der hinten, neben dem Strichcode Dachshund Records stand? Ich kann mich zumindest nicht erinnern. Und auch HÆCTOR ändern daran jetzt nichts. Ganz ehrlich, wenn die Platte Käse (vegan oder euterbasiert, wie ihr wollt) wäre, hätte ich HÆCTOR nicht vor ein paar Wochen interviewt (hier findet ihr das Interview). Das Vinyl ließ etwas auf sich warten. In machen Fällen macht es ja gar Godot Konkurrenz, aber “Modern Urban Angst” liegt mir nun als schwarzes Vinyl vor.
Sieben der 10 Songs, die sich auf “Modern Urban Angst” wiederfinden, wurden schon innerhalb der letzten zwei Jahre als Single veröffentlicht, somit war das Album nun keine große Überraschung, man konnte schon ahnen, was da aus den Boxen kommen wird. Dennoch finde ich, dass ein Album in seiner Gänze nochmal mehr Kraft und Ausstrahlung hat und wirkt. Bei einem Kinofilm vermittelt der Trailer ja auch schon mal einen guten Eindruck, der ganze Film ist aber natürlich was völlig anderes, ist halt ein…na ja, ein ganzer Film. You know what I mean?
Thematisch sind die Texte ein Abbild der Zeit, denn es spiegeln sich innere wie äußere Unsicherheiten wieder vor dem Hintergrund der sich häufenden Krisen und gesellschaftlichen Missstände. HÆCTOR mahnt, benennt, schafft Hoffnung und Mut und besingt das Schwinden des selbigen und das Straucheln der Seele. Das Ganze in einem Gewand aus Gitarren, Bass, Synthesizer und Schlagzeug. Pop meets Rock, meets Electro wie alte Freund*innen, die endlich mal wieder nach langer Zeit zusammen kommen und es ist, als wären nicht Jahre seit dem letzten Treffen vergangen. Sprich, eine völlig natürlich Symbiose in die sich auch der Gesang einfügt, wo Martin Wendt auch mal eine Kopfstimme präsentiert, die staunen lässt.
Das alles bringt schon der Opener “Edges” mit sich, der im besten Sinne radiotauglich ist und dessen Refrain schnell mitgesungen wird. Und jetzt wo ich das schreibe, wundere ich mich tatsächlich, weshalb ich noch keine Song der vier Hamburger*innen im Radio vernommen habe. Denn was sich hier abspielt ist eine wunderbare Mischung aus Placebo und Walking On Rivers mit einer kleinen Prise REM (die älteren von euch kennen sie vielleicht noch).
Meine zwei favorite Songs auf dem Album möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten. “A Whisper” ist ruhiger und der Electroeinfluss kommt hier mehr zum tragen. Und “My Strings” ist ebenfalls ruhiger, aber mit starkem Beat. Der Refrain wird von den E-Gitarren dann wieder vorangetrieben.
Auf der B-Seite möchte ich “Elefant” und “Social Currency” herrausgreifen. “I Can’t get no sleep tonight”, so ist im Refrain zu hören, ist dann vielleicht auch der beste Abschluss für diese Review, denn inzwischen ist es, trotz Sommer, dunkel geworden.
Nur das noch: “Modern Urban Angst” (hervorragender Albumtitel) von HÆCTOR (schaut mal auf die wirklich schöne Website) ist am 10. Juni via Dachshund Records erschienen und auch dort zu erwerben.