30 Jahre Hot Water Music – echt jetzt? Ich bin ehrlich, diese Band ist irgendwie so ein ganz kleines bisschen an mir vorbeigegangen. Natürlich kenne ich einige Songs und habe die Band schon 2-3 mal auf Festivals gesehen, aber viel mehr war es bisher nicht. Bis jetzt. Denn was sich hier mit VOWS auf meinem Plattenteller dreht, ist fantastisch. Hardcore, Punk, Indierock ist die Melange, die ich so nicht erwartet habe. Nur zwei Jahre nach “Feel the Void” kommen Hot Water Music mit VOWS überraschend schnell mit neuer Musik daher, lagen zwischen 2004 und 2022 doch immerhin acht, fünf und noch einmal fünf Jahre zwischen den LPs.
Hot Water Music bestehen zumindest im Studio aus Chuck Ragan, Chris Wollard, Chris Cresswell (alle Gesang und Gitarre), Jason Black (Bass) und George Rebelo (Drums). Damit hat die Band aus Florida eine Songwriter/Sänger-Power, die im Genre wohl unerreicht ist und auch den Facettenreichtum der Songs begründet. Dazu eine Rhythm-Section, die seit 30 Jahren zusammen groovt und fertig ist das perfekte Bandgefüge.
Mit “Menace” geht es auch gleich kraftvoll und energiegeladen los. Überraschend catchy im Refrain, den Chris Wollard und Chris Cresswell facettenreich verstärken. “Searching for Light” tritt ein kleines bisschen auf die Bremse, aber das fällt durch die Mitgröhl-Chöre gar nicht weiter auf. Ich träume mich trotz leicht einsetzender Melancholie sofort in Richtung Festivalsommer.
All the lessons turn into questions
Weighed down by the darkness
Searching for light
Fast Alternative-Rock ist der Track “After the impossible”, der zusammen mit Dallas Green (Alexisonfire, City and Colour) performed wird. Hier bewegen sich Hot Water Music am äußeren Rand dessen, was ihr Werk bisher ausgemacht hat. Eine halbe Ballade, die sich aber spielend leicht in den Gesamtkontext des Albums einfügt.
Sicherlich mit voller Absicht direkt dahinter platziert ist “Remnants”, das mit einem funkigen Bass fast ein bisschen sperrig wirkt, aber auch einen tollen Chorus besitzt. Eine echte Supergroup, bestehend aus Hot Water Music und Thrice, sorgt in der bereits vorab veröffentlichten Single “Fences” für einen ausladenden Höhepunkt des Albums. Wie gemacht für die Rockbühnen dieser Welt.
Der Creswell-Song “Side of the road” gefällt als Pop-Punk Track ebenso wie “Wildfire”, der mit einem interessanten Instrumentalteil samt Narrator daherkommt. Am Ende steht ein zweifaches “I want my money back!” Mein Lieblingssong auf VOWS ist eindeutig ‘Bury Us All’. Ein richtig fetter, mehrstimmiger Chorus, lyrisch auf der Suche nach den wegweisenden Lichtern, die uns nach Hause leiten sollen. Herrlich Emo.
“Much Love” mit Interrupters Aimee Allen beendet die 40 Minuten schließlich wieder mit etwas ruhigeren Tönen, die Hot Water Music mittlerweile ebenso sicher von der Hand zu gehenscheinen als der gemeine Post-Punk.
Das Album ist bereits im Mai auf End Hits Records erschienen und bei unsem Partner jpc gibt es neben green und red auch eine exklusive Version.