Die Band Inner Conflict gibt es schon seit 30 Jahren! Und die sind ganz schön an mir vorbeigeflogen. Klar, den Namen habe ich schon das ein oder andere Mal wahrgenommen, doch zu einer musikalischen Begegnung kam es nie.
1992 haben sie sich gegründet. Einige Bandmitglieder haben sich inzwischen sicherlicher erneuert. Die Stimme, sprich Jenny, ist aber geblieben.
Ihre Art zu singen ist besonders und anders und hochmelodiös.
Erinnert mich an Balboa Burnout.
Sie machen Punkrock, trotzdem mit Melancholie, mit Wehmut und mit Pessisimus. Und mit einer Herzenswärme!
Vermutlich benennen sie ihre Musik deshalb auch als “Heart-Core”; und das ist wahrlich keineswegs poppig!
Der erste Song “Vanessa” auf dem Album “At Any Time” zeigt direkt, was ein Inner Conflict ist. Eine untergehende Beziehung.
“Clickfix” ist ein sehr schnelles Stück, dessen Text ich soweit nachvollziehen kann. Es geht um den Zwang des dauernden Selbstoptimierens. Nur den Titel des Stücks, den dürft ihr mir gerne erklären!
“Geier über Leichen” läuft und ich gewöhne mich an den wirklich guten Sound, den diese EP hat, denn die sieben Songs sind fast schon durchgelaufen und ich drehe die Scheibe sehr gerne nochmal um.
Gerne hätte ich auch ein Video für euch, doch die Band hat tatsächlich in der Tube nur einige Liveauftritte, aber keinen Clip. Schadé.
“Guantanamo” dreht sich um die Omnipräsenz des Internets. Das Guantanamo also dein Smartphone auch sein kann. Eine Überwachungsmöglichkeit, die man jedem bietet, sobald man sein Telefon anmacht.
Mich erinnert Inner Conflict ein wenig an Postford, auch wegen der Sängerin. Sie hat wirklich ein sehr gutes Stimmvolumen. Der Sound ist allerdings viel klarer gemischt. Die Texte sind nicht durchweg gereimt und haben ein Versmaß, sondern die Worte sind auf die Musik angepasst und ergeben sich. Das wirkt manchmal etwas sperriger, vor allem weil es halt die deutsche Sprache ist, die da nicht so “geradeaus” funktioniert.
Ich find das echt cool!
Ja, und Kuballa sind auch noch ein sehr guter Anspieltipp, wer nach etwas ähnlichem sucht.
Inner Conflict haben mit “Anzünden” einen megaguten Song geschrieben.
Da stimmt alles.
Die letzten beiden Songs “Tausend Fäden” und “Pegel” drehen sich wieder um untergehende Beziehungen. Sehr persönlich gehalten. Den ungekonnten und ins Negative ausufernden Konsum von Alkohol.
Ich möchte da einwerfen, dass ich es mit Nagel von Muff Potter halte, der einstmal (sinngemäß) sang “Lieder über Alkohol sind so unterträglich harmlos”. Was jetzt nicht den guten Song und Text von Inner Conflict schmälern soll. Nur, die Tragweite des Alkoholkonsums lässt sich halt in einem Lied nur in Facetten darstellen.
Fazit: manchmal fehlt der Rotz des Punk im Sound. Ich zippe mal durch die alten Tracks und mir fällt auch sofort auf, weswegen mir die Band nicht hängengeblieben ist: es ist Hardcorepunk, den ich einfach nicht höre.
Mit ihrer neuen EP “At Any Time” haben sie aber ordentlich am musikalischen Zauberrad gedreht und weit mehr aus ihrem Sound und Songwriting rausgeholt, als bisher zu hören war. Etwas weniger politisch und klar in den Ansagen, dafür etwas lyrischer.
Ein riesen Schritt in eine neue Richtung. Der Entwicklungsbogen also gespannt und bereit, die musikalischen Pfeile in eure Herzen zu schießen!
Ich kann es heiß empfehlen, Inner Conflict eine Chance zu geben.
Santa Diabla und Raccoone Records sind die beiden DIY-Labels, die sich um diesen schönen (DIY)-Release mit Prägedruck auf dem Frontcover gekümmert haben. Das Cover ist insgesamt sehr schlicht gehalten, sagt aber einiges aus.
Dort bekommt ihr auch die Platte, oder direkt bei der Band!