Scheiss di net an, manchmal muss es halt einfach krachen!
„Heckspoiler sind die Freunde, die ihr nicht zum Weihnachtsessen eurer Eltern einladen wollt!“ titelt das Label Noise Appeal Records als Presseankündigung zum Release von „Synthetik Athletik“. Die beiden Herren auf dem Vinyl-Cover, komplett in schwarz gekleidet, mit engen schwarzen Rollkragenpullovern, singen meistens derb, aber mit einem direkten Prolo-Charme ausgestattet, der halt keine Umwege duldet.
Und so nehmen wir mit “Kracho Karacho” gleich die erste Auffahrt. Wenn schon Heckspoiler, dann bitteschön, warum bremsen? Mit Vollgas geht’s mitten ins Zentrum! Trommelwirbel und magenhebender Bass zum trashigen Anlasser „Die Infektion“. Der Soundteppich ist so schön voll und krachig, das zaubert jedem Metaller ein breites Grinsen ins Gesicht. „Die Infektion brennt lichterloh alles nieder, sie brennt, sie brennt. Voda im Hümml, erlöse mich. Die Infektion, die Infektion“. Für den schnellen Mitgrölgebrauch hab ich hier mal flott den Kompletttext abgetippt. In den folgenden Nummern hauen Heckspoiler bei „Ned wie du“ und „Magen Darm“ dann ein bisschen mehr Lyrics als beim Opener raus und zeigen ihren Mix aus gscherten, gerade-heraus Mundarttexten mit Humor etwas weiter ausgefahren. Ja, warum jetzt eigentlich „Magen Darm“ die Herrschaften? Weil „der Teufel lebt in meinem Darm“.
Es ist ein wahrhaftig verheißungsvolles Albumdebüt nach den EP- Vorläufern aus 2018 „Cracktickertape #2“ und „Cracktickertape #3“. Und es braucht gerade einmal neuneinhalb Minuten um deutlich hervor zu heben, dass gepflegter, strömender Krach zum einen nicht zwingend Gitarren benötigt und zum anderen gern mit einem Spritzer Schmäh-Seele noch besser ins Blut geht. Gib mir die Infusion, Heckspoiler! Gib sie mir! Das oberösterreichische Duo Heckspoiler kommt mit Schlagzeug (Zlatko San) und Bass (Kim Tom Gun) mehr als überzeugend aus. Beim Gesang wechseln die beiden sich ab und bleiben meistens in österreichischer Mundart. Das Ergebnis ist erfrischend anders.
Das Gaspedal bleibt weiter bis zum Anschlag durchgedrückt und es schüttelt und rüttelt von „Out of Control“ bis dann halt voll in die „Fresse“.
„du host die Goschn ununterbrochen offen, Laber Laber…I mecht da so gern in die Fressn haun…“
Erst zum Beginn des Starters vom zweiten Kapitel (B-Seite) „Mei Bus“ geht das Tempo mal einen Hauch runter. Aber nur ein paar Takte, der Track spielt mit wechselndem Tempo und kommt mal aufgeregt mal gedrosselter um die Ecke, spannendes Stück. Ich hab mich schon komplett an die Abwesenheit jeglicher Gitarre gewöhnt.
STOP. Da kommt dann doch ein einziges Stück lang eine E-Gitarre um die Ecke. „Prolo4Life“ ein Featuring mit den Crossover Punks FRANZ FUEXE. Passt wie die Faust aufs Auge. „Boom Boom Boom…meine Pumpe pumpert…“. Beweis fällig? Klickt euch rein in den Videoclip:
Zum Durchschnaufen ist auf „Synthetik Athletik“ keine Zeit, es ist einfach nur berauschende Fahrt angesagt und ich möchte mit „Ka Liebe mehr“, „Stress“ und „Stonerband 2.0“ jetzt ach so gern Pommesgabel nach oben und headbangend wahlweise entweder die Autobahn lang preschen und die Heckspoiler vom Fahrtwind drücken lassen oder…umweltbewusster, einfach in einer Rock-Boazn abfeiern.
Sensationell divergent werden wir aus dem 42-Minüter mit Wolfgang Ambros -Gedächtnissound und der entspannten, Saxofon-begleiteten Rausschmeißer-Ballade „I wundert Mi“ entlassen. Sie könnens also doch auch gemächlich, im gesanglich harmonischem Zusammenspiel mit Mona Weißenböck. „Synthetik Athletik“ macht mächtig Flamo (so sagt man mancherorts in Österreichs zum „Hunger“) auf mehr!
Das Vinyl ist in geschmackvollem Pink koloriert und kommt in einem mit Textzeilen (Yeah!) bedruckten, schön gestalteten Inlay gekleidet. Bestellen könnt ihr das gute Teil hier: jpc
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