Hoppla, da ist einem das letzte Bier gestern nicht so gut bekommen…
Ach nee, das soll so! “The Howling” (der Titel des ersten Songs, der als Intro fungiert) hätte treffender nicht sein können – gelungene Hinführung zum Thema, Horror Vision!
Danach gibt es voll auf die Ohren mit “Blood Moon” – temporeich, melodisch – willkommen mitten im Reich des Horrorpunk. Mein Herz springt vor Vergnügen – ich hatte vergessen, wie vielfältig Horrorpunk sein kann. Vom Ooooh-Faktor bei “Carrie” bis zu Metal-Anleihen in “Raccoon City” wird wirklich alles abgedeckt. In meinem Kopf blitzen Erinnerungen an Misfits, The Other oder Balzac. Hm, das könnte jetzt falsch verstanden werden – so als sei das alles nur ein Abklatsch.
Stimmt aber nicht! Schau mal:
Am besten beschreibt es wohl der Song, der dem Album den Namen gibt: “Brotherhood of Horror” – der letzte Titel (zumindest, wenn man auf Bandcamp schaut, statt sich die Platte zu gönnen). Hier wird ausführlich beschrieben, was Horror Vision ist: von “vampires” über “demons” und “witches that get you out of control” bis zu “zombies” alles zugleich! Und das ist keine Aufschneiderei. Die englischen Texte lassen beim geneigten Horrorkeks keine Wünsche offen, sei es der “Sharknado” oder “The Death Machine”. Alles, was sich thematisch auf der dunklen Seite des Grusels tummelt, findet sich auch hier wieder. Mal mit etwas mehr oder weniger Ernst verarbeitet, musikalisch entsprechend abwechslungsreich untermalt.
Damit zu einem wichtigen Grund, sich die Scheibe von Horror Vision zu kaufen, statt sie nur in den Weiten des Internets an sich vorbeirauschen zu lassen: Der Bonustrack der Platte “Carrie (Alternate Take)” ist mit Klavier und ohne Drums. Ein versöhnlicher Abschluss, um die Weiten des Horror Punk in Richtung Tageslicht zu verlassen. Eigentlich ist das der Zeitpunkt, im Bücherregal Stephen Kings “Carrie” nochmals rauszukramen.
Oder – ich drehe die Platte nochmal auf “A”. Da gibt es noch einiges zu entdecken. Das Zusammenspiel von “Into the Blob (feat. Tommy Creep)” und “The Blob” habe ich einfach überhört. Dabei dient das erste Stück quasi als Intro zu zweiterem. Tommy Creep war mir kein Begriff – also mal durch die Suchmaschine gejagt und siehe da, er ist ein Musiker – sagt die Suchmaschine. Gut, also mal reinhören. Sehr elektrolastig. Passt aber zu Horror Vision, da dezent eingesetzt. Oder in gewählten Worten: Hübsches Accessoire, das die Gesamtkomposition gelungen aufwertet (*hüstel*).
Insgesamt ist das Album von Horror Vision kurzweilig, so dass ich das rote Stück Vinyl jetzt wieder auf “B” drehe. Die meisten Songs laufen keine drei Minuten, so dass nach nicht mal 30 min der Spaß schon wieder vorüber ist. Oder zurück auf Start und von vorne gehört.
Aber bevor das jetzt zur Dauerschleife wird, folgen noch ein paar Worte zum Artwork: Der Albumtitel “Brotherhood Of Horror” und andere Titel sind bildlich umgesetzt, die Farben sind – wie sollte es auch anders sein – dunkel gehalten, wobei die Brüderschaft sich bei Blutmond um ein Feuer versammelt hat, umgeben von einem Steinring, Funkenflug und Fledermäuse flattern drumherum. Im Hintergrund ist ein Schloss, das rot erleuchtet ist. Eine schaurig schöne Stimmung.
Das Album ist Ende Mai als DIY Produktion auf Hopeless World Records erschienen und bereits das zweite nach der CD “Final Broadcast” (2018) und der Vinyl-Single “Re-Screening” (2021) von Blutsauger Bytingale, Lykanthrop Lycanhead und dem schrecklichen Dr. Combat – ich tippe, die Namen stehen nicht im Ausweis, machen aber auf alle Fälle Eindruck, wie die gesamte Platte auf mich.
Daher die dringende Empfehlung: Wer gerade sein Mix-Tape für die Halloween-Party zusammenstellt, sollte keinesfalls Horror Vision vergessen! Und Horror Vision passt nicht nur zur Kürbiszeit! Ein bisschen Grusel passt immer und überall.
Husch, husch hier ins Einkaufskörbchen!